Vista war Ballmers größter Fehler

Grundsätzlich hätte Steve Ballmer viele Möglichkeiten gehabt, Fehler zu machen. Doch sein größter sei Windows Vista gewesen, gibt er jetzt unumwunden in einem Gespräch zu.

Steve Ballmer
Steve Ballmer sieht Windows Vista inzwischen als Tiefpunkt seiner Karriere. Quelle: Harald Weiss/silicon.de.

Steve Ballmer ist nicht unbedingt ein Mensch, den man mit Bescheidenheit in Verbindung bringt, dennoch erklärt er jetzt einem Interview mit ZDNet-Bloggerin Mary Jo Foley offen, dass Windows Vista in seiner Zeit als CEO von Microsoft sein größter Fehler war. Grundsätzlich, so Ballmer,  habe er viele Möglichkeiten gehabt, falsche Entscheidungen zu treffen. Dennoch bedauere er das Hin und Her bei der Entwicklung von Longhorn, das später zu Windows Vista werden sollte, in der Rückschau auf seine bisherige Amtszeit am meisten.

Stolz ist Ballmer jedoch auf seinen Beitrag zur Verbreitung des Personal Computings. “Wir haben das im Lauf der Achtziger und Neunziger praktisch auf die Welt gebracht, und das hatte einen unglaublichen Einfluss auf das Leben der Menschen.” Inzwischen habe mehr als eine Milliarde Menschen Zugang zu Computern und noch mehr besitzen inzwischen Mobiltelefone. “Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben.”

 

 

Offiziell habe er sich erst zwei Tage vor der Ankündigung zu seinem Rücktritt entschlossen und den Verwaltungsrat informiert, versichert Ballmer.

Dennoch denke er schon länger über seine Pensionierung nach: “Ich würde sagen, meine Überlegungen haben sich in den vergangenen zwei bis zweieinhalb Monaten intensiviert.” Chairman Bill Gates respektiere seinen Entschluss. “Letztendlich muss man diese Dinge selbst entscheiden”, kommentiert Gates.

Über einen möglichen Nachfolger wollte Ballmer nicht spekulieren. Der gesetzte Zeitrahmen von einem Jahr sei ausreichend, um einen neuen CEO zu finden, glaubt Ballmer. Berichten zu folge, soll man bei Microsoft allerdings schon seit geraumer Zeit nach einem geeigneten Kandidaten suchen. “Und wenn es schneller geht, dann bedeutet das nur, dass wir alles sehr geplant und geregelt abwickeln können”, ergänzte der Microsoft-Chef.

Zu seinem Zukunftsplänen gefragt, antwortete er: “Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.” Er habe im Moment gar nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was als nächstes kommen könnte. Am wichtigsten sei derzeit, einen Nachfolger für Ballmer zu finden.

An der Börse hatte Ballmers Ankündigung am Freitag zu durchweg positiven Reaktionen geführt. Der Kurs der Microsoft-Aktie legte im Lauf des Handelstags um 2,36 Dollar oder 7,19 Prozent zu. Im nachbörslichen Handel stieg der Kurs erneut um 0,01 Dollar auf 34,76 Dollar.

Auch in Fachkreisen, wird Ballmers Entscheidung begrüßt. Forrester-Analyst Ted Schadler etwa sieht Microsoft vor einer großen Transformation, wie er in einem Blog erklärt. Zwar habe Ballmer in der Vergangenheit viele Weichen richtig gestellt und auch mit unter den riesen Erfolg von Windows im Unternehmensumfeld verantwortet, doch habe sich das Unternehmen trotzdem zu langsam bewegt und sich von kleineren Unternehmen wie etwa von Salesforce.com beim Cloud-Computing überholen lassen. Daher sei es die richtige Entscheidung, das Heft an einen anderen, möglicherweise auch einen externen Manager weiterzugeben.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]