In einer europaweiten Studie zu Breitbanddiensten (PDF) belegt die Europäische Kommission, dass Verbraucher nicht die Download-Geschwindigkeiten bekommen, für die sie bezahlen. Im Durchschnitt liefern ISP lediglich 74 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit. Die EU hat dazu im März 2012 in den 27 Mitgliedstaaten sowie in Kroatien, Island und Norwegen rund 9000 Nutzer befragt.
Kabelanschlüsse bieten laut EU 91,4 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit. Im Glasfasernetz (FTTx) sind es bis zu 84,4 Prozent. Bei klassischen DSL-Anschlüssen erhalten Verbraucher im Schnitt sogar nur 60,3 Prozent der vom ISP genannten maximalen Bandbreite. DSL-Kunden müssen also die größten Einbußen hinnehmen.
“Dies ist das erste Mal, dass die Differenz zwischen den beworbenen und den tatsächlichen Breitbandgeschwindigkeiten durch vergleichbare und zuverlässige Daten aus allen EU-Mitgliedstaaten bestätigt wird”, sagte Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. “Die Verbraucher brauchen mehr Informationen dieser Art, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Deshalb werden wir eine weitere Studie dieser Art in Auftrag geben. Wir sehen diese ersten Ergebnisse als weiteren Beleg für die Notwendigkeit eines echten vernetzten Binnenmarkts.”
Europaweit ermittelte die Studie eine durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit von 19,47 MBit pro Sekunde in Spitzenzeiten. FTTx-Dienste erreichten mit 41,02 MBit pro Sekunde die höchste Geschwindigkeit, gefolgt von Kabel mit 33,10 MBit pro Sekunde und DSL-Diensten mit 7,2 MBit pro Sekunde.
Laut EU gibt es aber auch große Unterschiede zwischen einzelnen Mitgliedstaaten. DSL-Anschlüsse in Großbritannien und Frankreich liegen laut EU-Studie nur etwa bei 40 Prozent der der beworbenen Geschwindigkeit. Damit bleiben diese Länder sogar noch unter dem EU-Druchschnitt von 60,3 Prozent. Deutschland hingegen liege mit 75,1 Prozent deutlich darüber.
Als möglichen Grund führt die EU hier unterschiedliche Werbepraktiken in den einzelnen Ländern an. Wie silicon.de-Kolumnist und Rechtsanwalt Christian Solmecke festhält, kann ein Verbraucher den Vertrag kündigen, wenn die Leistung 50 Prozent unter der zugesagten Leistung bleibt. Auch mit dem Bandbreiten-Test von silicon.de lässt sich feststellen, wie viel Bandbreite der ISP tatsächlich zur Verfügung stellt.
Um noch weitere Zahlen zu erhalten, will die EU die Studie noch bis Ende 2014 weiterfahren. Dafür such die EU derzeit noch freiwillige Tester. “Ausgewählte Verbraucher erhalten ein kleines Gerät, das sie mit ihrem privaten Internetanschluss verbinden. Über dieses Gerät wird eine Reihe automatisierter Tests durchgeführt, wenn die Verbindung nicht genutzt wird.
Es erfasst Geschwindigkeit und Leistung des Breitbandanschlusses”, heißt es auf der Website der Kampagne “SamKnows”. Erst vor wenigen Wochen hatte die Bundesnetzagentur einen ähnlichen Test durchgeführt und ist dabei auch zu vergleichbaren Ergebnissen gekommen. Allerdigns kommen bei dem Test der Bundesnetzagentur die Nutzer des mobilen Breitbandes LTE am schlechtesten weg.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]
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Der Verbraucher kann erst dann kündigen, wenn die zugesagte Leistung um 50% unterschritten wird.
Dann kann der Provider sicher auch erst dann die Lieferung einstellen, wenn die Zahlung unter 50% des vereinbarten Preises liegt??
Hallo,
das ist eine interessante Frage ...