Die Bereiche Applikationen, Plattformen und Infrastruktur von Oracle und Salesforce.com werden jetzt noch enger miteinander verwoben. Das legt ein auf neuen Jahre angelegtes Abkommen fest, wie Oracle mitteilt. Erst gestern hatte Oracle angekündigt, dass künftig alle Oracle-Produkte, die auf Windows Server laufen, auch für das Microsoft-Cloud-Angebot Azure und die Virtualisierungslösung Hyper-V zertifiziert werden. Beide Kooperationen dürften für den Markt weitreichende Folgen haben.
Salesforce werde jetzt die eigenen Produkte für Oracles Linux-Betriebssystem, Exadata, Datenbanken und die Java-Middleware-Plattform standardisieren. Oracle wiederum verspricht im Zuge des neuen Abkommens, Salesforce.com in die Lösungen Fusion HCM (Human Capital Management) und Financial Cloud zu integrieren. Salesforce wird außerdem Oracles Fusion HCM und Financial Cloud im eigenen Unternehmen implementieren. Zudem will es die Kerntechnologien bereitstellen, um Salesforce’ Applikationen und Plattform anzutreiben.
Damit könnte unter anderem auch die neue Version der Datenbank 12c gemeint sein. Vergangene Woche hatte Ellison dahingehend Andeutungen gemacht. Neben einer neuen Multitenancy-Funktion stellte Ellison jedoch auch In-Memory-Technologien mit der neuen Version in Aussicht. Zum ersten Mal nannte Ellison das wichtigste Datenbank-Produkt seines Hauses damit auch einen potentiellen Konkurrenten für HANA.
“Larry und ich sind der Meinung, dass Salesforce.com und Oracle ihre Clouds müssen”, sagte Salesforce-CEO Marc Benioff. “Marc und ich glauben, dass es wichtig ist, dass unsere beiden Firmen zusammenarbeiten, um dies zu ermöglichen”, ergänzte Oracle-CEO Larry Ellison.
Die Partnerschaft der beiden Konkurrenten im Enterprise-Bereich unterstreicht, dass Interoperabilität ein wichtiges Kriterium der Cloud ist – zumal Ellison und Benioff für diese Partnerschaft offensichtlich ihren Streit von 2011 beigelegt haben. Es zeigt aber auch, dass seit Langem etablierte Anbieter wie Oracle über Dinge verfügen, die jüngeren Unternehmen wie Salesforce.com fehlen – und umgekehrt.
Schon bei der Vorstellung der Quartalszahlen seines Unternehmens in der vergangenen Woche hatten Ellison und Oracle-Präsident Mark Hurd “überraschende Ankündigungen” versprochen. Zum Thema Cloud sagte Ellison zu dem Zeitpunkt: “Ich bin sehr optimistisch, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in der Cloud angeht.” Laut Oracle verspricht die Cloud auch höhere Einnahmen. “Wenn jemand eine Oracle-Anwendung in der Cloud statt einer Oracle-Anwendung vor Ort wählt, dann verdienen wir langfristig mehr. Wir nehmen das Geld auf andere Weise ein, aber über einen gewissen Zeitraum profitieren wird gewaltig vom Wechsel in die Cloud.”
Anleger scheinen trotz der beiden Ankündigungen von dem Konzept noch nicht überzeugt zu sein. Im Lauf des gestrigen Handelstags verlor die Oracle-Aktie 0,70 Prozent ihres Werts. Im nachbörslichen Handel stieg der Kurs allerdings wieder leicht um 0,1 Prozent auf 29,99 Dollar.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
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