Auch bei der Bewerbung um einen Posten als SAP-Berater fällt die Entscheidung bei der ersten Auswahl meist in den ersten 30 Sekunden. 30 Sekunden in denen der Personalverantwortliche darüber befindet, auf welchen Stapel eine Bewerbung kommt. Wer sich aber für den Posten als SAP-Berater bewirbt, der muss nicht nur durch eine ansprechende Bewerbung und einen guten Lebenslauf punkten, sondern er muss auch genau aufzeigen, welche Erfahrungen im SAP-Umfeld er schon gesammelt hat, denn in vielen Fällen verbinden SAP-Berater den Stellenwechesel mit ganz bestimmten Vorstellungen.
Für beide Verantwortliche muss also eine optimale Bewerbung vorgelegt werden. Die Lösung, so empfiehlt Thomas Biber, von der Personalberatung Biber &Associates, liege in einer Bewerbermappe, die zwei verschiedene Dokumente umfasst: “Dem Lebenslauf für den Personaler und der Projektliste für den Fachvorgesetzten.”
Der Personalverantwortliche achtet vor allem auf gewissen Schlüsselwörter und Stationen im Lebenslauf achtet , kommt es dem Fachbereichsleiter vor allem darauf an, möglichst detailliert über die absolvierten Projekte informiert zu werden.
Der Personaler muss auf die in der Ausschreibung genannten Schlüsselwörter stoßen, ohne lange danach suchen zu müssen. Thomas Biber, Geschäftsführer der auf SAP-Berater fokussierten Personalberatung Biber & Associates, erklärt: “Man sollte sie direkt aufgreifen und nicht umschreiben. Der Personaler verfügt ja nur selten über SAP-Fachkompetenz. Er kommt sonst ins Schwimmen und weiß nicht, ob der Kandidat die Anforderungen erfüllt.” Und diese Unsicherheit könne bereits dazu führen, dass er dem Fachvorgesetzten einen anderen Bewerber als aussichtsreichsten Kandidat präsentiert.
Der Bewerber sollte im Lebenslauf das eigene Tätigkeitsfeld, die Rollenbezeichnung und die entsprechenden SAP-Kernkompetenzen, wie “SAP BW Consultant” oder “Senior Berater SAP SD” an prominenter Stelle prägnant benennen. Es wäre dagegen falsch, im Lebenslauf Prozessthemen ausführlich aufzulisten, die nur SAP-Fachleute richtig einordnen können. Personalberater helfen dabei, dass Kernkompetenzen nicht als Selbstverständlichkeit der eigenen Betriebsblindheit zum Opfer fallen.
Biber spricht aus Erfahrung: “Es kommt immer wieder vor, dass mir die Unterlagen eines Bewerbers mit zehn Jahren SAP BW Erfahrung vorliegen, in denen weder der Begriff ‘SAP’ noch ‘BW’ auftaucht.“ Ein Personaler ordnet solch eine Bewerbung unter Umständen völlig falsch ein.
Hat der Bewerber also bisher als interner SAP BW-Berater gearbeitet, muss so auch die Rollenbezeichnung im Lebenslauf entsprechend lauten, empfiehlt Biber weriter. Er nennt als Beispiel: “Interner Berater, Schwerpunkt SAP BW”.
Der Lebenslauf umfasst darüber hinaus eine lückenlose, chronologische Auflistung aller Ausbildungs- und Beschäftigungszeiten in Tabellenform und ein gutes Foto, das den Bewerber in Geschäftskleidung zeigt und sympathisch anmutet. Zwei Seiten reichen in aller Regel.
Für den potenziellen späteren Fachvorgesetzten muss die Information zu der Tätigkeit im SAP-Markt jedoch mit deutlich mehr Details angefüttert werden. Daher hat sich vor allem im SAP-Umfeld eine Besonderheit in den Bewerbungsunterlagen im SAP-Bereich herauskristallisiert: Für den fachlichen Entscheider fertigt der Bewerber eine sogenannte Projektliste an.
Biber fasst die Inhalte dieser Projekt- oder Tätigkeitsliste zusammen: “Sie enthält alle erforderlichen Informationen für die Beurteilung der Kenntnisse und Erfahrungen und an dieser Stelle auch, am besten mehrmals, die für diesen speziellen Job relevanten Schlüsselwörter.”
Es geht also um all die Informationen, die einen Lebenslauf überfrachten würden. Die Projektliste ist eine sehr detaillierte Auflistung aller bisherigen SAP-Tätigkeiten und Projekte, in der alle technischen und fachlichen Inhalte beschrieben sind: Doch auch für die Form hat Biber noch einen Tipp: “Aber bitte in Stichworten und tabellarisch – narrative Texte werden seltener gelesen.”
