VG-Wort hat Anspruch auf Vergütung für in Deutschland vertriebene PCs und Drucker

Der Fall

Hintergrund der Entscheidung sind  beim BGH anhängige Rechtsstreitigkeiten zwischen der VG Wort – der Verwertungsgesellschaft, die Urheber und Verleger literarischer Werke in Deutschland vertritt – und den Firmen Canon, Epson, Fujitsu, Hewlett-Packard, Kyocera und Xerox. Die VG-Wort hat dort beantragt, dass die genannten Firmen ihr Auskunft über die Mengen und die Art der seit 2001 verkauft Drucker erteile. Zudem begehrt sie die Feststellung, dass Kyocera, Epson und Xerox verpflichtet sind, an sie eine Vergütung für die zwischen 2001 und 2007 in Deutschland vertriebenen PCs, Drucker und/oder Plotter zu entrichten. In diesem Zusammenhang hat sich der BGH an den europäischen Gerichtshof gewandt und ihn um Auslegung der einschlägigen Vorschriften des EU-Rechts ersucht.

Die Entscheidung

Nach geltendem EU-Recht räumen die Mitgliedstaaten den Urhebern und Inhabern verwandter Schutzrechte grundsätzlich das ausschließliche Recht ein, die Vervielfältigung ihrer Werke oder sonstigen Schutzgegenstände zu erlauben oder zu verbieten. Die Mitgliedstaaten können jedoch Ausnahmen oder Beschränkungen in Bezug auf dieses ausschließliche Recht vorsehen. Die Bundesrepublik Deutschland hat hiervon Gebrauch gemacht, indem sie die Anfertigung von Privatkopien und Vervielfältigungen auf Papier oder ähnlichen Trägern mittels beliebiger fotomechanischer Verfahren in §53 Urheberrechtsgesetz erlaubt.

Ein Mitgliedstaat, der von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, muss dafür sorgen, dass die Inhaber des Urheberrechts einen” gerechten Ausgleich” erhalten. Dadurch soll den Urhebern die ohne ihre Genehmigung erfolgte Vervielfältigung ihrer geschützten Werke vergütet werden. Dieser Anspruch ist in Deutschland in § 54 Urheberrechtsgesetz verankert.

Der EuGH stellt  nunmehr klar, dass der Ausdruck “Vervielfältigungen mittels beliebiger fotomechanischer  Verfahren oder anderer Verfahren mit ähnlicher Wirkung” die Vervielfältigungen mit umfasst, welche mittels eines Druckers und eines PCs, wenn diese Geräte miteinander verbunden sind, angefertigt werden. In diesem Fall stehe es den Mitgliedstaaten frei, ein System einzuführen, bei dem der gerechte Ausgleich von den Personen entrichtet wird, die über ein Gerät verfügen das zu  Vervielfältigung des Werks auf dem betreffenden Träger beiträgt. Weiter führt der EuGH aus, dass die Höhe des Gesamtbetrages eines gerechten Ausgleichs nicht substantiell von der Höhe des Betrages abweichen soll, der üblicherweise für die Vervielfältigung mittels nur eines Gerätes festgelegt ist.

Desweiteren stellte der EuGH fest, dass eine etwaige Zustimmung des Rechtsinhabers zur Vervielfältigung seines Werkes oder einer sonstigen Schutzgegenstand keine  Auswirkungen auf den gerechten Ausgleich hat, dieser sei gleichwohl zu zahlen.

Auch durch die Nichtanwendung technischer Maßnahmen, mit denen nicht genehmigte Vervielfältigung verhindert oder eingeschränkt werden sollen, lassen den gerechten Ausgleich für Privatkopien nicht automatisch entfallen. Die Nichtanwendung dieser technischen Maßnahmen könne allenfalls bei der Frage nach der Höhe des zu zahlenden Ausgleichs relevant sein.

Redaktion

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  • Wenn ich zahlen muß, obwohl ich hauptsächlich Opensource Quelltexte drucke, würde ich mir als Entwickler wünschen, aus solchen Einnahmen auch einen "gerechten Anteil" zu bekommen. Wie können Hunderttausende Entwickler sich bei der VG Wort als Empfänger registrieren?

  • Im Umkehrschluss dazu sollte auch darüber nachgedacht werden, Kindergeld so lange zu zahlen, wie es biologisch möglich ist Kinder zu zeugen !!!!!!
    Es ist schon erstaunlich was unter dem Deckmantel des Rechts für unsinnige Vereinigungen entstehen, nur mit dem Zweck abzukassieren. Nachdem in Kindergärten das Abspielen von Liedern von der GEMA mit Gebühren belegt wird und Rundfunkbeitrag bezahlt werden muss, soll nun zu allem Übel auch noch eine Abgabe, in Form der höheren Anschaffungskosten, für PC und Drucker gezahlt werden. Da stellt sich mir doch die Frage, könnte der Strom nicht auch mit einer Abgabe belegt werden, die allerdings nur von VG Wort, GEMA usw. bezahlt werden müssten, denn ohne funktionierende Infrastruktur würde es Sie nicht geben. In früheren Jahrhunderten wurden die Bücher von Hand abgeschrieben, vielleicht sollte es das Hochtechnologieland mal damit versuchen.
    Ich kann nur sagen Glück gehabt, die Hersteller unserer Technik sind in der Anfrage nicht aufgeführt.

  • Diese Gebühr deckt doch dann sicher auch die Vervielfältigungsrechte für Geldscheine ab.
    Oder ist Vater Staat etwa kein Mitglied der VG-Wort?

  • In Europa, primär in Deutschland, scheint das Lobbytum und der Einfluß der Schmarotzer kräftig Hochkonjunktur zu feiern, gestützt durch eine ebenso kranke Rechtsprechung und noch kränkere Politiker, die diesen Absurditäten keinen gesetzlichen Riegel vorschieben. Wir werden ohnehin nur noch durch Richter regiert.

    Kommen solche Richter vom Mars, oder wie entwickeln sich deren weltfremde Geistesblitze noch weiter?

    Ich kann niemandem mehr widersprechen, der behauptet, daß die EU mit ihren Instanzen sich zur sprichwörtlichen Pest entwickelt, und viele diese unbedingt verlassen wollen.

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