Viele Unternehmen in Deutschland wollen in diesem Jahr das Personal aufstocken. Doch das ist offenbar leichter gesagt als getan. Mehr als die Hälfte der deutschen Personalverantwortlichen beklagen sich, dass sowohl Qualität als auch Quantität der Bewerbungen mit den Jahren stetig abnimmt. Das Problem des viel beschworenen Fachkräftemangels könnte scheint sich offenbar weiter zu verschärfen.
Laut dem Personal-Portal Stepstone.de sind es bereits 53 Prozent der Personalverantwortlichen, die Anzahl und Qualität von Bewerbungen bemängeln. 2012 lag dieser Anteil mit 55 Prozent sogar noch höher. 270 HR-Verantwortliche hatte an der Stepstone-Studie teilgenommen.
Den teilnehmenden Personalverantwortlichen zufolge lässt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Bewerbungen zunehmend zu wünschen übrig. Schon 2011 hatte mehr als jeder zweite Personaler (54 Prozent) einen Qualitätsverlust bei den eingehenden Bewerbungen festgestellt, aktuell stellen 42 % einen solchen fest, meldet Stepstone in einer Presseaussendung.
Mehr als jeder dritte HR-Verantwortliche blickt pessimistisch in die Zukunft und erwartet eine weitere Verschlechterung der Bewerbungsqualität. Schon jetzt erhalten 63 Prozent der Arbeitgeber in der Mehrzahl Bewerbungen von unterqualifizierten Kandidaten. Dadurch steigt aber die Chance von Kandidaten, die gewisse Voraussetzungen mitbringen. Denn durch diese Entwicklung greifen Personaler auch auf Bewerber zurück, die wenigstens das Potential haben, die Fähigkeiten zu erlernen.
“Ein weiteres Ergebnis unserer Studie ist, dass die Mehrheit der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl in diesem Jahr erhöhen und zu diesem Zweck aktiv rekrutieren will. Die meisten planen sogar, mehr als fünf Mitarbeiter einzustellen. Vor diesem Hintergrund hat die vielfach als unzureichend empfundene Bewerbungsqualität eine besondere Brisanz”, kommentiert Sacha Knorr, Leiter Marketing StepStone Deutschland.
Doch was können Unternehmen tun, um es die Bewerbung so komfortabel wie möglich zu gestalten? Auch auf diese Frage hat die Steptstone-Studie http://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/presse/was-bewerbern-wichtig-ist.cfm eine Antwort: Das beginnt natürlich mit der detaillierten Beschreibung der Anforderungen. Vor allem konkrete Angaben zum Gehalt seien gewünscht, auch in welcher Umgebung und wie sicher der Arbeitsplatz ist, sollte aus der Beschreibung hervorgehen.
96 Prozent der Bewerber suchen im Web und hier sind es vor allem Jobbörsen und Unternehmenswebsites die für die Recherche genutzt werden. Auf Rang drei folgt das persönliche Netzwerk aus Freunden und Bekannten. Am beliebtesten ist die Bewerbung per E-Mail. Spätestens nach zwei Wochen sollte die erste Resonanz auf eine Bewerbung erfolgen. Erhält er überhaupt keine Rückmeldung, hat das Folgen für die Arbeitgebermarke des betroffenen Unternehmens: Der Kandidat empfindet das Unternehmen fortan als unsympathisch (79 Prozent) und würde sich in Zukunft nicht mehr dort bewerben (55 Prozent).
Laut StepStone Studie ist der typische Bewerber zu maximal zwei Vorstellungsgesprächen bereit. Wenn er eine neue Stelle antritt, hält er passiv weiter Ausschau nach Jobangeboten, um den Arbeitsmarkt und seine Chancen im Blick zu behalten (59 Prozent). Ein interessante Job, eine gute Beziehung zu den Kollegen, das Wissen um finanzielle Stabilität des Arbeitgebers und ein gutes Verhältnis zum Chef sorgen für eine gute Bindung des Mitarbeites.
