Mit 4,06 Milliarden Euro übertrifft SAP den Non-IFRS-Umsatz des Vorjahreszeitraum im dritten Quartal um etwa zwei Prozent. Währungsbereinigt würde das einem Zuwachs von 9 Prozent entsprechen. Das Non-IFRS-Betriebsergebnis klettert währungsbereinigt sogar um 15 Prozent nach oben und schließt mit 1,3 Milliarden. Allerdings verwässere ein schwacher Yen das Ergebnis, so dass der Nettogewinn bei aktuellen Kursen nur noch um 5 Prozent wächst. Als Nettogewinn weist SAP dank verschiedener Einsparungsprogramme ein Wachstum von 933 Millionen Euro aus.
Der scheidende Finanzvorstand Werner Brandt erklärt, dass sich SAP trotz der fortdauernder Krise in Teilen Europas und ungünstigen Wechselkursen gut im Markt behaupte. Vor allem bei HANA und bei Cloud-Anwendungen könne SAP zulegen, unterstreichen die beiden CEOs Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott.
“Wir sind jetzt der zweitgrößte Cloud-Anbieter”, betont die Doppelspitze in einer Mitteilung. In den zurückliegenden drei Monaten sei die Zahl der Nutzer, die auf Cloud-Ressourcen von SAP zugegriffen haben von drei auf 33 Millionen gestiegen. Zum ersten Mal, so eine Hochrechnung auf das Jahresergebnis, könnte SAP die Milliardengrenze bei Cloud-Umsätzen durchbrechen.
2015 will SAP 10 Prozent des Umsatzes mit Cloud-Technologien erwirtschaften. Dafür müsste SAP den Cloud-Umsatz etwa verdoppeln. Snabe allerdings wird dieses Ziel nur noch bis Mitte nächsten Jahres als Co-CEO umsetzen können. Es wird allgemein befürchtet, dass dadurch eine weitere amerikanisierung des Konzerns vorangetrieben werden könnte. Snabe wird in den SAP-Aufsichtsrat wechseln und McDermott wird alleiniger CEO werden. Auch Finanzvorstand Brandt wird kommendes Jahr aus seinem Amt ausscheiden. Auf ihn folgt am 1. Juli Luka Mucic. Der werde allerdings seinen Amtssitz in Walldorf einnehmen, heißt es von SAP.
Trotz zahlreicher personeller und möglicherweise kultureller Wechsel, stellt der Standort Deutschland für SAP einen wichtigen Vorteil dar, wie Snabe in den vergangenen Wochen bei verschiedenen Gelegenheiten betonte.
Auch bei der Vorstellung der Quartalszahlen nannte Snabe angesichts der umfangreichen Enthüllungen Edward Snowdens das deutsche Datenschutzgesetz einen wichtigen Vorteil. Auch der Cloud-Chef Rainer Zinow wiederholt gegenüber Reuters, dass immer mehr internationales Interesse für die “Cloud made in Europe” bestehe. Dagegen scheint inzwischen SAP das Interesse an der Cloud-basierten Mittelstandslösung Business ByDesign verloren zu haben. Das Handelsblatt berichtet, dass dieses Produk nicht weiter entwickelt werden soll. SAP-Sprecher Hilmar Schepp hingegen beteuert, dass ByDesign im Angebot bleiben. Offenbar sind aufgrund zahlreicher Probleme und auch einer schwachen Marktakzeptanz (weniger als 1000 Anwender sollen ByDesign nutzen) andere Produkte inzwischen wichtiger.
Mitunter ist es auch dieses wachsende Interesse, das auf das traditionelle SAP-Kerngeschäft drückt. So sinken in den vergangenen drei Quartalen die Umsätze mit Lizenzen um 4 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro. Im dritten Quartal hingegen schrumpft dieser Posten um 5 Prozent auf 975 Millionen Euro.
Trotz dieser soliden Entwicklung und auch der Erholung im asiatischen Markt, von der SAP offenbar besser profitieren kann als Marktbegleiter wie IBM oder Teradata, könnte der schwache Yen das Jahresziel gefährden. Sollte sich dieser Trend nicht ändern, und dafür gibt es derzeit kaum Signale, würde das Wachstum der Walldorfer um 7 Prozent niedriger ausfallen. SAP würde dann das operative Ergebnis um 6 Prozent auf 5,5 Milliarden steigern. Ohne diese Wechselkurseffekte könnte sich das Ergebnis auf 5,9 Milliarden Euro belaufen.
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Schon vor einigen Jahren führte ich als ehemaliger Mitarbeiter bei SAP aus, dass Business By Design in der Test- und Pilotphase, an der ich teilnehmen durfte, noch schwere Mängel aufwies. Nun scheint es tatsächlich so zu sein, dass diese Software für den Mittelstand nicht mehr grundlegend weiterentwickelt wird. Das finde ich persönlich sehr schade, weiß ich doch, wie viele Kollegen aus der SAP Entwicklung hart daran gearbeitet haben, das Produkt zur Marktreife zu führen; von dem investierten Geld einmal ganz zu schweigen. Als eine nicht zu unterschätzende Hürde erwies sich wohl, dass BYD in drei Ländern - Deutschland, Indien, USA - auf drei Kontinenten entwickelt wurde, was die Koordination erheblich erschwerte. Vielleicht kann man daraus lernen, die Kräfte der Entwicklung auf ein Zentrum zu bündeln, denn ich halte es für zumutbar, dass Kollegen aus anderen Entwicklungsstandorten sich für eine gewisse Zeit in der Projektzentrale begeben. Dass dies immer Deutschland (Walldorf) sein muss, ist nicht gesagt. Steht Technik und Design im Vordergrund, ist Palo Alto sicherlich der richtige Standort, stehen Anwendungen und Prozesse im Vordergrund, ist bei SAP die deutsche Entwicklung aufgrund ihrer ungeheuren Erfahrung die erste Wahl. Wenn SAP daraus die richtigen Schlüsse zieht neudeutsch: "lessons learned", kann man künftige Produkte sicherlich wieder zum Erfolg führen.
Interessant hier etwas von einem ehemaligen SAP-Mitarbeiter zu lesen, der an dem Produkt mitgewirkt hat. Ich denke generell bei großen Software-Unternehmen, die kollaborativ und verteilt arbeiten, gibt es Schwierigkeiten bei der Projektumsetzung. Das ein Projekt allerdings nur aufgrund dessen "scheitert" ist dann entweder mangelhafte Planung oder das Produkt wurde einfach bereits nach der Fertigstellung vom Markt nicht mehr gebraucht. Ein interessantes Diskussionsthema, welches mich in meiner Projektarbeit schon viele interessante Gespräch "gekostet" hat. Gruß, Marko