Komplott bei Siemens? Peter Löscher will nicht gehen
Der Siemens-Aufsichtsrat will Peter Löscher an der Spitze des Konzerns ablösen. Doch der stellt jetzt Bedinungen: Nur wenn Gehard Cromme aus dem Aufsichtsrat ausscheide werde auch Löscher gehen. Und letzterer sieht sich als Opfer eines Komplotts. Allerdings soll mit dem derzeitigen Finanzvorstand bereits ein Nachfolger für Löscher gefunden worden sein.
Peter Löscher, derzeit Vorstandschef bei Siemens will sich vom Aufsichtsrat nicht so einfach aus dem Amt drängen lassen. Nur wenn auch der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme seinen Posten räumt, werde auch Löscher von seinem Posten zurücktreten. Sollte Cromme dieser Forderung nicht nachkommen, wolle Löscher im Siemens-Kontrollgremium über seinen Rücktritt abstimmen lassen. Um den Kärntner des Amtes zu entheben, ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Am Wochenende hatte Siemens die geplante vorzeitige Entlassung Löschers offiziell angekündigt. Die Abstimmung darüber solle am 31. Juli erfolgen.
Allerdings dürfte es für Löscher schwierig werden diese Zweidrittelmehrheit im Aufsichtsrat noch zu verhindern. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gelte es inzwischen als ausgemachte Sache, dass der Finanzvorstand Joe Kaeser als Vorstandssprecher auf Löscher nachrückt. Der Aufsichtsrat habe sich auf diese Lösung bereits am Wochenende verständigt. Damit wollen die Aufsichtsräte Siemens wieder aus der Krise führen.
Doch Löscher scheint das anders zu sehen. Er wirft Cromme vor, mit diesem Schachzug lediglich zu versuchen, die eigene Person aus der Kritik zu bekommen. Löscher wirft dem ehemaligen Thyssen-Krupp-Manager vor, ein Komplott gegen ihn zu schmieden. Nun soll hinter den Kulissen fieberhaft versucht werden, Löscher zu einem Einlenken zu bewegen, dessen Vertrag noch bis 2017 läuft.
Noch zwei Jahre lang müsste Siemens das Gehalt Löschers bezahlen. Das soll Löscher rund 10 Millionen Euro oder mehr einbringen. Doch Löscher will, wie es heißt nicht in erster Linie Geld. Ihm gehe es vor allem um seine Ehre, wie aus Konzernkreisen verlautbart wurde. Das könnte es Cromme schwer machen.
Cromme auf der anderen Seite aber will sich offenbar nun nicht noch einmal den Vorwurf gefallen lassen, zu spät gehandelt zu haben. Cromme hatte Thyssen-Krupp nach milliardenschweren Verlusten im März als Aufsichtsratschef verlassen.
Bei Siemens hingegen verteidigt man das Vorgehen Crommes, der als treibende Kraft hinter der Absetzung Löschers gilt. Fehlende Visionen und Führungsschwäche Löschers seien vielmehr die Ursachen für Unmut bei Belegschaft und Management bei Siemens.
Doch Cromme, der selbst Löscher als Vorstandsvorsitzenden von Siemens berufen hatte, hat derzeit wohl wenige Ambitionen, wie von Löscher gefordert, als Aufsichtsratsvorsitzender zurückzutreten.
Cromme setze angeblich auf die Gunst der Aktionäre für sein hartes Durchgreifen gegenüber Löscher, wie er angeblich gegenüber Siemensmitarbeitern geäußert haben soll. Für Cromme würde das außerdem bedeuten, die letzte Top-Position in der deutschen Wirtschaft aufzugeben.
Derzeit spekuliert man auch über Josef Ackermann als potentiellen Nachfolger Crommes. Doch Ackermann gilt der Arbeitnehmer-Lobby im Siemens-Aufsichtsrat als nicht vermittelbar, da Ackermann wie kein zweiter für hohe Renditen zu Lasten der Arbeitnehmer stehe. Zudem nennt auch Ackermann diese Spekulationen “frei erfunden”.
Update: 22.05:
Inzwischen habe Löscher gegenüber der Bild-Zeitung die Forderung nach einem Rücktritt Crommes dementiert. Es gehe ihm lediglich um die 370.000 Siemens-Mitarbeiter, die zu recht auf ihr Unternehmen stolz seien. Dafür fordert die Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) einen Rücktritt Crommes. Der solle noch den Übergang nach Löscher regeln und dann selbst von seinem Posten zurücktreten. Nur ein Wechsel an den Spitzen beider Gremien könne für Siemens einen echten Neuanfang bedeuten, wie eine Sprecherin gegenüber der Welt erklärte.
Tipp: Wie gut kennen Sie Hightech-Firmen, die an der Börse notiert sind? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.