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Handel legt (zu) wenig Wert auf Prozesse

In der Studie Business Performance Index Handel Mittelstand ermittelt das Analystenhaus techconsult vier Indizes in mittelständischen Groß- und Einzelhandelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz: Prozessqualität (BPI), IT-Unterstützung, Reifegrad innovativer Lösungen sowie Unternehmenserfolg.

Erstes Ergebnis: Die Prozessqualität (Business Performance Index, BPI) in Groß- und Einzelhandel lässt weiterhin zu wünschen übrig. Der BPI verbesserte sich im Jahresvergleich nur marginal um 0,5 Prozent auf 64 Punkte. Dieser Wert drückt aus, welche Relevanz bestimmte Prozesse bei Business-Entscheidern besitzen und wie zufrieden sie mit ihrer Ausführung sind. Gefragt wurde dabei nach folgenden Prozessen: Einkauf, Finanzen/Controlling, Logistik, Marketing, Mehrwert-Dienstleistungen, Personalwesen, Verkauf.
Die Top Ten Unternehmen liegen 40 Prozent über dem Durchschnitt

Die drei anderen Indizes, die im Rahmen der BPI-Studie von techconsult ebenfalls erhoben werden, haben sich dagegen teilweise signifikant verbessert. So steigt der Grad der IT-Unterstützung – er verdeutlicht wie stark die einzelnen Tätigkeiten im Unternehmen mit IT unterlegt sind – um 2,3 Prozent auf 62,4 Punkte. Der Reifegrad innovativer IT-Lösungen, mit dem gemessen wird, wie zufrieden die Business-Entscheider mit modernen IT-Anwendungen in den Unternehmen sind, kletterte um knapp 7 Prozent auf 60,8 Punkte. Der Prozess- bzw. Unternehmenserfolg schließlich steigt gegenüber der 2011er Untersuchung um 2,8 auf 66,9 Punkte. Dieser Index veranschaulicht, in welche Richtung sich die gesetzten KPIs der einzelnen Prozesse entwickelt haben. In jedem Index können höchstens 100 Punkte erreicht werden.

Obwohl sämtliche Indexwerte über 50 Punkte liegen, wird die relativ geringe Prozessqualität im mittelständischen Handel durch einen Blick auf die Top-Performer deutlich. Die Top Ten des Handels erreichen bei BPI, IT-Unterstützungsgrad, Reife innovativer IT-Lösungen und beim Unternehmenserfolg Werte, die im Schnitt 40 Prozent über den Durchschnittspunktzahlen liegen.

Wenn man bedenkt, dass die Unternehmen erst über einem BPI von 60 Punkten eine positive Gewinnentwicklung aufweisen, werden zwei Dinge deutlich: Einerseits machen Unternehmen mit einem hohen BPI auch höhere Gewinne, anderseits benötigen mittelständische Händler bessere Prozesse für eine nachhaltig positive Entwicklung. 75 Punkte sind ein guter BPI-Durchschnittswert in den Kernprozessen.

Unternehmen, die in Richtung 75 BPI Punkte tendieren, können sich zumindest darauf verlassen, die bedeutenden Prozesse in den Unternehmensbereichen erkannt und adäquat umgesetzt zu haben – das gibt in Zeiten normaler Konjunkturentwicklung ein gewisses Maß an Sicherheit.

Der Einkaufsprozess hat die schlechteste Qualität

Doch davon ist der Handel aber weit entfernt. Genauso wie im vergangenen Jahr werden die Unterstützungsprozesse Finanzen/Controlling sowie das Personalwesen im BPI-Ranking des Handels teilweise deutlich besser bewertet als die Kernprozesse Einkauf, Verkauf, Marketing und Mehrwert-Dienstleistungen. Der Einkaufsprozess wurde mit 63,2 von den Befragten am niedrigsten eingestuft. Henkes erklärt das mit der unterschiedlichen Relevanz. Der Einkauf ist im Handel das A und O. Hier entscheidet sich, wie hoch die Marge und damit der Verdienst ist. Ich denke, dass deshalb die Befragten enorm viel von diesem Prozess verlangen, mehr als er zurzeit offenbar zu leisten imstande ist.

SaaS-Quote steigt auf 29,5 Prozent

Neben den vier Indizes fragte techconsult die Handelsunternehmen auch nach der Nutzung von Software-as-a-Service (SaaS), ihrer Outsourcing-Quote, dem Einsatz und Management mobiler Devices und nicht zuletzt nach den wichtigsten Herausforderungen, denen sie sich in den kommenden Monaten gegenübersehen. Demnach hat der Einsatz von SaaS durchschnittlich um 7,6 Prozentpunkte auf 29,5 Prozent zugenommen.

Prozesse vor allem im Handel noch verbesserungswürdig. Quelle: Techconsult

“Eine Entwicklung, die wir bei unseren Kunden deutlich feststellen”, so Ralf Weinmann, Leiter PR und Marketing bei der cormeta ag. Dabei nutzt der Großhandel dieses Instrument der Softwarenutzung mit 32,5 Prozent deutlich stärker als der Einzelhandel mit 26,1 Prozent. Die von techconsult ebenfalls ausgewiesene Outsourcing-Quote bezieht sich nicht auf das klassische IT-Outsourcing, sondern auf die Auslagerung von Businessprozessen oder Teilprozessen. Sie hat sich gegenüber 2011 nur marginal auf 42,3 Prozent erhöht.
33 Prozent der Mitarbeiter nutzen Smartphones

Dem Trend zu mobilen Devices können sich auch die Handelsunternehmen nicht entziehen. So nutzen inzwischen fast 33 Prozent der Mitarbeiter Smartphones und gut 30 Prozent Laptops. Tablets sind erst bei knapp 12 Prozent der Mitarbeiter im Einsatz. Ultrabooks haben sich dagegen mit 5,4 Prozent in der Belegschaft noch nicht durchgesetzt.

Als wichtigste Herausforderungen sehen die Handelsunternehmen die Themen Kostensenkung, Rekrutierung von Fachpersonal sowie die steigenden Liefer- und Einkaufspreisen. Vor allem Letzteres dürfte den Druck auf die Einkaufsprozesse weiter erhöhen.

An der repräsentativen Studie beteiligten sich mit 149 knapp 15 Prozent mehr Unternehmen als im Vorjahr. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer und leitende Angestellte.

Gesponsert wird die techconsult-Studie von den Unternehmen SAP und marcom source. Außerdem unterstützen die Unternehmen itelligence, TDS, INFO AG, cormeta, TRIAS, trovarit, Sycor und proaxia die Untersuchung. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft unterstützt den BPI ideell. Weitere Informationen finden Sie unter www.business-performance-index.de

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Redaktion

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