Die britische Times will anderes gehört haben. Diese berichtet unter Berufung auf SAP-Co-CEO Bill McDermott. “Uns war bekannt, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt auf dem Markt war, aber wir waren nie ernsthaft an Autonomy interessiert”, zitiert die Zeitung den Manager.
Demnach soll es zu direkten Gesprächen zwischen McDermott und HP-Chefin Meg Whitman gekommen sein. Zu dem Zeitpunkt des Treffens macht die Times keine konkreten Angaben. Es habe aber vor einem Besuch Whitmans in London im April stattgefunden. Damals erklärte sie, Autonomy stehe nicht zum Verkauf und HP halte an der Übernahme fest.
HP hat indes den Bericht der Times dementiert. “Entgegen den Medienberichten ist HP an einem Verkauf von Autonomy nicht interessiert”, sagte ein Sprecher des Computerherstellers im Gespräch mit All Things Digital. “Im vergangenen Jahr haben wir Kaufanfragen von SAP zu Softwaregeschäftsbereichen von HP bekommen, und wir haben immer wieder ‘nein’ gesagt. Wir glauben, dass Autonomy eine wichtige Rolle in HPs langfristiger Strategie spielen wird.”
Auch der SAP-Sprecher Jim Dever schwächte die Aussage seines CEO gegenüber All Things Digital ab. “Wenn man sich das Zitat anschaut, dann sagt Bill nichts anderes, als dass wir wussten, dass Autonomy zum Verkauf steht. Es war Gegenstand von Gesprächen, aber er hat nie irgendwelche Verhandlungen mit HP erwähnt. Tatsächlich hat er auch nie gesagt, HP habe uns angesprochen.”
Quellen von All Things Digital zufolge ist HP ein Großkunde von SAP. Treffen zwischen Whitman, McDermott und SAP-CTO Vishal Sikka seien Routine. Whitman habe sich auch mit SAP-Gründer Hasso Plattner getroffen. Dabei sei es zwar auch um einen möglichen Besitzerwechsel bei Autonomy gegangen, die Gespräche seien aber so “informell” gewesen, dass sie nahezu bedeutungslos waren. “Autonomy wurde niemals SAP angeboten”, betonte eine Quelle von All Things Digital.
Parallel dazu meldet eWeek, dass die Übernahme von Autonomy durch HP für 11,3 Milliarden Dollar erneut Gegenstand eines Rechtsstreits ist. Der niederländische Pensionsfonds PGGM Vermogensbeheer und andere Aktionäre werfen HP vor, es habe seine Sorgfaltspflichten verletzt. Die Kläger behaupten zudem, HP habe verzweifelt versucht, in den Wachstumsmarkt Big Data einzusteigen, und habe für Autonomys Software, die sie als ein “veraltetes und nicht nutzerfreundliches Produkt” bezeichnen, zu viel bezahlt.
Der Kauf von Autonomy hatte HP im Herbst 2011 letztlich 11,3 Milliarden Dollar gekostet. Es wollte damit seine Position im Bereich Enterprise-Software stärken. Autonomy war ein Spezialist für die Verwaltung unstrukturierter Daten. Die Übernahme hatte noch Whitmans Vorgänger Léo Apotheker eingefädelt, der bei Abschluss nicht mehr an Bord war. Der Preis – der höchste, der je für ein britisches Unternehmen gezahlt wurde – galt schon damals bei vielen Beobachtern als zu hoch.
Ende 2012 schrieb HP schließlich 8,8 Milliarden Dollar auf den Wert von Autonomy ab und deutete an, es sei einer betrügerischen Buchhaltung aufgesessen. “Der Großteil dieser Wertminderung steht in Zusammenhang mit ernsthaften Verstößen gegen Buchhaltungsprinzipien”, teilte HP im November mit. Ex-Autonomy-CEO Mike Lynch weist die Betrugsvorwürfe, die inzwischen auch von der US-Justiz untersucht werden, zurück.
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