Google soll demnach kurz vor fälligen Zahlungen die AdSense-Konten von Website-Betreibern gekündigt haben. Gleichzeitig solle sich Google geweigert haben, Zahlungen für die vor der Kündigung von den Seiten ausgelieferten Inserate zu leisten. Die Kläger sehen darin eine “ungerechtfertigte Bereicherung” und wollen nun den Status einer Sammelklage bekommen, um alle AdSense-Nutzer in den USA vertreten zu können, die keine Zahlungen mehr erhielten, nachdem Konten gesperrt wurden.
Eingereicht wurde die Klage von der auf verbraucherrechtliche Sammelklagen spezialisierten Anwaltskanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro, die Niederlasssungen in neun amerikanischen Städten unterhält. Klagen gegen Google sind für sie nichts Neues – erst vor Kurzem warf diese Kanzlei dem Internetkonzern in einer anderen Klage vor, Innovationen im Suchmarkt zu behindern und außerdem die Kosten für Mobilgeräte künstlich in die Höhe zu treiben.
In der AdSense-Klage vertritt die Kanzlei Free Range Content, den Betreiber von Repost.us, das anderen Publishern kostenlose Inhalte zur Wiederveröffentlichung anbietet. Das Unternehmen behauptet, dass sich im Februar seine durch AdSense generierten Einnahmen ganz überraschend auf 40.000 Dollar erhöhten. Es habe diese Unregelmäßigkeit an Google berichtet und ein Gespräch mit einem AdSense-Vertreter am 6. März vereinbart. Zwei Tage vorher habe Google jedoch sein Konto gesperrt und jeden weiteren Kontakt verweigert.
“Wir haben von Web-Publishern immer wieder die gleiche Geschichte gehört: Google hängt sie ab, kurz bevor eine Zahlung fällig ist, und mauert, wenn sie protestieren”, erklärte Klägeranwalt Steve Berman. “Googles Firmenmotto lautet ‘Sei nicht böse’. Nach all dem, was wir wissen, haben sie noch viel zu tun, um dieses Ziel zu erreichen.”
TechCrunch stuft die Klage als “zweifelhaft” ein. Zum einen soll Google den betroffenen Inserenten nicht ausgezahlte Werbegelder erstatten, wenn es etwa von Klickbetrug ausgeht und deshalb das Konto eines Publishers sperrt – hätte in diesem Fall also gar keinen eigenen Vorteil. Zum anderen würde es selbst langfristig auf Einnahmen verzichten, wenn es einen Publisher um eines kurzfristigen Vorteils wegen kündigt.
“Publisher dürfen Dritte nicht zum Klicken auf ihre Anzeigen auffordern oder betrügerische Methoden zur Erlangung von Klicks anwenden”, heißt es dazu in den AdSense-Programmrichtlinien. Immer wieder beschweren sich jedoch Publisher über aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Kontosperren und intransparentes Verhalten Googles. Eine Reaktivierung des Kontos ist nur schwer oder gar nicht zu erreichen, wie vielfach berichtet wurde.
AdSense als Werbeplattform für Webseiten trägt wesentlich zu Googles Einnahmen bei. Allein im ersten Fiskalquartal 2014 steuerten Partnerseiten und AdSense 3,4 Milliarden Dollar bei – und damit rund 22 Prozent des gesamten Umsatzes.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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