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April-Rückblick: XP SP2

Ach ja. Wenn man sich so an die grüne Idylle von früher auf dem XP-Desktop erinnert, wird einem ganz traurig ums Herz. Ein schrecklicher Gedanke ergreift dann von einem Besitz: Dieses Leben, es ist wie Windows! Und XP – das waren seine besten Jahre!

Zuvor war man einfach noch nicht soweit, als Kind eh nicht. Schön war’s trotzdem. Nur gespielt hat man zu Beginn. Und als User hatte man es in den Anfangsjahren ebenfalls mit einem bloßen Kinderspielzeug zu tun, einem PC unter Windows. Aber die Entwicklung verlief rasant: 1.0, 2.0, 3.0 und schließlich 3.1.

Klasse, wie schnell man damals dazu gelernt hat! Und dieses Betriebssystem in seinen Kindertagen auch. Irgendwann aber war einmal Schluss. Für Windows markiert das Datum 3.1 das Ende der Kindheit.

Was folgte, war das schiere Chaos, beim Unsereinem die Pubertät, in der Computerei Windows 95. Gefühlt hat man sich damals wie ein Großer. Aber nach jedem Absturz folgte mit Sicherheit der nächste.

Stones hat man seinerzeit als Youngster gehört. Und mit „Start me up!” von den Stones hat Microsoft für Windows 95 geworben. Niemand kann, wenn’s das Leben betrifft, etwas trefflicher auf den Punkt bringen als Mick Jagger und sein Kumpel seit Jugendtagen Keith Richards. Da war diese Euphorie des Starts in einen neuen Abschnitt, auf dessen Fuß die bittere Erkenntnis folgte: „You make a grown man cry.“ Wobei weder man selbst damals, noch Windows 95 erwachsen war. Aber aufgeplustert hat man sich halt.

Und besser geworden ist es erst einmal nicht. Die Adoleszenz: Das Schöne kriegt man da schon einiger Maßen auf die Reihe, die Sinnlichkeit, IT-mäßig gesprochen: die Multimedialität. Der Mensch in der Adoleszenz lernt, das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Und bei Microsoft folgte auf Windows 95 die 98er Version.

Allein es genügt nicht, das Leben zu genießen. Man muss auch dessen Unterhalt verdienen, will sagen: professionell werden. Man muss umsteigen.

Windows 2000 war Microsoft’s erstes populäres OS für berufsmäßige Nutzer. Jaa… es war, wie der Berufseinstieg halt üblicher Weise ist: holperig, sehr holperig. Man hat sich durchgekämpft, was blieb einem schon anderes übrig. Das war keine schöne Zeit.

Aber man hat’s geschafft, hat wertvolle Erfahrungen gesammelt – Englisch: experience, abgekürzt XP – und gelernt, diese zu nutzen. Und irgendwann einmal hat einem dann der große Administrator das gleichnamige Betriebssystem aufgespielt. Man hat den Zeitpunkt eigentlich kaum zur Kenntnis genommen.

Aber danach wurde es herrlich: Erfolg in Beruf und – IT-mäßig gesprochen – Multimedialität im Privaten. Bei Unsereinem lief zu dieser Zeit auf dem Rechner Windows XP.

Was einem zu schaffen macht, ist, dass diese Zeit nicht ewig anhält. Als erfahrener, in die Jahre gekommener User neigt man dazu, fett zu werden. Microsoft hat denn auch einmal, vor ein paar Jahren, Vista herausgebracht. Ekelig – Supercomputer, wie man sie mittlerweile in Form von Laptop-PCs beim Discounter kaufen kann – sind damals unter der Trägheit, made in Redmond, zusammengebrochen.

Man kämpft gegen den Verfall an. Microsoft auch und bringt 2009 Windows 7 heraus. Ja, einen Versuch ist das schon wert.

Aber die Zeit läuft – unerbittlich. Auf Windows 7 folgt Windows 8, das betriebssystematische Ansinnen, langjährige User in die frühkindliche Regression zu treiben und sie dazu zu bewegen, wie Kleinkinder auf dem Computer-Bildschirm herumzutapsen. Wenn dieses Senilitäts-OS auf einem Smartphone installiert wird, kann man auch nur noch im hauseigenen Webshop einkaufen – wie im Pflegeheim.

Man denkt an die letzten Dinge: Wie möchte man denn in die ewige Virtualität eingehen? – Als pubertätspickeliger, Alt+Ctrl+Del-geplagter 95er wohl nicht, als zwangsseniler Win8er ebenso wenig.

Ok, das prächtigste aller Betriebssysteme wird jetzt auf einer VM installiert, abgeschieden von der irdischen Web Wide World, ohne Netzzugriff – für den Fall, dass man als hochbetagter User zwischendurch mal das Paradies schauen möchte, welches man sich trotz des biblischen Bilderverbots nur als grüne Idylle vorstellen kann.

Aber noch ist es ja nicht so weit. Schließlich hat auch der Herbst noch schöne Tage.

Außerdem ist jetzt Frühjahr. Der Mai beginnt in ein paar Tagen. Die Zeit der analogen Multimedialität. Das Vögelgeschrei, meist fälschlicher Weise als Gezwitscher bezeichnet, welches einen aus dem leichten Schlaf reißt. Der Geruch eines Frühlingsmorgens beim Zeitung-Holen. Der herbe Geschmack einer Halben beim Mittagessen im Biergarten.

Na ja. Und die rechte Zeit zum Initialisieren ist der Mai ebenfalls. Multimedialität performt schließlich am besten in einem tightly coupeled Cluster. – Oh ja. Selbst wenn die herrlichen Jahren von XP vorbei sind: Auch danach gibt’s noch ein Leben.

Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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