EU zieht Bilanz zum Kampf gegen Cyberkriminalität

Ein Jahr nach der Gründung zieht das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität (EC3) Bilanz. Die Einrichtung war demnach an 19 größeren Operationen gegen illegale Online-Aktivitäten von kriminellen Organisationen aus Staatsgebieten der EU-Mitglieder beteiligt.

Dazu zählen unter anderem Untersuchungen im Bereich der sogenannten Police Ransomware. Diese blockiert den Computer von Opfern und beschuldigte diese illegale Websites besucht zu haben. Damit der Rechner wieder freigeben wird, fordern die Kriminellen eine Zahlung von etwa 100 Euro. Tausende Computer weltweit sollen davon betroffen gewesen sein. Der EU zufolge konnten die Kriminellen auf diese Weise eine Millionen Euro pro Jahr einnehmen. Das Netzwerk wurde 2013 zerschlagen.

Auch an der Aufdeckung von Botnetze und Malware-Angriffe beteiligte sich das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität. Zusammen mit Microsoft, dem BKA sowie der Hilfe aus den Niederlanden, Lettland, Luxemburg und der Schweiz konnte im Dezember 2013 das Botnet ZeroAccess gestoppt werden.

“Kriminelles Verhalten ändert sich schnell. Technologische Entwicklungen und Gesetzeslücken werden ausgenutzt. Kriminelle werden weiter kreativ sein und ausgeklügelte Attacken nutzen, um mehr Geld zu machen, und wir müssen in der Lage sein, damit Schritt zu halten. Das Fachwissen des Europäischen Zentrums für Cyberkriminalität hilft uns, diesen Kampf zu kämpfen und die europäische Zusammenarbeit zu stärken. Durch mehrere erfolgreiche, weitreichende Einsätze im vergangenen Jahr, hat das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität bereits wohlverdiente Bekanntheit unter den Strafverfolgungsbehörden erlangt”, erklärt EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström.

Das Zentrum für Cyberkriminalität war zudem an der Zerschlagung von drei Netzwerken beteiligt, die Kreditkartenbetrug zu ihrem Geschäftsfeld gemacht hatten. Einer aktuellen Umfrage des Eurobarometers zufolge, erschlichen sich Cyberkriminelle Zugang zu E-Mail- und Social-Media-Konten von 12 Prozent der europäischen Internetnutzer (PDF). Sieben Prozent wurden Opfer von Kreditkarten- oder Online-Banking-Betrug.

Troels Örting, Chef des Europäischen Zentrums für Cyberkriminalität, warnt vor einem Anstieg von komplexer Malware: “Ich bin bislang stolz und zufrieden mit unseren Ergebnissen, jedoch können wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Ich mache mir besonders Sorgen über die immer komplexeren Formen von Malware die zusammen mit dem technisch fortgeschrittenen Online-Betrug auftauchen sowie der sexuellen Ausbeutung von Kindern. Wir haben nur die Spitze des Eisberges gesehen, aber das EC3 widmet sich der Unterstützung der Mitgliedsstaaten in künftigen Operationen gegen Cyberkriminalität.”

Mit der steigenden Internet-Nutzung rechnet das Zentrum für Cyberkriminalität auch mit einem Zuwachs von Online-Kriminalität. Der EU zufolge benötige man für illegale Online-Aktivitäten wie Passwortdiebstahl, Verbreitung von Malware oder DDoS-Attacken keine technischen Fähigkeiten.

Demnach wird der Gebrauch von Malware, Botnets und Kreditkartenbetrugs weiter zunehmen. Dabei beschränkt sich dies selbstverständlich nicht nur auf die EU, sondern betrifft alle Regionen der Welt. Einen besonderen Anstieg erwartet das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität in Südostasien, Afrika und Südamerika.

Darüber hinaus verlagern sich die Angriffe vom heimischen Computer auf Smartphones und andere mobile Geräte. Im Zuge der Verbreitung von elektronischer Währungen wie Bitcoin oder anderen anonymen Bezahlsystemen warnt die Behörde vor einem Anstieg der Geldwäsche über das Internet. Auch Cloud-Dienste bilden in Zukunft attraktive Ziele für Cyberkriminelle. Die EU warnt davor, dass diese für Spionage, Diebstahl und Erpressung genutzt werden könnten.

Diesen Gefahren will das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität begegnen. Die Einrichtung hat die EU im Januar 2013 ins Leben gerufen und ist Teil von Europol. Es bekämpft neben illegalen Online-Aktivitäten von organisierten Kriminellen auch die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet.

Seit Januar 2013 bekämpft das Europäische Zentrum für Cyberkriminalität Online-Betrug, Cyberangriffe und sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet. (Grafik: Europäische Kommission)

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

Recent Posts

Sofortzahlungen im Wandel: Sicherheit und KI als treibende Kräfte

In Deutschland hat das Zahlungsverhalten 2024 eine deutliche Entwicklung hin zu Sofortüberweisungen und Instant Payment…

2 Stunden ago

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

2 Tagen ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

3 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

4 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago