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HP Discover: HP strebt aus der Talsohle

Die HP Discover 2013 im Schatten des Torre Agbar in Barcelona.

Nachdem der Serverabsatz von Marktführer HP über längere Zeit gravierend gesunken ist, scheint die Talsohle nun überwunden. IDC verzeichnete für den Hersteller im dritten Quartal 2013 steigende Server-Marktanteile und einen Zuwachs von 68 Prozent im Jahresvergleich bei Midrange-Fibrechannel-Speicherprodukten. “Wir messen unseren Erfolg aber nicht mehr am generellen Servermarkt, sondern an sehr spezifischen Serversegmenten, beispielsweise den applikationsoptimierten Systemen”, erklärte Bill Veghte, Executive Vice President der in letzter Zeit gebeutelten ESG (Enterprise Systems Group) in Barcelona. Dorthin hat HP Kunden und Partner Mitte Dezember zur europaweiten Firmenmesse Discover zusammenbrachte.


Dort präsentierte sich HP erfolgsgewiss. “Die IT braucht einen neuen Stil, und wir haben dafür das beste Angebot”, zeigte sich CEO Meg Whitman überzeugt. Mit den “hypereffizienten” (Veghte) ConvergedSystems präsentierte HP eine völlig neue Produktreihe, die aus dem vor über einem Jahr gestarteten Projekt Shark hervorgegangen ist.

David Chalmers, CTO von HP, erklärt auf der Discover in Barcelona: “Wir haben für Converged System fast jeden Schritt neu durchdacht.” Quelle: Rüdiger

Sie umfasst vier integrierte Infrastruktursysteme mit Server, Speicher, Vernetzung und Management aus einer Hand, die für Virtualisierung und den Einsatz in Clouds optimiert sind. Die Systeme bauen auf den Technologien der bisherigen integrierten Systeme von HP auf, sind aber erheblich leistungsfähiger. Als Betriebssystemplattformen sind derzeit VMware und Hyper-V verfügbar. Firmware und Upgrades erfolgen koordiniert fürs Gesamtsystem im Rahmen des Supports. Steigt der Bedarf, sind Erweiterungseinheiten verfügbar.

HP Discover

Die ConvergedSystems gibt es in drei Standardvarianten: ConvergedSystem 100 als Einstiegslösung für die Rackmontage und die integrierten Schranklösungen 300 für 50 bis 300 VMs sowie 700 für 100 bis 1000 VMs. Dazu kommt mit dem Modell 700x ein individuell anpassbares System für sehr anspruchsvolle Anwendungen. Serverbasis der Serie ist HPs Proliant Blade-Servergeneration 8. Eine Ausnahme macht das Einstiegssystem 100, das auf Moonshot-Servern basiert. Es ist in einer Variante mit vorinstallierten Citrix Desktop verfügbar und zielt beispielsweise auf Anwendungen in Schulen.

Zu dem ConvergedSystems liefert HP mit den AppMaps zertifizierte Konfigurationsanleitungen für verbreitete Applikationen, derzeit für SQL Server, Exchange, Sharepoint und Red Hat. Es sollen aber bald weitere folgen. Vom Modell 300 mit bis zu 60 Prozessorkernen gibt es zudem eine Spezialvariante mit dem vorintegriertem Big-Data-Analytics-Tool Vertica, was Analysen auf die hunderttausendfache Geschwindigkeit beschleunigen soll.

Schnelle Bestellprozesse

Die Liefer- und Bezahlprozesse für ConvergedSystem hat HP neu gestaltet. HP-Technologiechef David Chalmers: “Wir haben praktisch jeden einzelnen Schritt überdacht.” Kunden können die Systeme für ab 2250 Dollar monatlich (Modell 300) mieten. Systemerweiterungen sind ab 550 Dollar monatlich erhältlich und binnen eines Tages lieferbar. “Die Konfiguration eines Systems passt auf ein Blatt und wir können innerhalb von 20 Minuten ein verbindliches Angebot machen”, verspricht Veghte. Die kleinere Systemvariante 300 ist innerhalb von 20 Tagen ab Bestellung beim Kunden installiert und betriebsbereit, beim System 700 dauert das 30 Tage. “Die Konkurrenz braucht dazu mindestens 45 Tage,” sagte Veghte.

Im Leistungsvergleich, zwischen dem Modell 300 und Vblock 100 von Cisco/EMC schneidet HPs Produkt laut Tom Joyce, weltweit für ConvergedSystems verantwortlich, erheblich besser ab: “Über drei Jahre kostet bei uns eine virtuelle Maschine 58 Prozent weniger und wir sind 44 Prozent schneller in der Produktion. Außerdem leistet unsere Lösung 25 Prozent mehr als ein Vblock 100.”

