Jahre lang hatte Siemens nach einen Käufer für die Anteile an dem 2007 gegründeten Joint Venture Nokia Siemens Networks gesucht. Jetzt kauft Nokia die ausstehenden 50 Prozent von Siemens für 1,7 Milliarden Euro. Wie beide Firmen heute Morgen bestätigten, haben der Verwaltungsrat von Nokia sowie Vorstand und Aufsichtsrat von Siemens der Übernahme zugestimmt.

Laut einer Presseerklärung soll Nokia im dritten Quartal 1,2 Milliarden Dollar in bar bezahlen. Für die restlichen 500 Millionen Euro gewährt Siemens Nokia ein besichertes Darlehen mit einer Laufzeit von einem Jahr.

Der Firmensitz von Nokia Siemens Networks bleibt im finnischen Espoo. Auch die deutsche Niederlassung in München bleibe erhalten. “Nokia wird NSN weiterhin konsolidieren und die Eigenständigkeit des Unternehmens stärken”, teilen Nokia und Siemens mit. “Dementsprechend will Nokia das bisherige Management und die Führungsstruktur von NSN beibehalten, mit Rajeev Suri als CEO und Jesper Ovesen als Vorsitzender des Verwaltungsrats.”

Im zurückliegenden Geschäftsjahr hat der Netzwerkausrüster einen Umsatz von 13 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dennoch musste Siemens lange nach einem Investor suchen. NSN gilt auch nach einer großen Entlassungswelle und anderen Einsparmaßnahmen als Problemfall. Zwar konnte das Unternehmen auch einige Quartalsergebnisse mit Gewinn melden, doch der Markt bleibt offenbar schwierig.

“NSN hat mit einem klaren strategischen Fokus und starken Führungsteam seine geschäftliche und finanzielle Entwicklung strukturell verbessert”, so Nokia-CEO Stephen Elop. NSN habe sich zudem als führender Anbieter bei Mobilfunknetzen der nächsten Generation (LTE) etabliert, und man werde NSN unterstützen, um “zusätzlichen Wert innerhalb der Nokia-Gruppe zu schaffen.”

Siemens wiederum treibt laut Finanzvorstand Joe Kaeser mit dem Verkauf seines Anteils die Fokussierung auf das Kerngeschäft voran. “Damit konzentrieren wir uns auf unsere Stärken in der Energietechnik, Industrie und Infrastruktur sowie dem Gesundheitswesen.” Siemens hat sich zuletzt aus der Solarbranche verabschiedet. Neben weiteren kleineren Unternehmen wird sich Siemens nächste Woche auch von der Tochter Osram trennen. Das Unternehmen soll an die Anteilseigner verkauft werden.

Das Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens besteht seit 2007, hat aber erst in Folge der jüngsten Sparmaßnahmen erstmals Gewinn gemacht. Im November 2011 kündigte es an, bis Ende 2013 seinen weltweiten Personalbestand um knapp ein Viertel oder 17.000 Stellen zu reduzieren. In Deutschland will es 2900 der 9000 Arbeitsplätze abbauen. Anfang August 2012 gab der Netzwerkausrüster die Schließung von sieben deutschen Standorten bekannt.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

Redaktion

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