Auch das Projektportal GULP hat Ergebnisse einer Studie veröffentlicht. Gulp hat sich auf die Vermittlung von Selbständigen Fachkräften spezialisiert. Doch auch hier gibt es Anforderungen und Softskills, die am häufigsten nachgefragt werden. So müssen IT-/Engineering-Freelancer vor allem selbstständig arbeiten können sowie stressresistent, teamfähig und selbstbewusst sein. Kreativität, Branchenkenntnis und betriebswirtschaftliches Know-how sind nach Meinung der Freiberufler dagegen weit weniger relevant. Stress-Resistenz ist vor allem in großen Unternehmen noch gefragter als in kleinen Unternehmen. Teamfähigkeit ist bei älteren Freiberuflern höher im Kurs als bei jüngeren.
Selbstständiges Arbeiten ist für 75,6 Prozent der Freelancer das wichtigste Erfolgskriterium. Stress-Resistenz, Teamfähigkeit und Selbstbewusstsein landen auf den Plätzen zwei bis vier. Weniger Relevanz hat für unsere Umfrage-Teilnehmer dagegen die Kreativität – nur 26,7 Prozent halten sie für sehr wichtig. Branchenkenntnis und betriebswirtschaftliches Know-how schließen das Ranking ab.
Natürlich hängt es von verschiedenen Faktoren ab, was Freelancer für relevant halten, einer davon ist die Größe des Unternehmens, in dem die Externen arbeiten. Von wegen, dass man sich in Konzernen in der Masse verstecken und eine ruhige Kugel schieben kann: Je größer das Unternehmen ist, in dem IT-/Engineering-Freelancer im Projekteinsatz sind, desto wichtiger ist für sie die Stress-Resistenz.
Der Skill wird von zwei Freelancer-Rollen besonders hoch eingestuft: 73,0 Prozent der Projektmanager und 63,6 Prozent der Administratoren denken, dass Stress-Resistenz sehr wichtig für den beruflichen Erfolg ist. “Das kann ihnen sicherlich keiner absprechen. Die einen müssen in stressigen Großprojekten den Überblick behalten. Die anderen sollen bei Störungen oder Ausfällen und beim User-Support stets ruhig und gelassen bleiben”, detailliert GULP-Marketingleiter Stefan Symanek.
Je länger ein Freiberufler selbstständig ist, desto höheres Gewicht messe er laut GULP-Befragung der Teamfähigkeit bei. Von denjenigen, die erst seit fünf Jahren selbstständig sind, halten 51,0 Prozent Teamfähigkeit für sehr wichtig für den beruflichen Erfolg – im Gegensatz zu 66,7 Prozent der Freelancer, die seit mehr als 25 Jahren selbstständig sind.
44,5 Prozent der Umfrage-Teilnehmer halten Spezialwissen für sehr wichtig. Das breite fachliche Know-how landet mit 47,2 Prozent nur ganz knapp davor. “Auf die Frage, ob Freelancer eher Generalisten oder eher Spezialisten sind, gibt es keine pauschale Antwort”, erklärt Symanek. “Vielmehr ist diese Einschätzung von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel von der Rolle des Externen: Nur 34,8 Prozent der Projektmanager halten Spezialwissen für sehr wichtig. Das ist nicht verwunderlich – sind Projektmanager und -leiter doch fachlich eher Generalisten, die den Überblick über das Thema behalten und das Projekt koordinieren sollen.” Hier gilt aber die grobe Faustregel, dass je kleiner das Unternehmen ist, desto mehr sind breit gestreute Kenntnisse gefragt. In größeren Unternehmen mit mehr als 5000 hingegen sind dann wieder vermehrt spezielle Kenntnisse gefragt.
Für diese Studie hat GULP 2.107 Selbständige befragt.
LLMs besitzen einerseits innovative neue Fähigkeiten, stellen Unternehmen allerdings auch vor diverse Herausforderungen: ob EU…
Server-Ausbau in den USA und China macht große Fortschritte, deutscher Weltmarktanteil sinkt. Lichtblicke in Frankfurt…
Der Markt für Workplace Services gerät in Bewegung. Das bestmögliche digitale Nutzererlebnis gilt als Schlüssel…
Schutz für 10.000 Postfächer über rund 200 Domains: Private-Stack-Variante kombiniert Vorteile einer Cloud-Lösung mit Sicherheit…
Huawei Connect Paris: Innovationen rund um Data Center, Storage und IT-Sicherheit.
