Die Firma Siemens Enterprise Communications hat ein Problem. In der Welt der coolen und visionären Hightech-Unternehmen wird der Name Siemens eher selten genannt. Das sollte bei Unternehmens-IT eigentlich kein Problem sein. Doch durch den Trend zur Consumerisierung der Unternehmenshardware werden auch Aspekte wie Image und coole Außenwirkung immer wichtiger.
Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Siemens Enterprise Communications gerade ein Projekt angekündigt hat, dass nicht nur die Welt der Unternehmenskommunikation, sondern auch das Image der Firma grundlegend verändern soll. Das Projekt trägt den Namen “Project Ansible” und soll Unified Communications in Unternehmen auf eine neue Stufe heben.
Die Grundidee des Konzepts ist nicht neu, aber so etwas wie der Heilige Gral der digitalen Kommunikation. Es geht darum, alle Kommunikationsströme, egal aus welcher Quelle, welchen Dateiformats und welcher Anwendung in einer Bedienoberfläche zusammenzufassen. Diese Bedienoberfläche und damit die Kommunikationsströme sind über jedes mögliche Gerät abrufbar.
Am Desktop-PC im Büro, am Notebook im Home-Office, am Tablet-PC oder am Smartphone, überall kann der Anwender an der Unternehmenskommunikation teilnehmen. Er kann E-Mails, Twitter-Nachrichten, Anrufe auf der Sprachbox oder Videobotschaften über die Bedienoberfläche abrufen und Dateianhänge öffnen. Ebenso kann er Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern starten oder mit den Mitgliedern eines virtuellen Teams gemeinsam an einem Dokument arbeiten.
Was bisher noch erst durch die Kombination mehrerer Programme realisierbar ist, soll “Project Ansible” in einer einheitlichen Bedienoberfläche zusammenfassen. Die Software wird auf allen gängigen Betriebssystemen, also Windows, Linux und Mac OS sowie den Mobil-Plattformen iOS, Android und Blackberry verfügbar sein.
Zudem kann er Kommunikationsströme nach beliebigen Aspekten sortieren und neu anzeigen lassen. Er kann beispielsweise die E-Mail Kommunikation mit einem bestimmten Geschäftspartner zu einem bestimmten Thema aufrufen oder alle Voice-Mails aus einem bestimmten Zeitraum zu einem gegebenen Thema. Auch eine kontextbasierte Suche ist möglich. Anwender können die Inhalte nach Stichworten durchsuchen. Sogar Voice-Mails lassen sich durchforsten, da diese von “Ansible” bei Bedarf in Text umgewandelt werden.
Bei der Vorstellung des Projekts anlässlich einer Veranstaltung in München verwiesen die SEC-Manager auch auf eine Studie, wonach weltweit 79 Prozent aller Mitarbeiter schon in virtuellen Teams arbeiten, aber in der Regel keine zeitgemäßen Kommunikationswerkzeuge zur Verfügung haben.
Aufgerufen wird “Ansible” über den Browser, womit auch das lästige Installieren der Software auf jedem einzelnen Gerät entfällt. Die Software ist im Prinzip tatsächlich nicht viel mehr als eine Bedienoberfläche mit Schnittstellen zu den einzelnen Anwendungen. Daraus holt sie sich jeweils die Daten und stellt sie auf der eigenen Oberfläche dar.
Siemens Enterprise Communications setzt dabei auf offene Standards und Schnittstellen. So soll erstmalig der Standard Web RTC (Web Real-Time Communication) zum Einsatz kommen. Er regelt die Integration von Sprache, Text und Video in die Kommunikation mittels Web-Browser.
Das Projekt lässt sich auch in die vorhandenen Geschäftsprozesse integrieren. Siemens Enterprise Communications bietet hierfür Schnittstellen zu gängigen Anwendungen von Microsoft, Salesforce.com oder Google und zu sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn. Unternehmen, die “Ansible” für ihre eigenen Bedürfnisse maßschneidern wollen, bekommen ein Software Development Kit.
Das Ganze hört sich also sehr praktisch an. Der Haken dabei ist allerdings, dass der Marktstart von “Ansible” erst für Mitte 2014 geplant ist. Spätestens dann, genauer gesagt zum 31.10.2013, will Siemens Enterprise Communications auch das eingangs erwähnte Imageproblem angehen. Zu diesem Termin will das Unternehmen eine neue Marke bilden und sich von dem angestaubten Firmennamen “Siemens” lösen.
Ohnehin hat Siemens Enterprise Communications nicht mehr viel mit Siemens zu tun. Das Unternehmen ist ein Joint Venture zwischen der Siemens AG und der Gores Group, einer US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft. Beteiligt ist auch der Netzwerk-Spezialist Enterasys Networks.
Ob das Unternehmen in der Branche künftig als visionäre Geschäftspartner mit coolen Produkten akzeptiert werden wird, hängt im Wesentlichen davon ab, ob das ambitionierte “Project Ansible” bei den Kunden Anklang findet. Unklar ist derzeit auch noch, ob es tatsächlich beim Namen “Ansible” bleibt. Im November oder Dezember 2013 soll eine Betaversion veröffentlicht werden. Dann können sich die Branchenexperten einen ersten Eindruck verschaffen, ob das Projekt ein Erfolg werden kann – unter welchem Namen auch immer.
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