Eigentlich hatte man ja gedacht, es sei alles gesagt zum Thema spätestens, seit Kaa, die Schlange, in der Dschungelbuch-Verfilmung von 1967 dem Mogli „Trust in me“ vorgesungen hat. Trotzdem wird immer noch derart um Vertrauen geworben. Diese Woche haben es die Internet-Konzerne Facebook, Google, Microsoft und Yahoo versucht.
Und so verliert denn dieser Tage das niedlichste aller Scheusale den letzten Rest des Schreckens, den es in Kindertagen einmal verbreitete. Denn – relativ gesehen – ist Kaa ja nun wirklich ein vertrauenswürdiges Wesen.
Regierungen sollten doch nicht gar zu arg Kommunikationsdaten sammeln (should not undertake bulk data collection of Internet communications), fordern die Unternehmen. Denn das habe negative Auswirkungen auf das Vertrauen im Netz (impact on trust in the Internet), wofür sie werben.
Dieses Vertrauen werde durch die offenkundige Datenerfassung en gros unterminiert, (This is undermined by the apparent wholesale collection of data), ergänzt ein Internet-Pionier. Eigenartiger Weise handelt es sich dabei um Larry Page, den Google-CEO.
Marissa Mayer ergänzt in ihrem persönlichen Statement, es sei unglaublich wichtig für Yahoo, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. (Protecting the privacy of our users is incredibly important to Yahoo).
Wie unglaublich das ist, lässt sich an Shi Tao ersehen, dem chinesischen Dissidenten, der 2004 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden war, nachdem die Polizei abgefragt hatte, wer hinter seiner Yahoo-Adresse steckte. Unter dieser Adresse hatte Shi Tao die Direktive der Zensurbehörden veröffentlicht, wie über die vertrauensbildenden Maßnahmen der chinesischen Armee auf dem Tian’anmen-Platz zu berichten sei.
So schlimm kann es für hiesige Surfer natürlich nicht kommen. Aber ein bisschen peinlich ist es eventuell schon, eine Abmahnung ausgerechnet wegen eines Redtube-Filmchens zu bekommen. René Obermann beklagt diese Woche im Handelsblatt, dass „das Vertrauen in zwei Grundpfeiler unserer Gesellschaft, die freie Kommunikation und die Privatsphäre, erschüttert“ sei. Und seine Telekom reicht unterdessen einige tausend Kundendatensätze an Abmahnanwälte durch.
Schon einmal hat eine Branche so um Vertrauen geworben. Ein Slogan des Marktführers Deutsche Bank in den 90er Jahren etwa lautete: „Vertrauen ist der Anfang von allem.“ – Am Ende dann wussten die Leute, dass Vertrauensverlust der einzige Gewinn ist, der sich nach so einem Anfang erzielen lässt.
Einen aber gibt es, der Kluges zum Thema gesagt hat, den mexikanischen Zapatista-Subcomandante Marcos: “Wir kommen nicht, um Euch darum zu bitten, uns zu vertrauen“, umwarb er im Jahr 2006 die Indio-Bevölkerung. „Wir kommen, um Euch einzuladen, dass Ihr auf Euch vertraut.”
Wenn nicht im Dschungel, dann ist Subcomandante Marcos im Netz unterwegs. Solche wie den bräucht’s dort mehr.
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Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Können wir uns sicher sein, dass uns die modernen Kommunikationsmöglichkeiten wirklich die richtigen Informationen liefern? Die schiere Menge an Veröffentlichungen gibt uns zumindest den Eindruck, gut informiert zu sein. Es braucht also keine Zensur um uns zu manipulieren.
Ich empfehle: http://vfalle.wordpress.com/2013/12/09/journalismus-wer-das-geld-hat-hat-die-macht/