Software Defined Networking: Die Anbieter schlagen zurück!

Die Zukunft von Software-definierten Netzen (Software Defined Networking – SDN) ist möglicherweise schon vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. So haben jetzt die von SDN am härtesten bedrohten Systemanbieter, wie Cisco, IBM, HP, Brocade, Citrix, Juniper, Ericsson, Dell, Intel, Fujitsu und eine Reihe anderer Hersteller das OpenDaylight-Projekt gegründet. Damit soll ein OpenSource-Standard für SDN-Controller geschaffen werden – also für genau die Software-Komponente, die mit Hilfe des OpenFlow-Protokolls die bislang teuren Hardware-Switches bald überflüssig machen können.

SDN ist eine Idee der Open Network Foundation (ONF) und dient dem Ziel, eine Netztopologie zu schaffen, bei der nicht jeder Switch selbständig aufgrund eigener Einstellungen den Pakettransport managt. Stattdessen soll ein separater Controller den Switches sagen, wie sie sich verhalten sollen. Diese Steuerung soll über offene APIs erfolgen und erlaubt die einfache Prioritisierung von bestimmten Applikationen. Dieser Aspekt wird immer wichtiger, da sich moderne Anwendungen über mehrere Virtualisierungs-Instances erstrecken und folglich das orchestrierte Zusammenspiel kein Opfer des Netzwerkes werden darf.

Der zweite wichtige Aspekt von der ONF ist der, dass die Switches nur noch einfache, leicht austauschbare Commodity-Systeme sein müssen. Das drückt auf die Preise und vereinfacht die Ersatz-Logistik. Ein Punkt, der vor allem bei den Riesen-Rechenzentren der Cloud-Anbieter immer wichtiger wird. Folglich finden sich in der ONF die Mega-Anwender, wie Google, Facebook, Verizon und die Deutsche Telekom.

Doch leider ist die ONF noch nicht soweit. Derzeit ist nur der Protokoll-Standard OpenFlow festgeschrieben. Der aber regelt nur die Transport-Ebene – nicht jedoch die Management-Ebene. Das bedeutet, gegenwärtig ist SDN nicht gleich SDN. Jeder Controller-Anbieter setzt einen eigenen Management-Standard fest. Da bahnt sich also ein Wildwuchs an, und um dem zu begegnen haben sich die Geräte-Anbieter im OpenDaylight-Projekt zusammengeschlossen. “Wir wollen ein OpenSource basiertes Framework für die Controller schaffen, das alle gängigen Protokolle – inklusive OpenFlow – unterstützt”, sagte Ciscos Software-Director Lauren Cooney auf dem jüngsten Open Network Summit. Cisco hat hierzu bereits angekündigt, dass es den Cisco ONE Controller der OpenSource-Gemeinde überstellen will.

Doch gerade das löst sehr viel Misstrauen aus. “Ciscos ONE Controller führt zu Ciscos onePK programmierbarem Netzwerk – und damit bestimmt Cisco den Standard”, sagte Rob Sherwood, CTO bei Big Switch auf dem Open Network Summit. Zwar ist Big Switch ebenfalls Mitglied beim OpenDaylight-Projekt, aber nach eigener Aussage nur, um das Vorgehen zu beobachten und gegebenenfalls gegen zu viel Hardware-Einfluss zu stimmen.

Die führenden Mitglieder beim OpenDaylight-Projekt weisen die Bedenken und Anschuldigungen weit von sich. “Es gibt viel falsche Informationen und unbegründete Anschuldigungen über unser Vorhaben. Man soll uns an den Taten messen und nicht an der Mitgliederliste”, sagt Inder Gopal, IBMs Vice President of System Technology. Dabei verweist er auf die harte Arbeit der Mitgliedsfirmen, die bereits viel Geld und Ressourcen abgestellt haben. Laut Gopal wird es schon im Herbst die ersten Standards für SDN-Controller geben, die APIs in alle Himmelsrichtungen aufweisen werden. Das heißt “nördlich” (Controller zu Anwendungen), “südlich” (Controller zu Switches) und Ost-West (Controller zu Controller. Außerdem sollen diese Standard-Controller die Möglichkeit für “proprietäre Erweiterungen” bieten – eine Formulierung, bei der es vielen ONF-Mitgliedern eiskalt über den Rücken läuft.

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Redaktion

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