Zweischneidiges Schwert: Cloud & Verantwortung

In der vierten Welle der quartalsweise durchgeführten Befragung unter Business- und IT-Verantwortlichen im deutschen Mittelstand konnte die Komplexität der Cloud-Computing-Technologie in Bezug auf die vielschichtigen Verantwortlichkeiten ermittelt werden. Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, warum gerade im deutschen Mittelstand nach wie vor große Vorbehalte zu der im Enterprise-Segment bereits etablierten Cloud-Technologie bestehen. Bis heute herrscht Unwissenheit bei den Anwenderunternehmen und mangelnde Transparenz bei den Cloud-Anbietern vor und erschweren so nachhaltig den Zugang des deutschen Mittelstands zur Cloud-Technologie. In Anbetracht dieser Hemmnisse verwundert auch nicht, dass der von uns im letzten Cloud-Bericht ermittelte Trend „Social Business“ sich noch nicht als standardisierte Lösung durchsetzen konnte. Die Mehrheit der befragten Anwenderunternehmen im Mittelstand kann noch keinen direkten Mehrwert durch die neue Art und Weise erkennen, wie Mitarbeiter interagieren können und Entscheidungen treffen um Ihre Arbeit effektiver zu erledigen, wodurch ein erneutes proaktives Handeln der Cloud-Service-Anbietern nötig erscheint.

Neben der Veröffentlichung der aktuellen Studienergebnisse findet sich auf dem neugestalteten Cloud-Portal www.it-cloud-index.de ein Online-Benchmark-System für Anwenderunternehmen. Nach der Teilnahme am Online-Benchmark-System erhalten Unternehmen auf sechs bis acht Seiten einen direkten Vergleich ihrer Cloud-Computing-Strategie und der wichtigsten Cloud-Computing-Indikatoren ihres Unternehmens zu denen ihrer Mitbewerber in derselben Branche und Größenklasse. Der IT-Cloud-Index fungiert somit als Gradmesser für die Etablierung von Cloud Computing im deutschen Mittelstand und ermöglicht über den zeitlichen Verlauf den Anwender-Unternehmen das Ablesen möglicher Trendlinien und Tendenzen.

Cloud Einsatz erfordert beidseitige Verantwortung

Rund 49 Prozent der 200 befragten mittelständischen Unternehmen sehen bei der Inanspruchnahme von Cloud Services generell die Verantwortung beim Cloud Anbieter. Dieses Ergebnis macht deutlich, wie weit der Weg gerade im Infrastructur- und Platform-as-a-Service Bereich noch ist, damit sich der Mittelstand mit diesen Services strategisch neu ausrichten kann. Skalierbarkeit und konstante Verfügbarkeit von Cloud Services benötigen zwangsläufig ein Bewusstsein dafür, welche Architektur eine Applikation vorweisen muss, die später dann auf eine virtuelle Infrastruktur bei einem Cloud Anbieter läuft. Möchte ein Anwenderunternehmen PaaS oder IaaS nutzen, zieht dies eine enorme Eigenverantwortung mit sich. Die reine Inanspruchnahme von Speicherplatz, virtuellen Servern und dazugehörigen Schnittstellen bildet noch lange keinen funktionierenden Cloud Service, sondern stellt den Kunden nur die Mittel zur Verfügung, um ein virtuelles Rechenzentrum zu realisieren.

Was viele Cloud-Anbieter verschweigen, ist die Tatsache, dass der Kunde in der Verantwortung steht, seine Anwendung Cloud-tauglich zur Verfügung zu stellen, bevor er diese mit einem Cloud Service in Verbindung bringt. Der Softwareentwickler muss eventuell auftretende Probleme berücksichtigen, die bei der Inanspruchnahme eines Cloud-Dienstes, z.B. IaaS, auftreten können. Bei Ausfalls der Cloud-Infrastruktur ist es nötig, dass die Anwendung selbständig diesen Ausfall erkennt und sofort Maßnahmen ergreift und auf eine Ersatzinfrastruktur umschaltet, die vom Cloud-Anbieter zur Verfügung gestellt wird. Demnach liegt die Verantwortung für die Ausfallsicherheit sowohl auf der Seite der Anbieter (Hardware) wie auch auf der Seite der Anwenderunternehmen (Software). Diese ganzheitliche Betrachtung ist entscheidend für einen hochverfügbaren Cloud Service und letztendlich auch für die realistische Erfolgseinschätzung für die Anwenderunternehmen. forschungsinstitut techconsult, zeige die jetzt erhobene Befragung, dass die Unternehmen generell weiter auf die Cloud-Technologie setzen werden.