Mit KI optimieren Hacker ihre Angriffsversuche. Ist CIAM eine Lösung, mit der sich Unternehmen vor…
View Comments
Nach dem Verhalten, das viele HR-Abteilungen mit ihren Bewerbern pflegen, darf es doch niemanden wundern, dass sie weniger Leute bewerben.
Die Zeit, die teilweise notwendig ist, um online-Formulare auszufüllen, ist oft unzumutbar lang und die Fragen nicht selten nahe an der Zumutbarkeitsgrenze.
HR-Abteilungen erwarten sich hochpersonalisierte Bewerbungsschreiben, teilweise auch hinsichtlich des CV, und dann kommt (wenn überhaupt) ein Standardtext-Mail, teilweise Monate später. Dieser Zustand ist gerade nach auch mal einer Stunde mit dem online-Formular unhaltbar. Oder, und das setzt der Dreistigkeit die Krone auf, der Bewerber erhält sofort nach der Bewerbung ein auto-reply, das ausführt, dass wenn der Bewerber binnen drei Wochen keine weitere Antwort erhält, er doch bitte davon ausgehen möge, dass seine Bewerbung nicht berücksichtigt wurde.
Der demographische Wandel wird aber zum Glück den Damen und Herren Personalisten, die sich manchmal auch "Human Resource Developer" nennen, jene Demut lehren, die Menschen in derart verantwortungsvollen Positionen zueigen sein sollte.
Hallo Zusammen,
hier ist PMa, der IT-OPA. Seit 1984 beobachte ich die Branche, die ich einmal meine Branche nannte. Ich bin abtrünnig geworden, meine Liebe gilt wieder einem Business, in dem sich der Haifisch frei bewegt und Arbeitsagenturen wie HR Abteilungen ähnlich viel zu schnäbeln haben, nämlich nichts! Es ist das Internet-Marketing.
Ja, so schön war es einmal in der IT, wer auf sich hielt, der arbeitete für die Industrie und ein paar mittlere Auftraggeber, als Freelancer versteht sich. Hat man einen Job nicht bekommen, so musste eben noch eine Zertifizierung ins Haus, fertig.
Die Zertifizierungen waren zwar grob (schwierig), aber man wusste wenigstens, was einer kann, wenn er eine solche hatte.
Dann begann die Politik sich einzumischen und bewirkte durch die Ausbildung von Unmengen an System-Engineers auf Allgemeinkosten eine extreme Wertminderung des Berufsstandes. Als mir der erste gewerbliche Auftraggeber über so eine schwindelige Vermittlungsagentur €25 je Stunde geboten hat, wusste ich, dass ich dieses sinkende Schiff ganz schnell verlassen muss. Gesagt - Getan!
Ich kenne viele Kollegen, die es mir gleich taten. Klar, zu haben bin ich immer noch, wie auch die genannten Kollegen, aber nur als Berater, nicht als SE. Sollen sie doch die vom Arbeitsamt holen!
Ein herzliches Grüßle, der PMa
Hallo,
wer spricht denn von der ursächlichen, exponentiell fallenden Qualifikation der Personaler/HR und Vermittler? Die Ausschreibungstexte und die nur im Ausnahmefall erhältlichen Informationen sind indiskutabel bis inexistent.
Wer spricht denn von den immer geringer werdenden Stundensätzen bzw. Gehältern? Qualität kostet Geld, was von der Firmen nicht akzeptiert wird. Stattdessen werden amerikanische hire & fire Verhältnisse angestrebt. Vermehrt angebotene Zeitverträge sind dafür deutliche Zeichen. Gewinnmaximierung auf Kosten der Wertschöpfenden ist das und der Tod der Motivation.
Die Desozialisierung der Arbeit wächst zum Schaden der Volkswirtschaft. Die Quick-wins der Egoisten dominieren. Es gibt von der Wirtschaft/Politik kein wahrhaftiges Interesse, bzw. fehlt es an Kompetenz für langfristige, nachhaltiger Qualität und wirksamer Identifikation mit der Arbeit.
Wer hat denn da noch Lust, sich für eine langfristige Perspektive zu bewerben, bzw. nachhaltige Projektarbeit abzuliefern. Es wird weder erwartet noch gewünscht, weil es gar nicht beurteilt werden kann.
Gute Leistung lohnt nicht, weil sie nicht bezahlt und (fast) schon als Bedrohung verstanden wird.
VG FS