Besucher und Journalisten konnten das fragliche öffentliche Funknetz nach offiziellen Angaben nutzen. Politiker sollen es in der Regel nicht verwendet haben. Separate Netze stehen demnach für Personal und Europapolitiker weiterhin zur Verfügung.
“Bis auf Weiteres” bleibe allerdings das Netz geschlossen, heißt es in einer internen Mail. Auf allen Geräten, die für den Zugriff auf interne IT-Systeme genutzt würden, muss das IT-Personal jetzt Sicherheitszertifikate installieren. Von mindestens 14 Mitarbeitern der Europabehörde konnte der Angreifer laut einem technischen Mitarbeiter des Parlaments, Dimitrios Symeonides, Usernamen und Passwörter stehlen.
Es besteht Symenonides’ öffentlichem Hinweis zufolge der “begründete Verdacht”, dass Cyberkriminellen ein namensgleiches Netzwerk aufgebaut hätten, um Daten von der Log-in-Seite zu entwenden. Die SSID lautete EP-EXT. Das falsche Netz würde vorübergehend abgeschaltet, nachdem ein Nutzer Zugangsdaten eingebe. Die Daten müsse er abermals eingeben – diesmal beim richtigen Netz.
Symeonides: “Ich würde wahrscheinlich annehmen, dass ich einen Tippfehler im Passwort hatte, und nicht lange darüber nachdenken.” Das falsche EP-EXT-Netz starte dann nach einigen Minuten wieder und entwende die Zugangsdaten einer weiteren Person. Der Angriff von Straßburg hätte sich Symeonides zufolge genauso in Brüssel ereignet haben können, da das Parlament dort die gleiche Technik einsetze.
Wer der Angreifer ist, ist bislang nicht bekannt. Allerdings behauptet die französische Website Mediapart, mit ihm gesprochen zu haben. Ziel der Attacke war es, auf die Schwachstelle der Systeme aufzuzeigen. “Ein Kinderspiel” sei es gewesen, den Angriff mit Standard-Ausrüstung und Wissen aus dem Internet durchzuführen. An E-Mails von Parlamentsabgeordneten und IT-Personal der Behörde sei er dadurch gelangt. Der Unbekannte sagte zudem, dass seit Jahren vor der verwendeten Microsoft-Software gewarnt werde. Der Zeitschrift Der Spiegel zufolge handelt es sich um Microsoft Exchange als Mailserver und Windows XP. Eine Verschlüsselung von E-Mails sei nicht vorgesehen. Im Frühjahr 2014 endet für das Betriebssystem der Support.
Wenn bereits einzelne Cyberkriminelle einen solchen Angriff durchführen könne, könnten Geheimdienste (wie die US-amerikanische National Security Agency) mit Leichtigkeit Zugriff auf Daten von Politikern bekommen, darauf weisen Mediapart und der Spiegel hin.
Nach den vergangenen Vorfällen hatte die EU erst gestern von den USA vertrauensbildende Maßnahmen gefordert. “Die massive Bespitzelung unserer Bürger, Unternehmen und leitenden Politiker ist nicht hinnehmbar. Auf beiden Seiten des Atlantiks müssen die Bürger sicher sein, dass ihre Daten geschützt werden, und die Unternehmen müssen sich darauf verlassen können, dass bestehende Vereinbarungen eingehalten und konsequent umgesetzt werden”, sagte die für Justiz zuständige EU-Kommissarin und Vizepräsidentin Viviane Reding.
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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