Atos übernimmt Bull
Frankreich hat einen neuen IT-Platzhirschen. Der IT-Dienstleister Atos kauft mit Bull nicht nur einen Spezialisten für Super-Computing zu, sondern kann auf diese Weise auch bei Themen wie Cloud, Sicherheit und Big Data wachsen und lässt sogar Microsoft Azure hinter sich.
Ein weiteres IT-Traditionsunternehmen verschwindet von der Bildfläche. Bull geht für 620 Millionen Euro an den Konkurrenten Atos. Wie Atos mitteilt, soll damit Europas größter Anbieter für Cloud-Lösungen entstehen. Sogar den Konkurrenten Microsoft mit Azure kann Atos auf diese Weise hinter sich lassen. Nur Amazon Web Services ist jetzt noch größer. Daneben kann Atos auch die Bereiche Managed Services und Systemintegration stärken.
Atos gibt ein öffentliches Angebot in Höhe von 4,90 Euro in bar pro Bull-Aktie ab. Das entspreche einem Zuschlag von 30 Prozent gegenüber dem Durchschnittswert der zurückliegenden drei Monate. Bedingung für dieses Angebot ist, dass Atos ein Minimum von 50 Prozent plus einer Aktie an Bulls Grundkapital erreicht. Atos beabsichtigt zudem, die Aktien von Bull durch einen Squeeze-out oder einen späteren Merger von der Börse zu nehmen.
Die beiden Großaktionäre Crescendo Industries und Pothar Investments, die gemeinsam einen Anteil von 24,2 Prozent an Bull halten, haben diesem Angebot bereits zugestimmt. Einhellige Zustimmung kommt auch aus den jeweiligen Boards. Durch den Zusammenschluss hofft Atos auf Kosteneinsparungen in Höhe von 80 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren.
Gemeinsam werden Atos und Bull im Bereich Cloud Operations voraussichtlich 400 Millionen Euro Umsatz aus Cloud-Services erwirtschaften. In dieser Summe ist auch der 2012 gegründete Cloud-Dienstleister Canopy enthalten. Auch technologisch soll die Übernahme Atos stärken, denn Bull könne bereits technische Fähigkeiten und Technologien anbieten, die bei Canopy derzeit noch in der Entwicklung sind.
Atos beabsichtige jetzt eine Unternehmenseinheit für Cyber Security und Big Data unter der Marke Bull zu schaffen. Umsatzziel dieses neuen Geschäftsbereichs liegt bei 500 Millionen Euro. Beim Aufbau der Infrastruktur komme auch die Expertise Bulls im Bereich High-Performance-Computing zum Tragen. 2013 setzte Bull, das in mehr als 50 Ländern vertreten ist, knapp 1,3 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Atos erwirtschaftete 2013 mit mehr als 76000 Mitarbeitern in 52 Ländern insgesamt 8,6 Milliarden Euro.
“Ich begrüße diese Verbindung als einen wesentlichen Schritt, mit dem wir unsere europäische Führerschaft in den Bereichen Cloud Computing, Big Data und Cyber Security festigen”, kommentiert Thierry Breton, Chairman und CEO von Atos. Das gelte auch hinsichtlich der Zielsetzung bis 2016 Atos zu einem führenden Unternehmen und zur wichtigsten IT-Marke in Europa zu werden.
Dabei, so Breton weiter, würden Bulls Expertise etwa bei High Computing Power, Data Analytics Management und Cyber Security das Angebot von Atos ideal ergänzen. “Dank unserer Integrationsfähigkeiten und unserer Kultur der operativen Leistungsfähigkeit, ziehen Kunden, Mitarbeiter und Anteilseigner von Atos und Bull großen Nutzen aus dieser Transaktion”, erklärt Breton weiter.
In der Region DACH arbeiten rund 500 Mitarbeiter für Bull, weltweit sind es 9300. Zuletzt konnte sich Bull einen Auftrag für eine Super-Computer am Deutschen Klimarechenzentrum sichern.