1500 Besucher kamen zum Vmware-Forum, der deutschen Kundenkonferenz des Herstellers, aufs Messegelände nach Frankfurt. Dort eröffnete Jörg Hesske, Country Manager Deutschland , die Tagung mit markigen Erfolgsmeldungen : 4,61 Mrd. weltweiter Umsatz 2012 bedeuten ein Wachstum von 22 Prozent von Jahr zu Jahr. Doch der Hersteller sieht sich noch längst nicht am Ende der Fahnenstange. “Wir wollen das gesamte Rechenzentrum lückenlos virtualisieren”, verkündete Bogomil Balkansky, Senior Vice President Cloud Infrastructure bei VMware. Die Komplett-Virtualisierung des Rechenzentrums verspreche nämlich Kostensenkungen in der betrieblichen IT von 60 bis 70 Milliarden Dollar, behauptete Balkansky.
VMware sieht in Cloud-Services die zukünftig dominante Arbeitslast von Rechenzentren: “Bis 2016 wird es zwar auch 70 Prozent mehr herkömmliche Applikations-Workloads, aber sieben Mal so viele Cloud-Workloads wie heute geben”, prognostizierte Balkansky. Dass Cloud sich in Firmen ohnehin durch die Hintertür einschleicht, unterstreicht eine im Auftrag von VMware im Frühjahr 2013 von Vanson Bourne im Auftrag von VMware durchgeführte Studie. Befragt wurden 1500 europäische IT-Entscheider und 3000 Büromitarbeiter. Danach wurden in europäischen Ländern im Schnitt 1,6 Milliarden Euro an der IT vorbei für Cloud-Services ausgegeben. Abgerechnet wird meist über das Abteilungs-Budget (61 Prozent), aber auch über firmeneigene Kreditkarten. Als Grund dafür nannten die Befragten, so Deutschlandmanager Hesske, der die Studie in Frankfurt präsentierte: “Es dauert zu lange, bis die IT neue Services zur Verfügung stellt.” IT-Manager könnten den Cloud-Wildwuchs nicht kontrollieren, sehen aber meist (in Deutschland zum Beispiel zu 67 Prozent) in diesem Zustand ein Sicherheitsrisiko.
Das hehre Ziel der Komplett-Virtualisierung im RZ steht allerdings teils im Widerspruch zur Unternehmensrealität: So lange auch professionelle Cloud-Dienstleister wie die 2012 gegründete Atos-Tochterfirma Canopy (EMC und Vmware halten 20 Prozent) “nur” 99,8 Prozent Verfügbarkeit beispielsweise für Infrastruktur- oder ERP-Services garantieren, werden zumindest diesbezüglich anspruchsvolle Applikationen wohl oft on premise bleiben.
Auch den BYOD (Bring Your Own Device)-Trend will VMware mit seinen Produkten bewältigen helfen. Nach einer von VMware beauftragten Studie zum IT-Nutzungsverhalten von Unternehmensmitarbeitern finden nämlich 67 Prozent der Befragten, dass ihr Arbeitgeber sie nicht ausreichend mit mobilen Tools ausrüstet, gleichzeitig sehen 58 Prozent der Senior-Manager BYOD als Sicherheitsrisiko. Doch niemand werde Mitarbeiter daran hindern können, diese Geräte zu nutzen, meinte Balkansky. Deshalb brauche man Lösungen wie das im März angekündigte VMware Horizon Workspace.
Boaz Chalamish, bei VMware weltweit für das Thema verantwortlich, schätzt das bis 2016 weltweit verfügbare Marktvolumen im Bereich mobiles Arbeiten/BYOD auf 6 bis 7 Milliarden Dollar. Er sieht sein Unternehmen hier in Zukunft als eine der drei führenden Anbieter. “Wir statten jeden Mitarbeiter auf jedem Gerät mit seinem individuellen Workspace inklusive aller Applikationstypen und Daten aus“, betont er. Dabei werden ausschließlich die Firmendaten auf dem Mobilgerät gelöscht, wenn ein Anwender längere Zeit nicht auf den Server zugreift. Wie lang, definiert das Anwenderunternehmen selbst. Private Daten auf dem Gerät bleiben von dem Eingriff komplett unberührt. Ein solches Workplace-Konzept habe sonst niemand.
Dass es VMware ernst damit ist, erst das Rechenzentrum und dann auch die Endanwender-Umwelt komplett zu virtualisieren, belegte der Hersteller durch eine ganze Reihe von Aktionen und Ankündigungen in letzter Zeit: Im Herbst präsentierte VMware die vCloud-Suite als Komplettbasis für das Software-Defined Datacenter an. Im ersten Quartal 2013 folgte der Kauf von Virsto, einem Spezialisten für Storage-Virtualisierung. Für die Netzwerkvirtualisierung übernahm Vmware im Herbst Nicira für 1.1 Milliarden Dollar. vSphere wurde durch Operations-Tools zu vSOM erweitert, das laut Balkansky “einfach das nächste vSphere ist”.
Das dritte Aktivitätsfeld von VMware ist Hybrid Cloud. Hier arbeitet VMware an VCHS (Virtual Cloud Hybrid Service) und damit dem direkten Einstieg ins Geschäft mit Cloud-Services. Der Dienst soll firmeninterne Private Clouds bedarfsgesteuert erweitern. Dabei ist in Europa noch unklar, ob dieser Service auf VMware-eigenen oder angemieteten Rechenzentren laufen wird.Außerdem gründeten EMC und VMware im zweiten Quartal 2013 Pivotal, um den Big-Data-Markt gezielt zu beackern – solche Analysen werden in Zukunft wohl oft als Dienstleistung bezogen werden, weil das Equipment für viele Firmen zu teuer ist.
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