Gemeinsam haben Tobii Technology und Dell ein Tablet mit Blicksteuerung in den Handel gebracht. Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die sonst kaum Zugang zu modernen, maus- und tastaturgesteuerten Technologien haben, sind in erster Linie die Zielkundschaft. Nur durch Augenbewegungen können sie die Sondervariante des Dell Latitude 10 steuern.
Schon länger ist das schwedische Unternehmen Tobii Technology als Experte für Lösungen zur Blickerkennung und Augensteuerung bekannt. Die Technik konnte bisher nur auf großen Bildschirmen, Desktop-PCs und Spezialanfertigungen genutzt werden. Als integrierten Bestandteil von Dells Tablet Latitude 10 vermarktet das Unternehmen zusammen mit Dell die Technologie unter dem Namen Tobii EyeMobile.
“Das gemeinsame Projekt mit Dell OEM Solutions ist der letzte Schritt auf dem Weg zu einem wichtigen Ziel: Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen denselben Zugang zum technologischen Fortschritt zu bieten, wie ihn alle anderen ganz selbstverständlich genießen”, sagt Oscar Werner, Präsident von Tobii Assistive Technology.
Noch ist die Blicksteuerung jedoch nicht im Tablet verbaut. Sie wird mit einem kleinen Aufsatz namens PCEyeGo, der mit dem Tablet via USB verbunden wird, realisiert. Die Entwickler stehen vor einer Herausforderung, die Steuerung in das Tablet zu integrieren, da zur richtigen Erfassung der Augenbewegungen ein bestimmter Abstand zwischen den Sensoren nötig ist.
Prototypen seiner Technologie hat Tobii Technology bereits auf der CeBIT 2013 gezeigt. Diese hatten etwa die Größe einer einzeln verpackten Zigarre. Erste Modelle mit der Blicksteuerung in Notebook-Rahmen werden auf der CeBIT 2014 erwartet. Tablets sind aber eben noch einmal etwas dünner und leichter. Daher könnte es noch etwas länger dauern.
Den Entwicklern aus Schweden hilft, dass auf dem Dell Latitude 10 Windows 8 läuft. Zwar hat das Betriebssystem für die Bedienung mit Maus, Tastatur und Gesten einige Kritik einstecken müssen – für die Blicksteuerung eignet es sich mit der Kacheloberfläche aber bestens. Tobii käme zwar auch mit kleineren Flächen aus, aber die Kacheln bieten den Augen einfach zu identifizierende Anlaufpunkte und reduzieren die Fehlerwahrscheinlichkeit.
Dell wollte auf Anfrage sich nicht dazu äußern, ob die Blicksteuerung in naher Zukunft als ergänzende Steuerungsmöglichkeit auch bei weiteren Geräten die sich an die breite Masse der Kunden richten, integriert wird. Das wird das jetzt erhältlich Latitude 10 nicht schaffen, denn der Listenpreis liegt inklusive ProSupport und der nötigen Software bei 4160 Euro. In Europa wird der Vertrieb nicht von Dell, sondern von spezialisierten Tobii-Händlern übernommen.
Fraglich ist ohnehin, ob sich Oberflächen die sich vollkommen über die Augen steuern lassen bei der Masse der Verbraucher durchsetzen können. Sogar Tobii selbst ist da skeptisch. Der Anbieter hält die Kombination der Steuerung mit Blick und Tastaturkürzeln für weitaus vielversprechender. Die hat er auf der CeBIT 2013 als Tobii Gaze vorgestellt. Einsatzmöglichkeiten dafür sieht das Unternehmen in einem ersten Schritt beispielsweise beim Gaming, zusammen mit CAD- und Design-Software oder bei Spezialanwendungen in der Medizin.
Vereinfacht gesagt funktioniert sie so, dass der Mauszeiger sobald das Eingabegerät bewegt wird sofort dort ist, wo das Auge hinblickt. Das ist bei der ersten Nutzung ungewohnt, stellt sich aber schnell als nützliches Komfortmerkmal heraus: Das Mauswackeln um den Cursor zu finden oder lange Wege mit der Maus erübrigen sich. Außerdem lassen sich auch Funktionen wie das Zoomen ausgesprochen bequem steuern: Beispielsweise kann der Anwender durch Drehen am Scroll-Rad der Maus immer in den Bildbereich hinein- oder aus ihm herauszoomen, in den er gerade blickt.
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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Hat jemand als Endverbraucher inzwischen praktische Erfahrungen mit dem Eye Tracker im Dell Tablet Latitude 10 gemacht?
Mich würde interessieren, wie die Erfahrungen im praktischen Einsatz sind.