Microsoft will Kundendaten in Europa speichern

In Zukunft sollen Server außerhalb der USA zum Speichern von persönlichen Daten ausländischer Microsoft-Kunden genutzt werden. Der Financial Times erklärte der Chefanwalt des Konzerns Brad Smith, dass dies eine Reaktion auf die Ausspähung durch die National Security Agency (NSA) ausländischer Bürger von Brasilien bis in die EU sei.

“Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, zu wissen, ob ihre Daten den Gesetzen und dem Zugriff von Regierungen in einem anderen Land unterliegen. Und sie sollten die Möglichkeit haben, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, wo ihre Daten lagern”, führte Smith aus. Microsoft bietet den Kunden in Zukunft die Wahl an, in welchem Rechenzentrum ihre Daten gespeichert werden. Für europäische Kunden könnte Microsofts Datacenter in Irland eine Möglichkeit sein.

Datenschützer begrüßten den Vorstoß des Softwarekonzerns. “Es ist unglaublich positiv”, sagte Jeff Chester, Executive Director des Center for Digital Democracy, der Financial Times. “Falls sie sich wirklich öffentlich dazu bekennen, Daten lokal zu speichern, brechen sie mit dem Rest der Branche.”

In der Auslagerung der Daten von Nicht-US-Bürgern sehen Kritiker jedoch keinen effektiven Schutz vor der NSA. Auf Anweisung eines geheimen US-Gerichts können US-Firmen dazu verpflichtet werden, Informationen zu bestimmten Nutzern herauszugeben, egal wo sie gespeichert seien.

Chester zufolge habe es aber die NSA schwerer, illegal Daten abzugreifen, wenn diese außerhalb der USA gespeichert seien und lokalen Datenschutzgesetzen unterlägen. “Wenn die Daten nicht transportiert werden, wird diese Art des Zugriffs gestoppt.”

Aus Kostengründen verzichten viele Internetunternehmen darauf, eigene Rechenzentren in jedem Land, in dem sie agieren, zu betreiben. Ein geplantes Datenschutzgesetz in Brasilien, das vorsieht die Daten im Land zu speichern, kritisierten Google und Facebook im vergangenen Jahr.

Microsoft-Anwalt Smith räumte jetzt ein, dass dies mit hohen Kosten verbunden sei, fragte aber zugleich: “Bedeutet das, dass sie die Wünsche der Kunden ignorieren? Das ist keine intelligente Geschäftsstrategie.”

Der Chefjustiziar forderte zuletzt ein internationales Abkommen zum Datenzugriff durch Regierungen und sorgte so für Aufregung. Die kleine Geheimdienstreform, die US-Präsident Barack Obama angekündigt hat, geht Smith nicht weit genug. Er vertritt die Meinung, dass die thematische Breite der Probleme einen internationalen rechtlichen Rahmen erfordere.

Microsoft und andere Technologierfirmen müssen sich nach den Enthüllungen durch Edward Snowden schon aus dem eigenen wirtschaftlichen Interesse heraus um das schwindende Vertrauen der weltweiten Kunden bemühen. Obamas angekündigten Maßnahmen für eine Einschränkung der Überwachung, wodurch auch die Privatsphäre von Nicht-US-Bürgern besser geschützt werden sollen, stößt deshalb bei Microsoft und Mitbewerbern auf Zustimmung. Eine grundsätzliche Reform der US-Abhörgesetze fordern darüber hinaus Microsoft, Google und Facebook.

Der Business-Software-Anbieter SAP versucht ebenfalls aus der NSA-Affäre Kaptial zu schlagen. SAP hatte in der Vergangenheit mehrmals erklärt, im Zuge der Snowden-Enthüllungen von den strengen deutschen Datenschutzgesetzen bei Cloud-Angeboten profitieren zu können. Zudem planen die Walldorfer angeblich wegen der NSA ein Rechenzentrum in Australien.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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