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Unified Communications: Unify präsentiert neue Plattform

Die Halle 13 auf der CeBIT ist einer der belebteren – müssen doch hier alle Menschen durch, die vom Messebahnhof Laatzen kommen oder dorthin wollen. Das ist eine Chance für die Aussteller, aber auch eine Herausforderung, wollen doch viele davon eigentlich ganz woanders hin oder bereits wieder nach Hause. Da ist es schon ein Erfolg, wenn Menschen, die an der Vorführung einer Software vorbeischlendern, stehen bleiben. Wenn sie sich dann noch darüber unterhalten, was sie gesehen haben, dann ist das ein enormer Erfolg.

Beobachten kann man diesen Erfolg diese Woche am Stand von Unify, bis vor ein paar Monaten noch Siemens Enterprise Communications, öfters. Das Unternehmen stellt dort die von Grund auf überarbeitete Version der Enterprise-Lösung für Unified Communication vor. Erstmals angedeutet wurden die nun gezeigten Neuerungen im Juli 2013 – damals unter dem Namen Project Ansible.

Holger Stolz zeigt auf der CeBIT, wie Unify die mit dem Project Ansible entwickelten Konzepte in wenigen Wochen im Markt bringen will. Quelle: ITespresso

“Anywhere Worker können damit besonders schnell und sicher auf sämtliche Collaborations-Funktionen zugreifen, die sie für den New way to work brauchen, und jederzeit und von jedem Ort aus effizient zusammenarbeiten”, teilt Unify mit. Darunter kann man sich wenig vorstellen. Etwas mehr Klarheit vermittelt die Informationsseite des unternehmens zum “New way to work“, aber was Unify am CeBIT-Stand zeigt, vermittelt einen handfesten Eindruck.

Die Software sieht auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Facebook und Twitter. Der Nutzer bekommt sie – ebenfalls ganz modern – als App.

Beim Aufsetzen der Software gibt er an, aus welchen bisher verwendeten Kommunikationsmöglichkeiten – Twitter, Xing, Outlook, etc. – er seine Kontakte importieren will. Anschließend kann er mit der Arbeit beginnen.

In der Oberfläche sind Nachrichten nach “Konversationen” sortiert. Die lassen sich vom Nutzer priorisieren oder als weniger wichtig einstufen und werden allesamt durch eine dahinterliegende Suchmaschine erschlossen. Um Themen gemeinschaftlich zu bearbeiten, kann jeder Nutzer eine neue Konversation beginnen und dazu die passenden Kollegen einladen.

Innerhalb der Konversationen lässt sich der Kommunikationsweg für den Nutzer transparent wechseln – und auch auf das verwendete Gerät trifft das zu. Unify-Mitarbeiter Holger Stolz zeigt das Journalisten auf der Messe etwa anhand einer Videokonferenz: Die kann völlig unkompliziert vom Smartphone an das Tablet oder das Notebook (mit anderem Betriebssystem) übergeben werden und lässt sich auch von der Videokonferenz unmittelbar in eine Webkonferenz wechseln, in der ein Teilnehmer den anderen den Inhalt seines Bildschirms anzeigen kann, um dann darüber zu sprechen.

Dean Douglas, seit Mitte Januar CEO von Unify, propagiert den “New way to work” und Open Scape UC als das Werkzeug dafür (Bild: Unify).

Am Beispiel eines während der laufenden Videokonferenz eingehenden Telefonanrufs zeigt Stolz dann, wie die Organisation in Konversationen funktioniert: Die vom Anrufer hinterlassene Sprachnachricht wird der passenden Konversation zugeordnet und kann dann dort aufgerufen werden.

Ausgeliefert wird die neue Unified-Communicaition-Lösung, deren finaler Name derzeit noch nicht feststeht, ab Juli. Erst zu diesem Zeitpunkt wolle Unify dann auch Preise bekannt geben. Als Zielgruppe nennt das Unify-Management “Prosumer” – weist aber auch darauf hin, dass die Lösung skalierbar sei und durchaus tausende von Nutzern versorgen könne. Gegen andere Unified-Communications-Angebote grenzt man sich deutlich ab: “Die Zukunft mit Konzepten mitbestimmen zu wollen, die wir heute nutzen, ist nicht effektiv”, heißt es auf Nachfrage. Damit erteilt man nicht nur Microsofts Lync sondern auch Ciscos Ansatz eine deutliche Abfuhr.

Revolution auf leisen Pfoten

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bei ihrem CeBIT-Rundgang von Martin Kinne, General Manager Central Europe und Geschäftsführer bei Unify, den “New way to work” zeigen lassen. Unify-CEO Dean Douglas und Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sahen interessiert zu (Bild: Unify).

Allerdings fängt die Zukunft den Unify-Managern zufolge zwar heute an, kommt aber schrittweise. Dass die Möglichkeiten der neuen Unified-Communications-Lösung nicht alle Mitarbeiter in einer Firma sofort in vollem Umfang nutzen wollen und dass herkömmliche Verfahren nach wie vor ihre Berechtigung haben, macht Dean Douglas, seit Mitte Januar CEO von Unify, an einem Beispiel deutlich: “Als die Menschen angefangen haben E-Mail zu nutzen, wurde der Briefträger auch nicht von heute auf morgen arbeitslos. Und auch der Paketzusteller kommt nach wie vor zu uns. Allerdings schreiben wir inzwischen weitaus mehr E-Mails als Briefe – und wir kommen problemlos ein paar Tage ohne Post aus – während wir auf E-Mail so lange nicht verzichten wollen.” So droht Unifiy zwar auf den ersten Blick eine Revolution an – setzt aber dann doch auf eine Evolution.

Das wird auch der bessere Weg sein – schließlich gilt es nicht nur die technikaffinen Berufseinsteiger zu begeistern, sondern das ganze Unternehmen auf die Reise mitzunehmen. Bestimmte Bereiche wie Marketing und Vertrieb, Abteilungen die in verteilten Teams arbeiten sehr mobile Mitarbeiter werden den Nutzen als erstes erkennen und ihre Arbeit immer mehr in “Konversationen” verlagern.

Wer viel mit externen Ansprechpartner zu tun hat und Abläufe zu koordinieren hat, die wenig Kreativität und Austausch, dafür aber viel Präzision verlangen – etwa in der Supply Chain – sieht den Nutzen zunächst sicher weniger. Ganz fernbleiben wird er der neuen Welt, wenn es nach Unify geht, dennoch nicht können: Möglicherweise werden am Anfang darüber nur der gemeinsame Gang zum Mittagessen mit den Kollegen organisiert, dann weitere, eher informelle Dinge und schließlich möglicherweise das erste Meeting mit der Einkaufsabteilung – dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem auch dieser Mitarbeiter immer seltener zum virtuellen Briefkasten geht, und sich zunehmend auf die Organisation seiner Arbeit in Konversationen verlässt.

Redaktion

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