CEO der Deutschen Telekom René Obermann gibt sich kämpferisch: Die Deutsche Telekom habe hart daran gearbeitet “investieren zu dürfen”. Nach langem Kampf wurden die regulatorischen Hindernisse überwunden und die Bedenken der Investoren beiseitegeschoben. Es ist Zeit für die “Netzoffensive”, es ist Zeit für den “Heißen Herbst”. Die Telekom investiere 32 Milliarden Euro in die “Gigabit-Gesellschaft” und den Netzausbau, laut dem Vorstandsvorsitzenden.
Nicht jeder der deutschen Bevölkerung wird nach dem Netzausbau 2018 von der 100-MBit-Datenübertragung profitieren können. Mehr als 20 Prozent der Bevölkerung wird zeitlich begrenzt oder sogar dauerhaft keinen Zugang zum schnellen Anschluss bekommen. Denn ländliche Gebiete werden von der “Gigabit-Gesellschaft”, der Deutschen Telekom ausgenommen. Davon sind nicht nur Menschen betroffen die auf dem Land leben, sondern auch solche die ländliche Gebiete besuchen oder durchfahren.
2016 sollen nahezu alle Neuwagen über einen Internetzugang verfügen. Allerdings müssen Autofahrer dann auf Autobahnen, Landstraßen und Feldwegen auf Funklöcher und schlechte Internetverbindungen gefasst sein. Obermann spricht auf Nachfrage von ZDNet von einer “sehr guten” Verbindungsqualität für Autos – schränkt aber ein, dass eine durchgängige Netzabdeckung nicht möglich sei.
Und das, obwohl der Vorstand der Deutschen Telekom in Berlin die “Netzoffensive” gestartet hat. Die Verantwortlichen gehen davon aus, 3.500 Kilometer Glasfaserkabel in diesem Jahr zu verlegen. Im nächsten Jahr sollen weitere 6.250 Kilometer dazu kommen.
2012 verfügten bereits 12 Millionen Haushalte über einen Zugang zu Breitbandnetzen, so Obermann. 2013 könnten weitere 800.000 hinzukommen. Wird das Netz mit der geplanten Geschwindigkeit ausgebaut, könnten mehr als 24 Millionen Haushalte bis 2016 mit Breitband versorgt werden.
Um das Ziel des Netzausbau zu erreichen, wird die Telekom im Jahr 2014 an mehr als 52.000 Baustellen arbeiten, Schaltschränke anschließen, Funkmasten errichten, Netze vektorisieren und Endgeräte freischalten.
Der von der Deutschen Telekom gewählte Begriff “Gigabit-Gesellschaft” ist allerdings nicht ganz passend. Denn dieser vermittelt, dass 100 Prozent der Bevölkerung über einen 100-MBit-Anschluss verfügen. Doch mit den geplanten 80 Prozent bleibt das Unternehmen hinter den Erwartungen zurück. Wie die restlichen 20 Prozent in die “Netzwerke der Zukunft” einbezogen werden, sagt Obermann nicht. Sein Versprechen alle Kunden sollten “bestmöglich” eingebunden sein, klingt hohl.
Obermann spricht lieber von einem “klugen Mix” von Technologien für die Kunden. Neben dem Ausbau der Glasfaser errichte Deutsche Telekom “das beste IP-Netz” und das “größte LTE-Netzwerk Deutschlands”.
Die neue Mobilfunktechnologie könnte ab 2015 für 60 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin will die Deutsche Telekom Tarife, Details und Endgeräte ankündigen.
Eine der vier Säulen seien die WLAN-Hotspots. Obermann erklärte, dass der Telekommunikationsriese tausende Hotspots errichten werde. 2014 sollen 5.200 Kilometer Schienennetz mit WLAN in 255 ICE-Zügen abgedeckt werden. 16 Fluggesellschaften werden etwa 214 Hotspots für die Abdeckung über den Wolken zur Verfügung stellen.
Klar ist: In den Ballungsgebieten werden Bevölkerung und Firmen zwischen den verschiedensten Netzzugängen wählen können. Für die 20 Prozent Bevölkerung in den ländlichen Gebieten empfinde der CEO zwar eine gewisse “Verantwortung” – er nimmt sie aber ausdrücklich aus dem Konzept seines Netzausbaus aus. Für eine “Gigabit-Gesellschaft” ist das kein schlüssiges Konzept.
[mit Material von Christian Raum, ITespresso.de]
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