silicon.de: Bis zum 31. Januar 2014 müssen alle Unternehmen ihren Zahlungsverkehr auf das SEPA-Verfahren umstellen. Warum wurde das neue Überweisungs- und Lastschriftverfahren eingeführt?

Fink: Dadurch soll eine einheitliche europäische Zahlungslandschaft “Single Euro Payments Area” entstehen. Für Verbraucher und Firmen gibt es dann keine Unterschiede mehr zwischen Zahlungen in Euro im Inland oder in andere europäische Staaten.

silicon.de: Welche Unternehmen sind von der Umstellung betroffen?

Fink: SEPA ist keine Option sondern Pflicht und betrifft alle, die finanzielle Transaktionen innerhalb der EU abwickeln. Die nationalen Zahlungsverkehrsverfahren werden in einem Jahr abgeschaltet. Vom DAX-Konzern bis zum Kleingartenverein gilt daher: Rechtzeitig handeln! Die unzähligen Umstellungen werden Banken in der zweiten Jahreshälfte stark beanspruchen. Wer das neue System reibungslos umsetzen möchte, sollte in der Schlange möglichst weit vorne stehen.

Ziele von SEPA. Quelle: NTT Data

silicon.de: Welche Unternehmensbereiche müssen für die Umstellung an Bord geholt werden?

Fink: Auf den ersten Blick mag SEPA ein IT-Projekt sein, das nur den Zahlungsverkehr betrifft. So stehen neue Formate, andere Fristen und zusätzliche Daten im Mittelpunkt. Bei genauerer Betrachtung wird aber schnell klar, dass sich das neue Zahlungsverfahren auf deutlich mehr Bereiche auswirkt. So muss sich der Vertrieb um die Anpassung von Vertragstexten kümmern. Die Buchhaltung sollte sicherstellen, dass IBAN und BIC nicht nur auf dem Briefpapier an die Stelle von Kontonummer und Bankleitzahl treten. Zudem gilt es, den Kundenservice besonders Anfang 2014 fit für Verbraucheranfragen zu machen. Dies sind aber nur wenige Punkte aus dem Gesamtbild. Je nach Geschäftsmodell und Größe des Unternehmens müssen viele Bereiche und Entscheidungswege beachtet werden.

silicon.de: Welche Herausforderungen sind mit der Umstellung verbunden?

Fink: Grundsätzlich gilt: Nur wer die beteiligten Prozesse und Systeme versteht, kann erfolgreich auf SEPA umstellen. Hier lauern besonders bei der Lastschrift und im Bereich E-Commerce rechtliche und organisatorische Stolpersteine. Ein Beispiel ist das Einholen und Verwalten von Lastschriftmandaten. Neue Daten wie die Mandats-ID, Lastschriftfolgetypen oder die Gläubiger-ID müssen gepflegt und bei der Übertragung mitgeliefert werden. Zudem ist die Frage offen, ob Lastschriftmandate weiterhin ohne Unterschrift per Internet eingeholt werden können.

silicon.de: Die Commerzbank warnt aktuell, dass viele Unternehmen mit der Umstellung nicht rechtzeitig fertig sein werden. Was sind die Konsequenzen für solche Unternehmen?

Fink: Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig um die Umstellung ihres Zahlungsverkehrs gekümmert haben und bis zum 31. Januar 2014 nicht “SEPA-Ready” sind, können ab 1. Februar 2014 keine Bezahlungen über Überweisung und Lastschriftverfahren tätigen.

silicon.de: Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, bei denen die Zeit langsam eng wird?

Fink: Unternehmen können auf diverse Full-Service-Angebote zurückgreifen, um interne Ressourcen zu unterstützen und rechtzeitig fertig zu werden. NTT DATA bietet “SEPA as a Service” an, der es ermöglicht, den herkömmlichen DTA-basierten Zahlungsverkehr auch über den 1.2.2014 hinaus zu betreiben. Damit reduziert sich das Liquiditätsrisiko der Unternehmen auf Grund einer nicht rechtzeitigen SEPA Umstellung. Dieses Full-Service Angebot von NTT Data erlaubt es Unternehmen, parallel laufende SEPA Umstellungsprojekte abzuschließen und dennoch zum Stichtag SEPA-Ready zu sein.

Dazu werden auf Grundlage der bestehenden Zahlungsverkehrsinfrastruktur die DTA-Zahlungsverkehrs¬dateien in das nach der von der Deutsche Kreditwirtschaft (DK) normierte XML-SEPA Format überführt. Damit wird praktisch jedem Unternehmen die Möglichkeit geboten, kurzfristigen finanziellen Schaden durch eine nicht rechtzeitige Realisierung seines SEPA Projektes abzuwenden.

Neben der Umstellung auf neue Formate stellt SEPA insbesondere im Bereich der Lastschriften neue fachliche und prozessuale Anforderungen, wie z.B. die Einführung von SEPA Lastschriftmandaten. Auch für diese Anforderungen bietet SEPA as a Service Hilfestellungen im Sinne einer Notfalllösung. Mit deren Hilfe verschaffen sich betroffene Unternehmen „Luft“, um SEPA-konforme Geschäftsprozesse und Sys¬teme zu etablieren. Darüber hinaus enthält der Service Hilfsmittel, die durch das Notfallmanagement entstandene Friktionen und Probleme beheben und es dem Unternehmen erlauben, regelkonform wei¬ter zu agieren.

silicon.de: Wer ist der richtige Ansprechpartner bei Fragen zur SEPA-Umstellung?

