Infor hat sich in den vergangenen Monaten mächtig ins Zeug gelegt. Zum einen haben die Lösungen eine neue Oberfläche bekommen. Die Übernahme der Design-Schmiede Hook and Look scheint sich gelohnt zu haben, wie Holger Muller, VP bei Constellation Research in einem Blog erklärt. Laut Muller biete Infor mit dem Soho-User-Interface eine der konsitentesten Nutzererfahrungen in der Industrie. Mit dem Projekt Gramercy Park ergänzt Infor das UI noch um bisher weitgehend ungenutzte Technolgoien wie Progressive Reduction. Zum anderen hat Infor den Code-Stack um Open-Source und Microsoft herum standardisiert; ein Schritt, den auch Epicor mit der Vorstellung der Version 10 von Epicor ERP vollzogen hat.
Ein ebenfalls wichtiger Schritt für Infor ist die Infor Cloud Suite die branchenspezifischen Lösungen auf Amazon Web Services anzubieten, und vor allem über diese strategische Entscheidung hat sich silicon.de mit Andreas Anand, VP Consulting Services EMEA bei Infor unterhalten. Die Branchen-Lösungen Automotive, Aerospace & Defense und Hospitality werden in diesem Frühjhar verfügbar sein. Im Frühsommer plant das Infor Infor CloudSuite Corporate, darin sind spezifische Finanz-Anwendungen sowie Infors vollständige Human Capital Management Suite enthalten.
Vor und nach dem Video-Interview wollten wir von Herr Anand noch wissen, wann wird das Thema ERP für die Cloud konkret wird, denn bei vielen scheinen noch große Vorbehalte zu herrschen, die wichtigsten Daten aus der Hand zu geben.
“Die Cloud ist jetzt schon seit einigen Jahren im Gespräch, wird aber erst jetzt mit ausgereifteren Angeboten zur echten Option. Für Unternehmen steht ein Umstieg sehr häufig im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von anderen strategischen Entscheidungen”, erklärt Anand. “Wir treffen beispielsweise oft auf Unternehmen, die andere Firmen mit bestehender ERP-Infrastruktur übernommen haben. Dort steht die Konsolidierung der Geschäftsprozesse und der IT-Systeme im Vordergrund. Eine solche Initiative allein ist schon mit zahlreichen organisatorischen Veränderungen verbunden, die sich auf die Unternehmens- und die IT-Struktur auswirken.”
Des weiteren bedeute eine Verlagerung in die Cloud ist eine mögliche Option zur Optimierung der notwendigen IT-Investition. Anand: “Dennoch nimmt das Cloud-Geschäft jetzt Fahrt auf: Nach Untersuchungen von Gartner planen 47 Prozent aller Unternehmen weltweit, Kernapplikationen innerhalb der nächsten fünf Jahre in die Cloud zu verlagern. Ich denke, wir werden in den nächsten Jahren vor allem hybride Strukturen sehen, bei denen Unternehmen Cloud- und On-Premise-Anwendungen kombinieren – die passende Middleware vorausgesetzt.”
Andreas Anand VP Infor Consulting Services EMEA über ERP auf Amazon Web Services
Anand hält darüber hinaus vier Aspekte für wichtige Motivationen für den Umstieg in die Cloud: “Erstens geht es um Kostenersparnis. Kann ich sparen, wenn ich in die Cloud gehe – oder ist es günstiger, wenn ich meine Applikationen weiter vor Ort im Unternehmen betreibe? Zweitens geht es um Zuverlässigkeit. Hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit spielen für Unternehmen eine große Rolle. Lässt sich eine solche immer komplexere Aufgabe aus eigener Kraft stemmen oder kann da ein Cloud-Anbieter effizienter weiterhelfen? Bedeutend ist außerdem, wie schnell sich Unternehmen in Bezug auf Größe und Marktreichweite verändern. Wird die eigene Hardware oder der IT-Support zum Hemmschuh, weil man an zusätzlichen Standorten oder für weitere Mitarbeiter nicht schnell und kostengünstig genug skalieren kann? Die Cloud bietet hier mit ihrem kapazitätsbezogenen Abrechnungsmodell ein Maximum an Flexibilität. Und schließlich geht es um Aktualität: Im ERP-Umfeld können viele Unternehmen nicht auf neuere Versionen ihrer angestammten Software wechseln, weil sie sie aufwändig an ihre individuellen Prozesse angepasst haben. Eine Cloud-Lösung ermöglicht automatisch den Zugriff auf die jeweils neueste Lösungsversion.”
Das aber setzt voraus, dass Unternehmen beim Einsatz einer ERP-Lösung ohne Customizing auskommen, wollten wir von Anand wissen. Anand: “Das ist der Knackpunkt, den wir bei der Entwicklung der Infor Cloud Suite berücksichtigt haben. Wir bringen damit industriespezifische ERP-Lösungen in die Cloud, die bereits vorkonfiguriert sind. Wir zeigen, was in der Branche üblicherweise genutzt wird und der Kunde entscheidet, welche bereits definierten Prozesse ihm zusagen. Je größer die Konvergenz zwischen den Wünschen des Kunden und dem bereits bestehenden Funktionsumfang der Applikation, desto mehr profitiert der Anwender von einer raschen Inbetriebnahme. Und da der Test der Applikation im Cloud-Umfeld beziehungsweise bei Infor läuft, verkürzt sich die Einführungszeit weiter.”
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Das ist eine spannende Entwicklung. Nun geht mit Infor ein weiterer großer Anbieter in die Cloud. Jedoch zeigt unsere Erfahrung im Mittelstand, dass derzeit nur auf sehr geringes Interesse an Cloudangeboten im ERP-Umfeld besteht.