In einer Studie des deutschen Usability-Spezialisten treten erhebliche Schwachstellen bei der Benutzerfreundlichkeit von Windows 8 zu tage. Doch auch Lob gibt es für die neue Windows-Version. So freut sich die Mehrheit der Testteilnehmer über Design und die klare Strukturen in Windows 8.
Das deutsche Unternehmen Usability.de weist in einer Studie auf “schwerwiegende Usability-Schwachstellen” hin. Diese würden das Arbeiten mit der Software erschweren. Die Studie mit allen Ergebnissen des zur Jahreswende durchgeführten Tests steht auf der Website des Testunternehmens nach einer Anmeldung kostenfrei zum Download bereit.
Die Tester – Personen zwischen 22 und 47 Jahren, die alle mit früheren Microsoft Betriebssystemen vertraut waren -, vermissten vor allem bekannte Funktionen. So beklagten sie, dass das Schließen, Minimieren und Verkleinern von Fenstern nicht möglich sei. Auch hätten die Probanten Probleme gehabt, Programme zu beenden. Vermisst wurde auch der Explorer fehlt. Zudem frustrieren sie versteckte Menüs und Funktionen und verunsicherte sie der neue Startbildschirm. Bei den 60-minütigen Usability-Tests wurden die Teilnehmer, die noch keine Erfahrungen im Umgang mit Windows 8 besaßen, gebeten, unterschiedliche für die erste Nutzung typische Aufgaben bei der Verwendung eines neuen Systems zu erledigen. Dazu gehörten die Anpassung des Hintergrundbildes, das Anlegen von Ordner für die eigenen Dateien und die Aufgabe, den PC herunterzufahren.
Insgesamt finden die Testpersonen die Nutzerführung kompliziert und die Navigationswege umständlich. Lediglich die Hälfte der Testteilnehmer schaffte es, unter Windows 8 den PC herunterzufahren. Im Detail vermissten die Nutzer bekannte Windows-Funktionen, etwa die um Fenster zu minimieren zu verkleinern oder zu schließen. Auch konnten sie einmal geöffnete Programme nicht oder nur mit Schwierigkeiten wieder verlassen.
Häufig fanden Nutzer zudem den Snap-Modus nicht, mit dem sich in Windows 8 geöffnete Programme nebeneinander legen und somit gleichzeitig anzeigen lassen. Auch die Navigation und Interaktion über aktive Ecken führte vielfach zu Schwierigkeiten.
“Das Design des Betriebssystems sprach die Nutzer im Großen und Ganzen an. Allerdings störte sie, dass vieles nicht konsequent umgesetzt wurde”, erklärt Studienleiter Thomas Bartels gegenüber ITespresso. Ein weiteres Problemfeld lasse sich als “Bevormundung” beschreiben. So habe Nutzer etwa die strenge Einteilung von zwei gleichzeitig auf dem Bildschirm angezeigten Programmen in zwei Drittel und ein Drittel der Oberfläche gestört: “Viele fragten sich, warum sie keine Möglichkeit haben, den Anteil der Programme an der Bildschirmoberfläche selbst zu bestimmen.”
Einen Teil der Probleme hat sich Microsoft aufgrund der intensiven Sozialisation der Nutzer durch seine früheren Programme und Betriebssysteme selbst zuzuschreiben. Eines der Hauptergebnisse des Usability-Tests ist nämlich, dass die Nutzer altbekannte Windows-Funktionen, die unter anderem auch bei der Navigation durch das Betriebssystem behilflich sind, bei Windows 8 schmerzlich vermissen. Dazu gehört, neben dem Start-Button, für den sich inzwischen sogar das Microsoft-Management eingesetzt hat, auch der Windows-Explorer, der Arbeitsplatz, die Bereiche Programme und Systemsteuerung sowie die Taskleiste.
Viele der im Usability-Test ermittelten Schwächen des Betriebssystems spiegeln sich übrigens auch in einer ganz anders entstandenen Studie wieder: Der Dienstleister Computer Support hat ebenfalls in der letzten Woche des Jahres 2012 die Gespräche eines kostenlosen Beratungstages zu Windows 8 ausgewertet.
Demnach verursachen ebenfalls am häufigsten versteckte Bedienelemente Sorgen. Außerdem standen bei den Anrufern bei Computer Support Probleme mit Druckern und dem Abspielen von DVDs im Mittelpunkt. Diese beiden Aspekte treten wohl aber eher in der Nutzung in der Praxis auf, nicht bei der ersten Beschäftigung mit dem System.
Diese Aufgaben gehörten daher nicht zum Umfang des Tests von Usability.de. Der wurde übrigens auf einem klassischen PC durchgeführt: Die Usability von Windows 8 auf einem Tablet oder Notebook mit Touchscreen könnte also durchaus besser sein – zum Beispiel, weil da die Suche nach dem Aus-Knopf entfällt.
Unterm Strich scheint die Untersuchung aber zu untermauern, dass Microsofts Gewaltanstrengung, ein übergreifendes Betriebssystem für alle denkbaren Plattformen zu schaffen, nicht ganz gelungen ist. Mit Spannung dürfen daher von vielen die sich mit “Windows Blue” für Sommer ankündenden Veränderungen erwartet werden.
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