Fink: Die Banken werden im Falle von SEPA als primäre Wissensträger und Ansprechpartner wahrgenommen. Aufgrund der enormen Menge an Umstellungen können sie die einzelnen Projekte von Unternehmen, Vereinen und Behörden jedoch nicht begleiten. Daher empfiehlt sich das Engagement eines verlässlichen Partners, der sowohl über die Erfahrung als auch die entsprechenden Ressourcen verfügt.

silicon.de: Inwieweit profitieren Unternehmen vom neuen Zahlungsverkehr?

Fink: Die Änderung des Zahlungsverkehrs erfordert die genaue Analyse von Prozessen und Systemen in Unternehmen. Diese Daten lassen sich später nutzen, um die betroffenen Abläufe intern zu verbessern. Auf diese Weise kann sich die Investition in der Zukunft durch effizientere Geschäftsabläufe auszahlen.

silicon.de: Herr Fink, wir danken für das Gespräch.

Redaktion

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  • Vielen Dank für diesen Beitrag. Auch wir sind bestmöglichst aktiv, um unsere Mandanten und angeschlossene Unternehmen darüber zu informieren. Gerne verweisen wir auf Ihre Dienstleistungen.
    MfG
    Heinz Sauer

    • wieso weshalb warum? darüber schweigt sich das interview weitestgehend aus - sprich man wird "nieder gebügelt" mit Zusatz-Infos ohne die Basis-Info der Notwendigkeit auch nur an zu reissen.

      Statt dessen wird von mutmaßlichen Optionen damit seine Unternehmensstruktur in Form der Prozesse zu verbessern, mit einem Vorteil der sich irgendwie nebulös in der Zukunft zeigen könnte. Freilich wird hier keine Zahl genannt - und das dürfte so seinen gewissen Grund haben, denn das kann keiner über den Daumen weg Beziffern was dabei raus springt und den ganzen Aufwand den jetzt jeder Betroffene hat wohl ziemlich absehbar niemals wird wieder herein arbeiten können.

      Die Umstellung kostet - vor allem dann wenn man neue EDV dafür an schaffen darf, vielleicht sogar einen kompletten Systemwechsel machen muss deswegen. Da mag der einmalige Pipifax sich selbst eine Registration einer Lastschrift-Akteurs-Nummer zu beschaffen gering sein, ebenso mag der Aufwand alle vorhandenen Kontonummern einmal "umrechnen" zu lassen erträglich sein. Dann werden aber auch noch ein Stapel neuer Formulare, evtl. sogar Übergangs-Fassungen, fällig, bedeutet also Erstellungs- und Verifzierungs-Aufwand sowie gewisse Druckkosten. Dann kommen dazu allerding noch 2 Schreiben je Konto, eines an den Klienten das dieser bitte die Einzugs-Erlaubnis erneut erteilt und eines retour ans Unternehmen, das rechtzeitig und unterschreiben ein trudeln soll, wieder erfasst werdne musst und Co. Die Zahl der Konten ist vom Unternehmen abhängig, bei Privat dagegen sollten wohl je nach Person so um die 10 bis 20 solcher Schreiben ein trudeln, evtl. auch mehr - ein echter Aufwand - und keines darf dabei übersehen werden, sonst wirds unangenehm.

      Viele Unternehmen werden sich davon geschockt erst mal ab wenden - und irgendwie haben sie damit auch recht. Besonders Prominent ist hier bereits die Bundesnetzagentur zu nennen, die z.B. in Form der RegTP bereits 6 Monate vor der Umstellung einfach alle vorhandenen Erlaubnisse & Bedürfnisse für Lastschriften nicht mehr realisieren will sondern vom "Kunden" ganz einfach verlangt er solle seine Schuldigkeiten per Bank-ÜBerweisung jedes Mal händisch neu realisieren wenn die Rechnung im Kasten liegt. Tschaaaa!!!!!

      PS: die Nummern sind alle samt deutlich länger geworden - sprich wenn man hier in Zukunft händisch agiert, was imer wieder unumgänglich ist, dann wird das absehbar die Rate der Fehler bei Neu-Erfassungen und Änderungen spürbar steigern.

  • Die SEPA-Überweisung als Idee ist zwar gut, die Handhabung aber eine Katastrophe sowohl für Kunden als auch Unternehmen.

    Meine bisherige Bankverbindung würde von meiner Wohnungsgesellschaft oder beauftragtem Geldinstitut in eine falsche SEPA und falsche BIC umgewandelt. Gut, dass ich einen Brief bekommen habe mit der Bitte: "Überprüfen Sie Ihre Bankverbindung, ob alles stimmt". Da es nur 10 Tage zu Abbuchung gab, habe ich schnell per E-Mail die richtigen SEPA und BIC gesendet.
    Meiner Meinung nach fehlt vielleicht eine 1:1 Vorschrift für die automatische Umwandlung der Bankverbindung auf SEPA. Jeder tut, was er für richtig hält.

    Ich überweise gerne mit der Hilfe des Überweisungsautomaten meiner Bank.
    Das Problem bei EU-SEPA: es sind nur 2 Buchstaben und zwanzig Ziffern,
    die man nacheinander und fehlerfrei eintippen soll.
    DE12345432345654323456.

    Warum kann man nicht SEPA-Aus- und -Eingabe menschenfreundlich gestallten? Zum Beispiel: DE12 345 432 345 654 323 456
    oder DE 1234 5678 1234 5678 1234.
    Der Computer kann problemlos die EU-SEPA menschenfreundlich Ausdrucken und für die Eingabe auf dem Überweisungsbildschirm darstellen.
    Die ersten 2 Ziffern sind Prüfziffern. Trotzdem kann es lange dauern (mehrere Versuche) bis die restlichen 18 fehlerfrei mit der Hand eingetippt werden.
    Viel Spaß bei der bisherigen SEPA-Eingabe.

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