„Die Abhöraktivitäten der Geheimdienste haben Cloud-Lösungen grundsätzlich nicht ins Abseits gestellt, viel mehr haben sie dazu beigetragen, dass die Anwenderunternehmen zukünftig noch detaillierter die genutzten Cloud Services begutachten werden. Die Forderung von Anwenderunternehmen an Cloud-Anbieter, hohe Sicherheitsstandards bei Cloud Lösungen einzusetzen, werden langfristig den Cloud-Markt transparenter gestalten und den Fortbestand der Cloud-Technologie sichern. Darüber hinaus wäre eine flächendeckende Sicherheitskennzeichnung von Cloud Services sinnvoll, um den Anwenderunternehmen bei der Auswahl von Cloud-Dienstleistungen für Ihre Belange zu erleichtern“, so Schulze abschließend.

Im Umkehrschluss bedeutet das Befragungsergebnis jedoch auch, dass Cloud-Anbieter viel intensiver die strategischen Wege ihren potenziellen Kunden aufzeigen müssen, die nötig sind, um erfolgreich in der Cloud zu sein. Die stets angepriesenen Kostenvorteile und Flexibilitätsgewinne von Cloud Services wurden in den vergangenen Jahren hinreichend belegt und leisten gerade im Enterprise-Segment Ihren Beitrag zum Geschäftserfolg der Anwenderunternehmen. Jedoch benötigt ein umfangreicher Cloud Service auch immer eine darauf abgestimmte Architektur, die vom Kunden erbracht werden muss. Cloud-Anbieter sollten demnach offensiv diese Bedingungen kommunizieren und zugleich beratend tätig werden um auch die Zielgruppe Mittelstand langfristig von den Vorteilen einer Cloud zu überzeugen.

Social Business: Großes Potenzial, geringe Anerkennung

Der Einsatz von Social Business Services basierend auf einem Cloud-Modell findet bisher noch nicht den Anklang der ihnen eigentlich gerecht werden müsste. So gaben jeweils nur 13 bis 20 Prozent der befragten Unternehmen an, Mehrwerte in der Verwendung von Social Business aus der Cloud zu sehen. Die Mehrheit von 62 Prozent sieht grundsätzlich keine Erfolgsfaktoren für Ihr Unternehmen, wenn Social Business Services aus der Cloud im Einsatz sind. Gründe gegen den Einsatz von Social Business Services können gerade im Mittelstand bei den relativ hohen Aufwendungen liegen, die geleistet werden müssen, um diese Services effektiv und erfolgreich einzusetzen. Social Businsess Services, ob in der Cloud betrieben oder on premise, müssen von der Gesamtheit des Unternehmens gelebt werden, wodurch eine immense Herausforderung an die Anwenderunternehmen gestellt wird. Der Einsatz kann sich jedoch sehr lohnen, stellen gerade Cloud-basierte Social Businsess Services eine Vielzahl von Erleichterungen im Unternehmensalltag bereit. Das Portfolio ist dabei breit gefächert, zentrale Dateifreigaben und Benutzerprofile, standortunabhängige E-Mail- und Kalenderfunktionen sowie schnelle Kommunikationstools wie Communities, Instant Messaging und Web Meetings stehen für eine grenzüberschreitende Kommunikation zwischen Mitarbeitern innerhalb und außerhalb Ihrer Organisation.

Die Vorteile, die aus der Nutzung dieser Tools entstehen können, bergen ein großes Potenzial für die nutzenden Unternehmen. Mitarbeiter können hierarchieübergreifend starke Verbindungen zueinander aufbauen, die in dieser Konstellation so nicht möglich wären und die sich langfristig produktiv und effizient für die Unternehmensziele auswirken können. Des Weiteren können durch den vielschichtigen Austausch von Informationen neue Erkenntnisse zu Tage gefördert werden, wodurch Chancen frühzeitiger als sonst erkannt werden bzw. überhaupt erst in den Fokus der entscheidenden Verantwortlichen gelangen. Anbieter von Cloud-basierten Social Business Services sollten gerade für den Mittelstand klare Nutzungsszenarien aufzeigen und mit monetären Kenngrößen versehen. Erst wenn ein strategischer Lösungsansatz bestehet und die Risiken einer Einführung von Cloud-basierten Social Business Services im Verhältnis zu den später folgenden Erfolgen ersichtlich sind, werden auch kleine und mittelständische Unternehmen bereit sein, diese Services in der Breite einzusetzen.

Cloud User Check

Auf Basis der aktuellen Ergebnisse stellt techconsult den Cloud User Check (www.it-cloud-index.de) zur Verfügung. Sowohl für erfahrene Cloud-Nutzer als auch Neulinge bietet das Online-Tool eine attraktive Möglichkeit, die eigene Cloud-Position mit der vergleichbarer Unternehmen ihrer Branche und Größenklasse zu benchmarken. Neben dem Cloud-Einsatzgrad gibt das webbasierte Tool Antworten auf Fragen nach der Cloud-Fitness und der Nutzenbewertung von Cloud Computing.

Redaktion

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