Der neue Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, hat gerade einmal vier Wochen nach seinem Amtsantritt seine erste, große Initiative angekündigt. Er will gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft eine “Netzallianz Digitales Deutschland” gründen. Deren erste Aufgabe soll der Breitbandausbau werden.
Auf der Website des neuen Ministeriums findet sich bis dazu leider noch nichts, außer einem Interview, das Dobrindt mit der “Welt” zu dem Thema geführt hatte. Entschuldigend heißt es, die Internetseite werde “inhaltlich überarbeitet” und man “bitte um Verständnis”. Wollte man gemein sein, könnte man sagen, dass die Verzögerung bei der Webseite des Ministeriums durchaus typisch für Deutschlands Internetpolitik ist: Alles immer zu spät und immer zu wenig.
Aber wahrscheinlich hat die Verzögerung einfach damit zu tun, dass viele Mitarbeiter noch im Weihnachtsurlaub waren. Da wollen wir also mal ein Auge zudrücken.
Ganz unabhängig davon, die Initiative ist bitter nötig. Denn mit dem Breitbandausbau in Deutschland ist es in Wahrheit nicht weit her. Auch wenn die Bundesnetzagentur verkündet, dass mehr als 99 Prozent der deutschen Haushalte über einen Breitbandanschluss mit mindestens einem Megabit pro Sekunde verfügten. 98 Prozent seien sogar mit mindestens 2 MBit/s versorgt. Das wären gute Zahlen, wenn wir das Jahr 2004 schrieben. Wer vor zehn Jahren einen Anschluss mit zwei Megabit pro Sekunde hatte, konnte sich noch über eine schnelle Verbindung freuen.
Aber 2014 ist das nicht mehr genug. Heute gibt es kaum noch kommerzielle Websites, die ohne Video auskommen. Marketingexperten empfehlen Unternehmen, ihren Webauftritt mit Videos und Fotos anzureichern. “Visual Story Telling” heißt das modische Schlagwort. Nicht nur damit steigt die Datenmenge, die über die Leitungen geht. Deshalb kann heute ein Zugang mit oder auch zwei Megabit pro Sekunde nicht mehr guten Gewissens als Breitband bezeichnet werden. Doch das ist nur eine Seite des Problems.
Das zweite Problem besteht in einem altbekannten Ärgernis aller Internetkunden. Der Internetzugang ist in der Praxis meist viel langsamer, als die Werbung verspricht – was zugegebenermaßen kein spezifisch deutsches Problem ist, sondern auch Verbraucher in anderen europäischen Ländern nervt. Wer einen 6-MBit-Zugang bestellt, bekommt maximal 4 MBit, wer 16 MBit bestellt, bekommt oftmals nur 8 oder 9 MBit pro Sekunde. Daher gehört in Dobrindts “Netzallianz” eine garantierte Mindestbandbreite zu den wichtigen Zielen.
Man könnte einwenden, dass Unternehmen ja oftmals qualitativ hochwertige Leitungen haben. Doch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat eine neue Situation geschaffen. Immer mehr Unternehmen setzen auf Selbstständige und freie Mitarbeiter, die häufig nur projektbezogen beschäftigt werden.
Zudem arbeiten im Zeitalter von Home Office viele Kollegen von zu Hause aus – sei es auch nur an einem Tag der Woche oder regelmäßig aber dennoch immer öfter. Da sind sie dann auf den lahmen Zugang angewiesen, der ihnen als Privathaushalt zur Verfügung steht.
Ein anderes Problem kommt hinzu: Wenn Internetprovider mit schnellen Zugängen von 16 MBit und mehr werben, dann meinen sie natürlich nur den Download. Die Upload-Raten sind wesentlich langsamer. So bietet beispielsweise die Telekom bei “Call & Surf Basic” zwar eine Downloadrate von 16 MBit, der Upload ist allerdings auf 1 MBit/s begrenzt.
Jeder Internetnutzer, der Cloud Computing in irgendeiner Form nutzt, bekommt die langsame Upload-Rate zu spüren. Egal, ob er mit Kollegen Daten über Dropbox austauscht, einen Videoclip auf Vimeo oder Fotos auf seinen Onlinespeicher hochlädt, die Prozedur ist immer eine Geduldsprobe. Wer Cloud Computing auf Dauer sinnvoll nutzen will, ist auf gute Upload-Gesschwindigkeit angewiesen.
Und schließlich sollte man das bekannte Problem nicht vergessen, dass ländliche Gebiete mit schnellem Internet immer noch unterversorgt sind. Besonders schade ist dies deshalb, weil Selbstständige oder kleine Firmen gerade außerhalb, wo beispielsweise auch die Mieten nicht so hoch sind wie in den Ballungszentren, wunderbar arbeiten könnten – wenn sie nur einen schnellen Internetanschluss hätten.
Für das Internet-Ministerium von Alexander Dobrindt gibt es also einiges zu tun. Als erstes sollte er den Begriff “Breitband” neu definieren. Die Bezeichnung “Breitband” sollte nur noch für Zugänge ab 6 MBit/s im Download und 3 MBit/s im Upload gelten.
Und das Projekt Netzausbau ist nicht nur ein Projekt von Alexander Dobrindt. Auch im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist vereinbart, dass bis Jahr 2018 flächendeckend mindestens 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen sollen. Na, dann mal los.
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Apropos Breitband in Ländlichen Bereichen:
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die offizielle "Verfügbarkeit von High-Speed DSL" nicht ausreicht, selbst wenn dann diese 99% vielleicht zu 100% würden. Seit zehn Jahren besteht diese Verfügbarkeit, aber das hilft überhaupt nicht, wenn einfach keine Ports von der Telekom freigeschaltet werden (weil sie vor zehn jahren nicht damit gerechnet haben, dass jeder Haushalt einen solchen Port auch benötigt). Wenn also 99% Zugang zu Breitbandanschlüssen haben heißt das noch lange nicht, dass auch jedem Interessenten ein solcher wirklich vermittelt werden kann. Wenn man dann noch Postwurfsendungen bekommt, in denen ein Angebot gemacht wird, das man nicht annehmen kann, obwohl man seit Jahren gern dazu bereit wäre, bezeichne ich das als eine einzige Farce.
Da sollte Herr Dobrindt mMn ebenfalls ansetzen, denn diese "Dunkelziffer" ist mit Sicherheit nicht geringer als dieses letzte Prozent der offiziellen Abdeckung.