Salesforce: Zurück in die Zukunft

Marc Benioff predigt das Intert of Customers, denn hinter jedem Ding steht ein Kunde. Quelle: H. Weiss.

“Hinter jedem neuen Gerät im Internet ist ein Kunde – und um den muss man sich verstärkt kümmern”, sagte Salesforce-Chef Marc Benioff in seiner Keynote. Dabei hielt er eine Zahnbürste hoch, die in Zukunft mit WLAN und GPS ausgestattet sein wird. Das Gerät protokolliert nicht nur, wann und wie lange man seine Zähne geputzt hat, sondern es wird auch erfasst, ob man alle Ecken und Enden der Zahnreihen ausreichend lange gebürstete hat. “Mein Zahnarzt wird mich demnächst nicht mehr fragen, ob ich meine Zähne genügend putze, sondern nur noch nach dem Login für meinen Account”, lautete Benioffs Prognose.

Folglich gibt es deshalb bei Salesforce kein “Internet of Everything”, sondern nur noch ein “Internet of Customers”. Konsequenterweise geht es bei Salesforce jetzt vor allem um die vielen neuen mobilen Apps zur Kundenunterstützung.

Hierzu hat das Unternehmen eine Reihe an Neuheiten vorgestellt. Kernstück ist die neue integrierte Plattform Salesforce1, in der alle bisherigen Cloud-Angebote des CRM-Spezialisten zusammengefasst sind. Neben der Integration der bisherigen Silo-Anwendungen, wie Force.com, Database.com, Heroku und Identity geht es bei Salesforce1 vor allem um neue Anwendungen unter dem Motto “Mobile first”.

Das heißt, es wird vor allem die Entwicklung von Business-Cloud-Anwendungen auf Smartphones und Tablets unterstützt, die dann über den eigenen AppExchange-Store angeboten werden. “Ich verwende nur noch mein Handy, um mit der Salesforce-Plattform zu kommunizieren”, meinte Benioff über die Nutzung von Salesforce1. Laut Benioff ist Salesforce1 “die größte Ingenieurleistung, die das Unternehmen jemals vollbracht hat”.

Auch bei den Entwicklern gibt es viel Zuspruch. “Salesforce1 ist die erste CRM-Plattform für Entwickler, ISVs, End-Anwender, Admins und Kunden, die den Weg in die neue soziale, mobile und allseits verknüpfte Cloud gehen wollen”, schwärmte Adam Seligman, Salesforce‘ Chef der Entwicklergemeinde, in einem Gespräch mit silicon.de.

Beim Ausbau der dafür erforderlichen Entwicklergemeinde ist man offensichtlich sehr erfolgreich. “Die Zahl der Anwendungsentwickler hat sich im letzten Jahr auf 1,4 Millionen mehr als verdoppelt”, freut sich Seligman. Um diese Gruppe weiter auszubauen, setzt man verstärkt auf ein umfangreiches API-Angebot. “Man könnte unsere Entwicklungsplattform auch mit ‚API first‘ beschreiben”, so Seligman weiter.

Damit meint er, dass man nicht so sehr über die darunter befindliche Technologie redet, sondern nur über die Software-Verzahnung. Hierbei verweist er darauf, dass Salesforce1 zehnmal mehr APIs bietet als die bisherigen Systeme. Trotzdem fehlen noch wesentliche Komponenten. So will man sich zwar bei den Marketing-Abteilungen mit den akquirierten Lösungen von ExaktTarget beliebt machen, doch echte Big Data Unterstützungen gibt es bislang nicht. Hadoop, Realtime-Analytics, Predictive-Analytics – alles Fehlanzeige. Doch das Problem ist erkannt. “Wir werden hier in naher Zukunft erhebliche Mittel investieren”, kündigte Seligman bereits an.

Das Internet der Dinge bietet für Salesforce auch als CRM-Anbieter neue Möglichkeiten. Quelle: H. Weiss

Während die Ausrichtung, die Nutzung und der Leistungsumfang von Salesforce1 klar erkennbar sind, waren Sinn und Bedeutung einer weiteren Ankündigung nicht so eindeutig auszumachen. So gibt es jetzt eine Partnerschaft von Salesforce und HP, bei der die Salesforce-Kunden spezielle HP-Storage, -Server und –Netzwerke ordern können, auf denen ihre Anwendungen laufen sollen. Unter dem Namen Superpod wird praktisch ein Rückschritt aus der bisherigen Cloud-Philosophie geschaffen, dass nämlich der Nutzer keinen Einfluss und keine Kenntnisse darüber hat, welche Technologie sich in der Cloud-Wolke befindet. Zwar hat Salesforce-Mitgründer Parker Davis in einem Pressegespräch zugegeben, dass man unter anderem auch Oracles Exadata einsetzt, Benioff selbst hat aber in den letzten Jahren konsequent alle diesbezüglichen Fragen abgeblockt. Doch jetzt war er voll des Lobes über das HP-Angebot: “Es ist eine public-private Cloud – es sind public Cloud-Dienste, aber auf einer dedizierten Hardware”, lautete seine Erklärung.

Ob das wirklich als tragfähiges Business-Modell anzusehen ist, bleibt dahingestellt. Vielleicht ist es nur ein Gefallen, den Salesforce gegenüber HP machen wollte – immerhin ist HP einer der größten Salesforce-Kunden. “Wir haben 27.000 Verkäufer auf der Salesforce-Plattform und wir planen, dass wir 100.000 von unseren Partnern ebenfalls auf dieses System bringen”, sagte HP-Chefin Meg Whitman, die von Benioff als Gastredner eingeladen war.

Redaktion

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