Sedisvakanz leitet sich von sedes vacans her, heißt es bei Wikipedia, leerer Stuhl. So nennt man es auch, wenn jener nicht gar so leer ist, sondern im Gegenteil gleich zwei darauf Platz nehmen, ein legitimer und ein Gegenpapst. Die Frage der Legitimität wurde dabei bislang in solchen Fällen meist nach dem Ende von Kampfhandlungen entschieden.
So war etwa Sergius III (904 – 911) erst Gegenpapst, da verlor er, und später – nachdem er gewonnen hatte – allgemein anerkannter Nachfolger Petri, obwohl er mit einem anderen seiner Vorgänger Formosus (891 – 896) sehr unchristlich verfuhr. Er ließ dessen sterbliche Überreste ausgraben, enthaupten und dem längst Dahingeschiedenen drei Finger der Schwurhand abhacken.
Mehr waren da nämlich nicht mehr dran, weil ein weiterer Vorgänger Stephan VI (896 – 897) Formusus schon zuvor einmal hatte exhumieren lassen. Er stellte den Toten vor Gericht und ließ ihm anschließend die ersten beiden Finger abhacken. Dieses Ereignis ist als Kadaversynode in die Geschichte des Heiligen Stuhls eingegangen.
Viel war dieser Tage von der reichen Tradition des Papsttums zu hören und zu lesen. Aber die spannendsten Begebenheiten finden sich nur in Wikipedia.
Nach dieser und anderen leidigen Angelegenheiten wandten sich die Päpste von ihren verblichenen Vorgängern ab und der Gegenwart sowie ihren schönen Mätressen zu. Diese zwölf Pontifikate währende Epoche wird allgemein als Pornokratie bezeichnet. – Bis schließlich ein neues Jahrtausend anbrach.
In jenem bestiegen auch sehr fromme Männer den Stuhl Petri. Der im Zusammenhang mit dem Rücktritt von Benedikt XVI immer wieder genannte Coelestin V (Ponifex im Jahre 1294) beispielsweise, der letzte Papst, der freiwillig aus dem Amt schied – bis heuer. Ihm hatte sein Nachfolger Bonifatius VIII (1294 – 1303) zur Abdankung geraten, steht in Wikipedia. Anschließend ließ er ihn einsperren. Kluge Christenmenschen hören seitdem nur noch auf göttliche Ratschläge und nicht mehr auf jene von Stellvertretern.
Paul, rätselte der Radioreporter am Mittwochabend in der Live-Sendung, könnte vielleicht der Amtsname des neuen römischen Oberhirten sein. An eine anrüchige Tradition hätte das angeknüpft: Paul III (1534 – 1549) – Wikipedia hat ein wunderbares Tizian-Porträt von ihm reproduziert – begann seine Karriere in der Kurie, indem er seine kleine Schwester Guilia Papst Alexander VI (1492 – 1503) zuführte.
Dessen Geschichte lief vorletztes Jahr unter dem Titel Borgia im ZDF. “Die Borgias – Sex, Macht, Mord, Amen”, hieß die US-Version. – Eine fast schon beschönigende Verfilmung der historischen Fakten, wie Wikipedia sie aufführt.
Und noch mehr Interessantes findet sich im Web-Lexikon zum Thema, etwa eine Liste aller 285 bisherigen Päpste mit Links zu einzelnen Artikeln. 285 Geschichten – viele schaurig, wenige schön, alle spannend.
Ja, diese Online-Enzyklopädie ist eine gaudium magnum, eine große Freude, wie man es vor ein paar Stunden wieder einmal in anderem Zusammenhang zu hören bekommen hat. Oder wie es in einer weiteren klugen Schrift so treffend heißt: “Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt. Du lassest mich wissen die heimliche Weisheit.” (Psalm 51, Vers 8).
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