Telefunken Semiconductors vor dem Bankrott gerettet
Telefunken Semiconductors als Name wird wohl nicht bestehen bleiben, jedoch rettet ein Investor das Unternehmen vor dem aus.
Durch den Einstieg eines Investors in das insolvente Unternehmen Telefunken Semiconductors kann der traditionsreiche Fertigungsstandort in Heilbronn erhalten bleiben. Laut Berichten steigt ein durch frühere Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen vertrauter chinesischer Investor aus Hongkong ein. Telefunken Semiconductors soll dann unter dem Namen Power-Gate weitergeführt werden.
Für die insolvente Telefunken Semiconductors GmbH & Co. KG in Heilbronn hat sich nach langer Zitterpartie nun doch einen Investor gefunden. “Seit heute ist der Geschäftsbetrieb der Telefunken Semiconductors auf eine neue Gesellschaft übergegangen. Der Neustart ist damit erfolgt”, erklärt der Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner.
Durch die Übertragung konnten von den ursprünglich 320 Arbeitsplätzen 135 erhalten werden. Weitere 47 Mitarbeiter von Telefunken Semiconductors sind in eine Transfergesellschaft gewechselt, wo sie laut Insolvenzverwalter bis mindestens Mitte Mai 2014 zu 80 Prozent ihres letzten Nettoentgelts beschäftigt und für einen neuen Arbeitsplatz qualifiziert werden.
Laut Plathner, der den Betrieb seit dem am 25. April gestellten Insolvenzvertrag führte, hatte es in den vergangenen Tagen zeitweise ausgesehen, als würden die Verhandlungen noch an einer überraschend von dritter Seite geltend gemachten Vertragsbedingung scheitern. “In sehr intensiven Gesprächen konnten wir letztlich mit Unterstützung der Mitarbeiter und der Gewerkschaft auch diese Hürde noch nehmen. Alle Beteiligten haben sich bewegt und so konnten wir in einer gemeinsamen Anstrengung das drohende Aus noch verhindern.”
Details zum Investor wollte er nicht nennen, die hat die lokale Tageszeitung Heilbronner Stimme aber offenbar aus dem Unternehmen erfahren. Demnach steigt ein in den USA lebender Chinese aus Hongkong ein. Er sei früher unter anderem für Siemens und Atmel, bis 2008 Eigentümer der Heilbronner Chipfabrik, tätig gewesen. Da der bisherige Investor aus Kalifornien den Namen Telefunken bereits hat fallen lassen, werde das Unternehmen am Standort Heilbronn als Power-Gate weitergeführt werden.
Die Rettung ist zumindest zum Teil auch den Kunden zu verdanken. Sie hatten in der schwierigen Übergangsphase zum Teil zusätzliche Bestellungen platziert, so dass die Produktion bis Jahresende gesichert war. “Nur durch die Sanierungsbeiträge der teils langjährigen Kunden war die Betriebsfortführung überhaupt möglich”, teilt der Insolvenzverwalter mit. Sie hätten zudem die Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss der Investorengespräche geschaffen.
Telefunken Semiconductors produzierte Halbleitersysteme, unter anderem für den Bereich Automotive. Hierfür werden am Standort Heilbronn, basierend auf verschiedenen Technologieplattformen, Silizium-Rohlinge (Wafer) nach Kundenspezifikationen zu integrierten Schaltkreisen (IC) verarbeitet. Das Unternehmen geht auf die 1903 gegründete “Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH” zurück. Der Standort Heilbronn hat sich seit 1959 auf die Herstellung von Halbleitern und ähnlichen Produkten ausgerichtet. 2012 erwirtschaftete Telefunken Semiconductors einen Umsatz von 42,3 Millionen Euro.
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[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]