Rasante Deduplizierung

“Das ist ein ganz schlechter Tag für Cisco und EMC”, prophezeihte im Anschluss David Scott, der bei HP weltweit das Thema Storage betreut. Er hatte Neuigkeiten im Gepäck, die vor allem Speichergigant EMC Marktanteile abjagen könnten. So wurde die Flash-only-Lösung 7540 mittels neuer Software auf die doppelte Geschwindigkeit von nun 0,9 Millionen IOPS und eine Latenz von 0,7 Millisekunden beschleunigt, und das alles zum halben Preis. Weil die Software von vorn herein auf Flash optimiert worden sei, leiste sie mehr zur Beschleunigung von Anwendungen als Konkurrenzprodukte, außerdem sei das System resilient, erklärte Scott. Er reklamiert für das Flash-only-System erheblich geringere Kosten pro Terabyte als bei Konkurrenzprodukten.

Die Backup- und Deduplizierungsserie StoreOnce, deren “polymorphe” Fähigkeiten Daten aller Art sichern, wurde runderneuert. Sie umfasst jetzt die Modelle VSA, 2700, 4500, 4700, 4900 und 6500. Das Spitzenmodell kann bis zu 34 Pbyte Rohdaten sichern. Die Backup-Geschwindigkeit hat HP bei der neuen Produktgeneration um 40 Prozent gesteigert, die Speicherkapazität mehr als verdreifacht. HP garantiert eine Kapazitätsreduktion der Rohdaten um 95 Prozent. Verglichen mit EMCs Top-Modell DD 990 reklamiert HP für das Spitzenprodukt 6500 eine Rücksicherungsgeschwindigkeit von 75 Tbyte pro Stunde, das sei, so Scott, zehnmal schneller als EMC. Beim Backup will man fünf Mal so schnell sein. Außerdem fahren die StoreOnce-Systeme nach einem Abbruch automatisch wieder hoch. “Unsere Controller kommen paarweise und mehrere Paare arbeiten parallel”, erklärt Scott.

Die Archivlösung StoreAll fasst nun mit 40 TByte pro Einheit 150 Prozent mehr Daten also zuvor und bietet einen Namensraum von 16 PByte. Verbesserte mehrdimensionale Suchmechanismen beschleunigen die Recherche in den Daten um den Faktor 100000. Neue Archiveinheiten werden auch dann unterstützt, wenn sie an ein bereits älteres System angedockt werden. Außerdem hat HP Open Stack implementiert. StoreAll-Einheiten lassen sich auch als Gateway zu anderen Speicherressourcen nutzen.

Auch die Primärstorage-Plattform StorServ hat HP verbessert. Sie besitzt nun feinere QoS-Mechanismen. So können Minima und Maxima für Ein- und Ausgaben pro Sekunde, Bandbreite und Latenz können kunden- und anwendungsspezifisch festgelegt werden.

Gleichzeitig kündigte HP Flexible Capacity an, ein nutzungsbasierendes Bezahlmodell für alle Infrastrukturprodukte, das Enterprise-Support mit umfasst. Das Modell wird schon von 200 Kunden genutzt. Dabei muss der Kunde sich auf eine Grund-Nutzungskapazität für einen in der Regel mehrjährigen Zeitraum festlegen, kann dann aber für Leistungsspitzen flexibel Kapazität zubuchen.

Cloud-Business im Aufwind

Im Aufwind befindet sich HPs Cloud-Geschäft, das im Jahresvergleich um 60 Prozent zulegte. In Barcelona präsentierte der Hersteller eine neue Version von CloudSystem, der Cloud-Betriebsumgebung, die ab sofort auf Basis von ConvergedSystem geliefert wird. Das System unterstützt jetzt nativ OpenStack. Es wird in der ersten Jahreshälfte 2014 verfügbar sein. Version 4 der Software Cloud Service Automation kommt mit einer Oberfläche im Stil von Windows 8 und wird zur Basis der Hybrid Cloud Management Platform. Dieses Produkt ist besonders wichtig, weil HP überzeugt ist, dass der hybriden Cloud bis auf weiteres die Zukunft gehört.

Besonders interessant für Kunden, die der Public Cloud nicht trauen, aber auch kein Geld haben, eine eigene Infrastruktur zu finanzieren, ist das HP Virtual Private Cloud Portfolio. Damit lassen sich private Bereiche innerhalb einer Multi-Tenant-Umgebung aufbauen und so konfigurieren, dass dort der Bestand an Altanwendungen wie gewohnt laufen kann.

Bill Veghte, Executive Vice President und General Manager der HP Enterprise Systems Group (links), Tom Joyce, Senior Vice President and General Manager HP Converged Systems (Mitte) und David Scott, Senior Vice President und General Manager HP Storage (rechts) stellen sich in Barcelona vor ihren neuen Produkten den Fragen des Publikums. Quelle: A. Rüdiger
Redaktion

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