Dell kauft Dell von der Börse zurück
Unternehmensgründer Michael Dell hat sein Unternehmen wieder von den Anteilseignern zurückgekauft. Nachdem zuvor bereits die Gerüchteküche gebrodelt hatte, dass der Kauf kurz vor dem Abschluss ist, kommt jetzt die offizielle Bestätigung des Rückkaufs. Damit steht der Weg offen, Dell nach IBM-Vorbild umzubauen.
Mit dem Aktienrückkauf und dem Delisting von der Börse wagt Michael Dell den Befreiungsschlag für das Unternehmen, das er Gegründet hat und dem er seinen Namen geliehen hat. Mit diesem Rückkauf will er vor allem mehr Handlungsspielraum gewinnen, um das Unternehmen Dell radikal umbauen zu können.
Vor allem aber würde Dell die Kontrolle über den Konzern zurückbekommen, denn mit seinen Kaufplänen würde Dell der größte Anteilseigner an dem Unternehmen.
Derzeit ist Dell als Hardware-Hersteller das drittgrößte Unternehmen und das Wall Street Journal berichtete im Vorfeld unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertrauten Personen, dass dieser Rückkauf mit Hilfe von Investoren kurz vor dem Abschluss steht.
24,4 Milliarden Dollar oder 13,65 Dollar pro Aktie müssen Dell und seine Financiers laut ersten Berichten aufbringen, um Dell von den Anlegern zurückkaufen können. Als Dell vor einigen Jahren noch der größte PC-Hersteller am Markt war, betrug die Marktkapitalisierung 100 Milliarden Dollar. Ohne den Druck und den Missmut der Aktionäre könnte Dell die Abhängigkeiten vom Margen-schwachen PC- und Hardware-Geschäft weiter abbauen.
Die Übernahmen der vergangenen Monate und Jahre zeigen, dass der Hardwarehersteller sich immer mehr in Richtung Software und Services entwickelt. Neue Trends wie Tablets oder Smartphones hingegen scheinen für die Zukunft Dells hingegen eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dell seinen eigenen Anteil von etwa 16 Prozent in den Rückkauf einbringt. Das entspricht etwa einem Wert von 3,7 Milliarden Dollar.
Weiter zählt das Wall Street Journal auf, dass 700 Millionen Dollar über einen Investor kommen, hinter dem wiederum Dell selbst stehe. Auch der Software-Riese Microsoft wolle sich laut Berichten an dem Projekt beteiligen.
Der Konzern soll demnach 2 Milliarden Dollar in Form einer nachrangigen Schuldverschreibung beisteuern. Eine weitere Milliarde könnte von Silver Lake Partners kommen.Über diese spezielle Form der Finanzierung würde der Einfluss von Microsoft bei Dell eher mäßig ausfallen. Weitere 15 Milliarden Dollar sollen über Banken in den Buy-Out fließen. Wobei sich offenbar vier Institute den Betrag untereinander aufteilen wollen. Die Anteile einiger Dell-Manager müssen die Investoren nicht zurückkaufen.
Dell wird auch dem neuen Unternehmen als CEO vorstehen und auch weiterhin einen hohen Anteil an dem jetzt privaten Unternehmen halten, in dem er seine alten Anteile in das Unternehmen einbringt. Außerdem mache er ein weiteres “maßgebliches” Investment in das neue Dell.
“Ich glaube, dass diese Transaktion ein neues und spannendes Kapitel für Dell, unsere Kunden und Team-Mitglieder eröffnet. Wir können den Aktionären sofortigen Wertgewinn zusichern und gleichzeitig unsere Langzeit-Strategie verfolgen”, lässt Dell mitteilen. Dell habe in den vergangenen vier Jahren gute Fortschritte bei der Umsetzung dieser Strategie gemacht, dennoch scheint man davon auszugehen, dass die strategische Neuausrichtung noch weitere Investitionen und Geduld erfordern wird.
Bei Dell geht derzeit etwa die Hälfte des Jahresumsatzes von 62 Milliarden Dollar auf PCs und Hardware zurück. Branchenbeobachter sehen zwar, dass Dell diesen Anteil möglicherweise senken will, indem er Bereiche wie Software und Services stärkt, dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass er sich aus dem PC-Geschäft vollständig zurückziehen will. So hatte sich Dell in die Diskussion um den Verkauf der PC-Sparte von HP eingeschaltet und diese Pläne als großen Fehler eingestuft. Jedoch könnte er möglicherweise wieder mehr den Business-Nutzer in den Fokus rücken, weil hier höhere Margen locken.
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