Mehrzahl der ERP-Projekte nicht in Plan und Budget

Es sind vor allem organisatorische Fragen, die dazu führen, dass ERP-Projekte den geplanten Rahmen beim Termin und der Budgetierung sprengen. Das zeigt der aktuelle ERP-Report des Beratungsunternehmens Panorama Consulting.

Demnach hätten 54 Prozent der Befragten erklärt, dass ihre Projekte teuer werden als ursprünglich veranschlagt. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 53 Prozent. Was allerdings auffällig ist, dass offenbar der Umfang der Projekte im Vergleich zu 2012 deutlich zurück geht.

Die Gründe, warum ein ERP-Projekt nicht im zeitlichen Rahmen bleibt, sind vielfältig. Weit häufiger als technische Probleme, sind es jedoch organisatorische Probleme, die ein fristgerechtes Abschließen verhindern. Quelle: Panorama Consulting

Im Schnitt hatten die Projekte 2012 ein Volumen von 7,1 Millionen Dollar. Jetzt geben die insgesamt 192 interviewten Unternehmen für den Zeitraum Januar 2013 bis Februar 2014 Durchschnittskosten von nur noch 2,8 Millionen Dollar an. Das entspreche etwa 4,6 Prozent des Jahresumsatzes der befragten Unternehmen. Die Antworten stammen aus Organisationen mit Umsätzen zwischen 25 Millionen bis zu 2 Milliarden Dollar aus den Branchen Manufakturing, Distribution, Healthcare, öffentliche Hand und Baugewerbe. Die Befragung wurde weltweit durchgeführt.

Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die diese Projekte nicht im selbstgesteckten Zeitrahmen zu Ende bringen können. 2012 waren es noch 61 und 2013 hatten 72 Prozent der Unternehmen den Zeitrahmen überschritten. Im Vorjahr hatten die Verantwortlichen noch angegeben, dass es vor allem neue Anforderungen während der Einführungsphase waren, die zu Verzögerungen geführt haben. 2013 waren es vor allem organisatorische Fragen.

Die bessere Verfügbarkeit von Informationen ist eine der wichtigsten Motivationen für Unternehmen, ein neues ERP-System einzuführen. Allerdings können nur in bei einem geringem Prozentsatz der Projekte 80 oder mehr Prozent der ursprünglichen Erwartungen erfüllt werden. Quelle: Panorama Consulting

Daran knüpft Panorama Consulting auch die Forderung, dass Unternehmen sich intern für solche Projekte besser aufstellen müssen. Auch bei der Budgetierung sei die organisatorische Seite stärker zu gewichten, um hier nicht vor unerwarteten Problemen zu stehen. Mangelndes Fachwissen der Mitarbeiter etwa sei noch vor technischen Fragen als wichtigstes Problem genannt worden.

Diesen Mangel versuchen immer mehr Unternehmen mit externen Beratern zu beheben. 83 Prozent der Unternehmen würden sich in einem laufenden Projekt externes Fachwissen zukaufen. Panorama sieht hier international eine steigende Bereitschaft bei Unternehmen. Allerdings belege die steigende Zahl von Planungsüberschreitungen auch, dass der steigende Einsatz von Beratern nicht zwangsläufig zu erfolgreicheren Projekten führt.

Wer keine Bücher ausliefern kann, weil das neue ERP hakt, hat hoffentlich nur ein technisches Problem. Startschwierigkeiten, die sich auch auf das Tagesgeschäft auswirken, sind jedoch in rund 50 Prozent aller Neueinführungen an der Tagesordnung. Quelle: Panorama Consulting


Interessant ist auch die Tatsache, dass das Interesse an Cloud- oder SaaS-ERP wieder sinkt. 2013 hatten 85 Prozent der Unternehmen ein traditionelles On-Premises-ERP implementiert. 2012 lag diese Zahl lediglich bei 61 Prozent. Damit hatten 2013 lediglich 15 Prozent der Unternehmen in irgendeiner Form SaaS- oder Cloud-ERP neu eingeführt.

Als Grund geben 45 Prozent der Unternehmen an, zu wenig über Cloud-Angebote zu wissen und 30 Prozent fürchten nach wie vor Risiken oder unautorisierte Übergriffe. “Die niedrigen Kosten für Cloud ERP führen Cloud-Anbieter gemeinsam als Verkaufsargument an. Wie sich aber in den Antworten der Anwender zeigt, ist das nicht zwangsläufig der Fall”, so die Autoren der Studie. Nach den Kostenersparnissen gefragt, hätten 54 Prozent der Cloud-Anwender geantwortet, dass sie zwischen 0 und 40 Prozent an Kosten einsparen können. Unternehmen, die sich aus Kostengründen für die Cloud entscheiden, sollten das tatsächliche Einsparungspotential über einen längeren Zeitraum betrachten, raten die Berater von Panorama Consulting.

Hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass 51 Prozent der Unternehmen bei der Einführung einer neuen Lösung negative Auswirkungen auf den Betrieb erleben. Die Ursachen dafür können technischer Natur sein. In solchen Fällen sei das Problem meist schnell zu beheben. Schwieriger und langwieriger sei es, Probleme zu lösen, die ihren Ursprung in organisatorischen Fragen haben.

Über 66 Prozent der Anwender können daher weniger als die Hälfte der durch die Einführung einer ERP-Lösung erwarteten Vorteile realisieren. Im Vorjahr lag die Zahl mit 60 Prozent etwas niedriger. Nur 9 Prozent gaben an, 81 Prozent oder mehr der eigenen Erwartungen durch die neue Lösung erfüllt zu sehen.

Redaktion

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