Remote-Management für “tote” Embedded-Clients

Immer mehr Geräte wie Bankautomaten, Fahrkartendrucker, Werbe- oder andere Displays, aber auch Produktionsmaschinen werden mit integrierter Prozessor- und Kommunikationsintelligenz geliefert. Versagt die IT in einem solchen Gerät, bedeutet das meist, dass Servicetechniker vor Ort müssen.

Dabei kann man Systeme auf Basis von Intel-Prozessoren mit AMT (Active Management) oder AMD-Chips in Client-Systemen mit dem durch die DMTF (Desktop Management Task Force) autorisierten DASH (Desktop and Mobile Architecture for System Hardware) selbst dann aus dem Hintergrund aktivieren und, sofern nicht ein Hardwareausfall der Fehlergrund ist, reparieren, wenn das Betriebssystem nicht mehr läuft. Das bezeichnet man als Out-of-Band-Management, während man beim Remote-Management mit laufendem Betriebssystem von In-Band-Management spricht. Bisher sind AMT-Features für Intels jüngere Xeon-Familien sowie die Prozessoren der Intel Core-Serien i3,i5 und i7. Sie werden auf vielen Platinen ergänzt durch weitere Intel-Bausteine und Funktionen, die zusammen vPro bilden, ein Featureset für das erleichterte Remote-Management von Rechnern.

“Leider nutzen gerade im Bereich Industrie- und Embedded Systeme nur wenige diese Möglichkeiten“, bedauert Christian Anderka, Platform Architecture Specialist bei Intel. Das soll nun, wenn es nach AMI (American Megatrends) und Fujitsu geht, anders werden.

AMIs Beitrag dazu: die agentenfrei arbeitende Software Megarac XMS Client Suite. Sie besteht aus unterschiedlichen Modulen, die diverse Funktionen für das Remote-Management bereitstellen. Dabei können über das Modul HX alle Geräte angesprochen werden, in denen ein Betriebssystem (Windows oder Linux) noch läuft. Arbeitet das Betriebssystem nicht mehr, funktioniert der Zugriff auf Intel-Prozessoren mit AMT über das Modul CX oder bei AMD-Prozessoren mit DASH über das Modul DX. Megarac XMSläuft auf einem separaten Rechner mit erträglichen Hardwareanforderungen (2,4-GHz-Prozessor, 2 GByte freier Arbeits-, 4 GByte Festplattenspeicher) und wird über einen Standard-Webbrowser von jedem beliebigen PC oder Laptop aus bedient.

Anwender können Embedded-Clients jetzt endlich einfach aus dem Hintergrund verwalten, auch wenn das Betriebssystem nicht mehr läuft”, Winfried Rudolf Pröhl, Geschäftsführer AMI GmbH. Quelle: A. Rüdiger

HX bietet Software- und Hardwareinventarisierung einschließlich laufender Prozesse und Dienste, die Einstellung von Schwellenwerten, Alarme, BIOS-Updates und Statistik sowie das ferngesteuerte An- und Abstellen des Systems. Das CX -Modul für den Umgang mit AMT-fähigen Intel-Prozessoren ohne laufendes Betriebssystem bietet die Erfassung des Netzverkehrs, die Übernahme der Maus-, Bildschirm- und Tastaturfunktionen ferngesteuerter Rechner (KVM), die Bereitstellung entfernter virtueller Festplatten über IDE (IDE Redirection), beispielsweise um von dort Software zu installieren, Logging von Events und Audits sowie Asset Tracking, Remote-BIOS-Update, Kontrolle des Stromverbrauchs nebst Ein- und Ausschalten und die Übertragung serieller Daten übers LAN. Die Funktionen des DX-Moduls für AMD-DASH sehen ähnlich aus, unterscheiden sich aber in manchen Details.

“Wir sind damit die bislang Einzigen, die Out-of-Band-Management für weit verstreute Embedded Clients mit Intel-Prozessoren anbieten”, sagt Winfried Rudolf Pröhl, Geschäftsführer der AMI GmbH in München. Das skriptgesteuerte Ein- und Ausschalten von Geräten könne bis 30 Prozent Strom sparen, betont Pröhl, der damit in Konkurrenz beispielsweise zur Cisco-Tochterfirma Joulex tritt. Joulex hat sich auf das Energiemanagement großer IT-Infrastrukturen spezialisiert.

Vertrieben wird die AMI-Lösung dient einerseits übers Web, wo interessierte Kunden sich die Software herunterladen können. Wichtiger ist aber wohl der OEM-Kanal in Gestalt von Mainboard-Herstellern. Fujitsu macht hier den Vorreiter und liefert Magarac XMS in einer kostenlosen Version für drei Knoten auf seinen Software-CDs zu allen Embedded-Mainboards mit DASH oder AMT mit aus. Wer mehr will, muss zulizenzieren. AMI rechnet lebenslang nur einmal ab, und zwar modulweise und nach der Zahl der verwalteten Knoten. Über Preise wollte Pröhl nichts sagen.

Während AMI sich hinsichtlich des Out-of-Band-Managements von Embedded-Clients auf einem relativ unbeackerten Feld bewegt, ist in Zukunft mit mehr Gegenwind zu rechnen: Im Herbst will der Hersteller nämlich eine Server Suite auf den Markt bringen, mit der er den klassischen Server- und RZ-Markt adressieren will. Dort aber tummelt sich im Moment so ziemlich jeder namhafte Hersteller von Servern oder Management-Software. AMI könnte hier sein tiefes Systemwissen als dominierender BIOS (Basic Input-Output-Systems)-Lieferant der verwendeten Prozessoren zum Vorteil gereichen. Andererseits ist das privat gehaltene Unternehmen wohl kaum so marktmächtig wie die großen Rivalen im Systemmanagement, etwa HP, Microsoft oder IBM.

Fraglich ist zudem, inwieweit sich auf Dauer die eher komplexen und teuren Intel- und AMD-Architekturen bei Embedded-Systemen durchsetzen werden – schließlich gibt es inzwischen Mini-Prozessoren wie Atom oder AMDs neue x-Serie, die viele Funktionen für wesentlich weniger Geld bieten. Ob AMT früher oder später auch auf Atom laufen soll, mochte Intel-Manager Christian Anderka aber nicht sagen.

Redaktion

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