Neben den Arbeitszeugnissen bisheriger Arbeitgeber ist auch das Zeugnis des höchsten erreichten Ausbildungsabschlusses oder Hochschulabschlusses beizulegen. Ein Zwischenzeugnis oder Austrittszeugnis des aktuellen Arbeitgebers ist nicht notwendig. Wenn es bereits vorliegt, sollte es jedoch mitgeliefert werden. Schulungszertifikate hingegen sollten nur mitgesendet werden, wenn der Arbeitgeber dies ausdrücklich wünscht, da diese die Bewerbung sonst unnötig aufblähen. “Entscheidend für die Auswahl des richtigen Bewerbers ist in erster Linie die Projekt- und weniger die Schulungserfahrung”, weißt Biber.
Elektronische Bewerbungen sind mittlerweile üblich. Dazu rät Biber zu einer E-Mail mit Lebenslauf, Projektliste und Zeugnissen. Diese Dokumente sollten jedoch nicht in Einzeldateien, sondern in einer einzigen pdf-Datei sauber formatiert zusammengestellt sein.
Als Reihenfolge empfiehlt Biber:
Arbeitszeugnisse (rückwärts chronologisch)
Das Anschreiben dürfe relativ kurz ausfallen, vor allem dann wenn es bereits ersten Kontakt gab oder wenn die Bewerbung über einen Personalberater läuft. Nur in der Schweiz sei ein ausführliches Motivationsschreiben üblich, in dem der Bewerber darstellt, warum er sich für das Unternehmen und die Stelle interessiert.
In der Schweiz und im angloamerikanischen Raum ist es außerdem üblich, von Anfang an Referenzen zu nennen. Eine Referenz umfasst dabei den Vor- und Nachnamen des Ansprechpartners, seine Rolle im Rahmen der Zusammenarbeit und seine persönliche Durchwahl oder Mobilnummer. Der Bewerber sollte Referenzgeber im Vorfeld informieren, damit sie auf eventuelle Anrufe vorbereitet sind und Auskunft geben können.
In Deutschland sind Referenzen nur auf Nachfrage vorzulegen. Was hier entscheidet, ob der schriftlichen Bewerbung die angestrebte Einladung zum Vorstellungsgespräch folgt, sind der Gesamteindruck der Materialien und ein schlüssiger Werdegang – aber vor allem die in der Projektliste belegten praktischen Kenntnisse im SAP-Umfeld.
“Nach vielen Jahren Berufserfahrung darf die Projektliste mehrere Seiten umfassen”, so Biber. Personaler würden dieses Dokument ohnehin nicht lesen. “Für die Fachentscheider kann dagegen das kleinste Detail entscheidend sein. Im Zweifelsfall wird immer der Kandidat bevorzugt, der zufälligerweise genau die geforderten Kenntnisse und Erfahrungen mitbringt.”
Meist seien die Stellenausschreibung nicht sonderlich detailliert, daher rät Biber, dass ein Bewerber lieber zu viel als zu wenig Details der bisherigen Projekterfahrung in der Liste aufführen sollte.
Ein Beispiel für eine vollständige Projektliste, wie sie SAP-Berater ihrer Bewerbung anfügen sollten, gibt es auch hier. Die Liste sollte Projekte oder Tätigkeiten rückwärts chronologisch und blockweise aufführen.
Ein Beispiel für eine gelungene Beschreibung eines Projekts sieht etwa so aus:
Zeitraum: 09/2012 – aktuell
Kunde/Branche: Logistik Dienstleistungen
Rolle/Einsatz als: SAP Senior Consultant BI und Projektleiter
Auftrag/Projektbeschreibung: Konzeption und Implementierung eines SAP BI Planungs- und Reportingszenarios auf Basis eines EDW Ansatzes
• Review bestehender Berichts-, Planungs- und DWH Strukturen
• Erstellung eines Fach- und eines DV Konzeptes
• Koordination zwischen Fachbereichen und den internen und externen SAP BI Beratern
• Erstellung der Datenmodelle, Erstellung des Stagingszenarios und Bau von BEx und Webreports
• Erstellung des Planungslayouts und Implementierung der SAP BI Plaungsobjekte
• Funktions-, Abnahmetests und Begleitung der Produktivsetzung
• Schulung der Anwender des neuen Systems
Projektsprachen/Einsatzort: Deutsch / NRW
Hat der Kandidat schon Budget- oder Personalverantwortung vorzuweisen, so erwähnt er hier, wie viele Personen er geführt hat und welche Größenordnung das zu verantwortende Budget hatte. Diese Tätigkeitsliste beantwortet dem Entscheider auch die Frage, ob der Kandidat Erfahrung im Customizing der Software hat, oder ob seine Tätigkeit eher in der Koordination lag. Entwicklerkenntnisse werden einzeln aufgelistet.
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