Missmanagement im Rechenzentrum bremst Unternehmen aus
Um auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen des Marktes zu reagieren, investieren Unternehmen immer mehr Geld in neue und größere Rechenzentren. Doch anstatt wie geplant, die Innovationskraft zu unterstützen, geht dort oft viel Geld verloren, warnen die Marktforscher von IDC. Es fehlt ein einheitliches Managementkonzept.
“Unternehmen geben jedes Jahr viele Milliarden Dollar für die in Rechenzentren bereitgestellte Infrastruktur aus. Hinzu kommen noch die Kosten für Energie und Kühlung sowie für Mitarbeiter in IT- und Anlagensupport, die für eine hohe Verfügbarkeit aktueller und neuer Anwendungen sorgen”, sagt Richard Villars, Vice President of Datacenter and Cloud bei IDC und Autor der Studie. “Sie müssen darauf achten, dass diese Investitionen effizient und effektiv getätigt werden und dass sie die übergeordneten Unternehmensziele der Bereitstellung innovativer neuer Produkte und Services unterstützen.”
Doch das ist offenbar leichter gesagt als getan. Über 500 Führungskräfte aus den IT-Abteilungen und der Anlagenverwaltung, sowie Manager in mittleren und großen Unternehmen aus den USA, Brasilien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland haben die Marktforscher in Zusammenarbeit mit CA Technologies befragt. Die überwältigende Mehrheit, nämlich 84 Prozent, kämpft demnach in den Rechenzentren mit einer Vielzahl von Problemen. Konkret geht es um die Themen Stromversorgung, Platzbedarf, Kühlkapazität sowie die Nutzung oder Bereitstellung von Assets oder Betriebszeit.
Die Folgen bekommen die betroffenen Unternehmen unmittelbar zu spüren: “Die Probleme führten zu verzögerten oder abgebrochenen Anwendungseinführungen, Einschränkung bei der Fähigkeit, Kunden zu unterstützen und zu einer ungeplanten Verlagerung von Betriebskosten und Investitionsaufwand weg von den strategischen Zielen”, schreibt Villars in der Zusammenfassung der Studie.
Auf der Suche nach den Gründen für die offensichtliche Problem-Flut haben die Marktforscher drei Kernbereiche ausgemacht. Veraltete oder schlecht konzipierte Rechenzentren, geteilte Betriebsabläufe im Rechenzentrum und widersprüchliche oder unvollständige Informationen über IT- und Anlagen-Assets.
“Mit herkömmlichen Methoden ist es häufig schwierig, Platz, Energie, Kühlung und Assets in Rechenzentren effektiv zu überwachen und zu verwalten” sagt Terrence Clark, General Manager, Energy and Sustainability Solutions bei CA Technologies und verweist – sicher auch mit Blick auf das eigene Angebot in diesem Bereich – auf DCIM-Lösungen (Data Center Infrastructure Management). Sie sorgten für “mehr Effizienz, reduzierte Risiken und die gesteigerte Agilität, die für zunehmende Unternehmensanforderungen notwendig ist”.
Rückenwind kommt von IDC. Zwar sei es wichtig alle drei Kernbereiche im Auge zu behalten. Widersprüchliche Informationen aus den Rechenzentren seien aber der Bereich, in dem Unternehmen am schnellsten und am wirtschaftlichsten Änderungen vornehmen könnten.
Raum für Verbesserungen gibt es hier offenbar genügend. Lediglich ein Drittel der Unternehmen (37 Prozent) gab an, innerhalb der IT und Anlagen nur ein Toolset einzusetzen. “Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass virtuelle Server mit einem Toolset verwaltet werden. In vielen anderen Bereichen aber – einschließlich physischer Server, Kühlung und Sicherheit – erfolgt die Verwaltung wahrscheinlich mit separaten Tools oder, schlimmer noch, manuell ohne automatisierte Tools”, so Villars.
In der Folge würden IT-Administratoren, Anlagemanager und Kapazitätsplaner mit mehreren und häufig inkompatiblen “Versionen der Wahrheit” arbeiten. Ohne zuverlässige und genaue Einblicke in die kritischen Metriken der Infrastruktur in Rechenzentren werde aber die Entscheidungsfindung beeinträchtigt. Über die Hälfte der befragten Manager gab denn auch an, dass eine integrierte DCIM-Lösung Vorteile bieten würde.
“IT- und Anlagenmitarbeiter müssen zusammen an den Innovationen arbeiten, die vom gehobenen Management gefordert werden”, sagt auch Studien-Autor Villars. “Dazu sollten Unternehmen eine DCIM-Lösung implementieren, die einen einheitlichen Ansatz für das Management auf alle Aspekte des Rechenzentrums anwendet.” Das ermögliche nicht nur verbesserte Betriebsabläufe, mehr Agilität und geringere Risiken, sondern beschleunige auch Aufgaben wie Datensammlung und Routineberechnungen sowie –analysen. “Auf diese Weise können Mitarbeiter sich auf übergeordnete Aktivitäten konzentrieren, wie die Entwicklung von Strategien und Konstruktionen sowie die Einrichtung verbesserter Systeme und Konzepte im Rechenzentrum.”
Die Analysten von IDC schätzen, dass sich die Anzahl der Rechenzentren in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird, von 191.000 im Jahr 2011 auf knapp 202.000 im nächsten Jahr. Die Gesamtquadratmeterzahl werde innerhalb desselben Zeitraums von 569 Millionen auf 737 Millionen steigen. Getrieben werde dieses Wachstum von der Expansion in neue geographische Märkte, der Unterstützung neuer und verbesserter Kundenservices sowie Verbesserungen für Sicherheit und Belastbarkeit des Unternehmens.
Tipp: Wie groß war der Einfluss des britischen Wissenschaftlers Alan Turing auf die IT-Industrie? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.