Schon vor etwa 10 Monaten hatte der Sicherheitsspezialist Barracuda Networks sich das verborgene Geschäft mit den gefälschten Accounts auf Twitter, Facebook oder anderen sozialen Netzen vorgenommen. Inzwischen haben die Barracuda Labs weitere Nachforschungen angstellt.
Es existiere noch immer eine starke Wirtschaft rund um den Verkauf von gefälschten Freunden auf sozialen Netzwerken. Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten offenbar der Preiskampf verschärft, was laut Barracuda Labs zu einem Preisverfall geführt habe. Dafür ist es für “Anwender” solcher Dienste nun offenbar einfacher geworden, neue Freunde um sich zu sammeln. Im August 2012 hatte Barracuda Networks schon einmal diesen seltsamen “Wirtschaftszweig” untersucht.
Wie sich zeigt, sind echte Accounts offenbar deutlich langlebiger als die Fälschungen. Auch haben echte Mitglieder meist mehr Follower. Doch auch in diesem Markt wächst der Konkurrenzdruck. Musste man im Sommer 2012 noch rund 18 Dollar für 1000 Follower bezahlen, so sind es heute nur noch 11 Dollar. Aber was den echten und ernsthaften Nutzer solcher Plattformen viel mehr beunruhigen sollte ist, dass sich dieses Geschäftsmodell dennoch größter Beliebtheit erfreut: “Was wir heraus gefunden haben ist, dass dieses Geschäftsmodell wirklich sehr sehr stark ist”, erklärt Jason Ding, Sicherheitsforscher bei Barracuda Labs, dem globalen Forschungsteam von Barracuda. “Es gibt wirklich viele Anbieter aber auch eine Menge Käufer.”
Doch lassen sich diese Fake-Accounts an verschiedenen Merkmalen ausmachen. Echte Accounts haben im Schnitt 592 Follower, Fake-Accounts bringen es in der Regel auf 60. Bei Facebook hingegen haben die Fake-Accounts über 700 Freunde und das sind deutlich mehr, als normale Nutzer im Schnitt haben. Bei Fake-Accounts kommen 98 Prozent der Tweets aus dem Web. Unter realen Bedingungen verteilt sich das gleichmäßiger zwischen Smartphones, eingebetteten Tweet-Buttons und dem Web.
Vor allem aber scheinen Fake-Accounts so etwas wie eine Batch-Verarbeitung zu haben. Ein gefälschter Account twittert sehr schnell hintereinander, so dass die meisten Tweets innerhalb der gleichen Minute abgesendet werden. Nur 35 Prozent der Fake-Account-Tweets haben eine individuelle Zeitmarke. 96 Prozent der echten hingegen haben einzigartige Zeitmarken. Und meist geben diese Fake-Accounts vor, von weiblichen Mitgliedern zu sein und meist seien diese Frauen angeblich an Männern und Frauen interessiert.
Fake-Accounts taggen innerhalb von vier Fotos knapp 140 Personen und echte Menschen taggen in jedem vierten Foto nur eine Person. Doch der Sicherheitsspezialist Barracuda untersucht diese Accounts nicht aus Jux. Diese Erkenntnisse sollen in neue Sicherheitsprodukte einfließen, wie der Anbieter mitteilt. Bereits 2012 fand Barracuda über 20 Ebay-Seiten und 58 Webseiten, auf denen man solche Accounts kaufen konnte. Ein Händler, so schätzte Barracuda damals, könne bis zu 800 Dollar am Tag verdienen.
Allerdings, wenn man damit auch eine Menge Geld machen kann, bleibe es für die Experten im Unklaren, was die Käufer mit diesen missbräuchlichen Followern eigentlich vor haben. “Es sieht so aus, als hätte man eigentlich überhaupt nichts davon, wenn einem ein Fake-Account auf Twitter folgt”, erklärt Ding. “Aber wenn 20 Prozent der Fake-Follwer echte Follower haben, dann kann man gute Resultate erzielen. In diesem Fall hat man sehr wenig Geld für einen Vorteil ausgegeben.” Daher haben auch viele Anbieter jetzt darauf gesetzt, dass die Fake-Accounts sich eher wie echte Mitglieder verhalten.
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