Die gute alte Management-Regel “Change, bevor you have to!” lässt sich jetzt auch auf Nokia anwenden, ein Unternehmen, das im 2000 zu Hochzeiten auf dem Papier mehr als 300 Milliarden Dollar wert war. Nokia hatte vermutlich tatsächlich keine andere Wahl mehr, als die Handy-Sparte an Microsoft zu verkaufen und das für 5,4 Milliarden Dollar. Nokia hatte alleine im Jahr 2007 5,7 Milliarden für den Karten- und Navigationsexperten Navteq 5,7 Milliarden ausgegeben. Jetzt gehört Microsoft zwar dieses Asset nicht, aber es kann es ungehindert nutzen.
“Wir brauchen mehr kombinierte Muskeln”, erklärte der scheidende Nokia-CEO Stephen Elop in einer Pressekonferenz zur Übernahme. 2010 hatte Elop das Ruder bei Nokia übernommen und wenn er jetzt von Muskeln spricht, dann dämmert manchem Kritiker, dass auch er es war, der den Branchenriesen mit nieder gerungen hat. Die im Jahr 2011 gefällte Entscheidung, vollständig auf Windows Phone zu setzen, hat Nokia in eine Position gebracht wo es am Ende nicht mehr anders kann, als sich an Microsoft zu verscherbeln und diese Entscheidung hat Elop als CEO von Nokia zu verantworten. Nachdem Microsoft-CEO Elop inzwischen als “internen Nachfolgekandidaten” bezeichnete, stehen die Chancen gut, dass Elop Ballmers Nachfolge an der Spitze von antritt. Allerdings wird er sich auch dann noch den Vorwurf gefallen lassen müssen, Nokia zumindest in die Enge getrieben zu haben.
“Ich teile die Frustration, dass wir so weit hinter den zwei sehr großen Marktbegleitern stehen”, erklärte Elop mit Blick auf iOS und Android. Aber jetzt stünde dem Ziel, die Nummer drei in diesem Markt zu werden, nichts mehr im Wege. Elop hatte auch in einem Memo von einer brennenden Plattform gesprochen. Er verglich Nokia mit einer brennenden Ölplattform, nur ein Sprung ins kalte Wasser könne hier noch retten. Ob die rund 32.000 Nokia-Mitarbeiter bei Microsoft einen warmen Empfang bekommen steht derzeit noch in den Sternen. Elop hingegen hat mit Microsoft jetzt wieder einen neuen Arbeitgeber. Obwohl böse Zungen nach wie vor davon überzeugt sind, dass Elop nie aufgehört hat, ein Mitarbeiter von Microsoft zu sein.
Von dem einstigen Gummistiefelhersteller bleibt jetzt noch ein Patentportfolio und eine kränkelnde Netzwerkausrüstersparte übrig, die sich den Markt mit agressiven chinesischen Herstellern teilen muss. Dennoch erklärt Interim Nokia-CEO Risto Siilasmaa, dass es zwar eine emotional schwierige aber dann letztlich rationale Entscheidung gewesen ist, die Sparte zu verkaufen: “Es ist klar, dass Nokia alleine nicht über die Ressourcen verfügt, um die nötige Beschleunigung bei Mobiltelefonen und Smartphones zu finanzieren. Dennoch hat Nokia Großes geleistet, die Industrie wird zu einem Duo-Pol und die Marktführer schaffen ein Momentum in einer Größenordnung, die man vorher nicht beobachten konnte.”
Nokias Schicksal sei mit dem von Microsoft verbunden gewesen, aber auch Microsoft habe schwere Zeiten hinter sich, fügt Siiasmaa an. “Wir können nicht erwarten, dass ein anderer Hersteller in Nokia investiert, nachdem Nokia Windows Phone dominiert.” Auch die Entscheidung 2012 mit Surface ein eigenes Tablet auf den Markt zu bringen, habe ein starkes Signal an Nokia gesendet. Zudem hätten die Bemühungen ein starkes Ökosystem rund um Hard- und Software aufzubauen, diese Entscheidung mit beeinflusst.
Nokia habe diese Entscheidung im Interesse der Aktionäre gefällt, betont Siilasmaa. Daneben erweitert Microsoft den Kredit für Nokia von 1,5 Milliarden Euro. Siilasmaa sieht in dem Verkauf an Microsoft den “Beginn der nächsten 150 Jahre der Firmengeschichte.” Nokia sei heute neu geboren worden. Tatsächlich konnte Nokia an der Börse in Helsinki den Kurs der Aktie um 46 Prozent auf 4 Euro steigern.
Microsoft kauft Nokias Handysparte und wird damit das Engagement bei Hardware intensivieren. Insgesamt 5,44 Milliarden Euro zahlt Microsoft für die Gerätesparte und dazugehörige Patente des ehemals größten Mobilfunkkonzerns der Welt. Im Jahr 2000 war Nokia noch weit über 200 Milliarden Euro wert, jetzt bleibt vom finnischen Konzern kaum etwas übrig. Erst Anfang August hatte Nokia Siemens aus dem Joint Venture Nokia Siemens Networks herausgekauft, dass künftig unter dem Namen Nokia Solutions and Networks den Kern des Unternehmens bilden wird (Grafik: Statista).
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Der Grund: Geräte, die mit veralteter Software arbeiten, sind anfällig für Cyberangriffe und Datenlecks.
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Wenn das nicht mal eine geile Strategie ist:
Erst mal hier, mal da saftige Subventionen einsacken, dann die Werke kurzerhand schließen (sind dann ja nicht deren Arbeitslose), um zum Schluss die Bude ganz dicht zu machen und wieder weich beim ehemaligen Arbeitgeber zu landen.
Voll toll!!!
Paradebeispiel für einen Sauerstoffdieb...