Neue Energieeffizienz-Standards für Computer sind in Kraft getreten

Die von der Europäischen Union beschlossene Ökodesign-Richtlinie für Computer und Netzteile (PDF) ist zum 1. Juli in Kraft getreten. Sie legt Richtwerte für die maximale Leistungsaufnahme und Effizienz pro Jahr fest.

Die EU hat dazu Desktop-Komplettsysteme in vier Kategorien eingeteilt. Klasse B umfasst Desktop-Computer mit zwei Kernen und mindestens 2 GByte Arbeitsspeicher. In Klasse C befinden sich Geräte mit drei oder mehr Kernen mit mindestens 2 GByte RAM und/oder einer dedizierten Grafikkarte. Klasse D beinhaltet Systeme mit mindestens vier Kernen mit über 4 GByte Arbeitsspeicher und/oder einer dedizierten Grafikkarte. In Klasse A fallen alle Systeme die keiner anderen Kategorien zugeordnet werden können.

In einem Jahr dürfen Geräte der Klasse A nicht mehr als 133 kWh aufnehmen. In Klasse B liegt der Grenzwert bei 158 kWh, in Klasse C bei 188 kWh und in Klasse D bei 211 kWh. Ab Januar 2016 werden die Grenzwerte noch einmal verschärft. Dann darf Klasse A nur noch 94 kWH, Klasse B 112 kWh, Klasse C 134 kWh und Klasse D 150 kWh aufnehmen.

Darüber hinaus sieht die Ökodesign-Richtlinie vor, dass alle neuen Computer ab sofort über einen Ruhezustand- oder ähnlichen Modus verfügen müssen. Dabei darf die Stromaufnahme höchstens bei 5 Watt liegen. Im ausgeschalteten Zustand ist der Höchstwert auf 1 Watt beschränkt. In Consumer-PCs verbaute Netzteile mit einer Leistung von über 75 Watt müssen zudem bei 20, 50 und 100 Prozent Auslastung eine Effizienz von 82, 85 und 82 Prozent erreichen.

Im Rahmen der Printerumfrage14 haben Brother und das Beratungsunternehmen Dokulife tausende von Verbrauchern unter anderem danach gefragt, bei welchen elektronischen Geräten sie den Strombedraf schon einmal überprüft haben: Computer liegen demzufolge nach Kühlschränken und vor Fernsehern auf Platz drei (Grafik: Brother).

Die Hersteller müssen zudem ab dem 1. Juli in ihren Handbüchern und auf frei zugänglichen Websites über die Energieeffizienz-Klasse informieren. Dabei müssen auch die Leistungsaufnahmen im Aus-, Ruhe- und Leerlaufzustand angeben werden. Zudem sieht die Ökodesign-Richtlinie vor, die Effizienz von internen sowie externen Netzteilen anzugeben. Wie viel Energie ein System unter Volllast aufnimmt, regelt die Verordnung allerdings nicht. Die Ökodesign-Richtlinie der EU umfasst neben Consumer-Geräten auch Workstations und Server.

Die Europäische Kommission will mit der Ökodesign-Richtlinie Mindeststandards für die Computer-Branche setzen. Durch die Maßnahmen werden nach Schätzungen der EU-Kommission künftig Energieeinsparungen von mindestens 12,5 Terrawattstunden pro Jahr erzielt. Das entspricht der Leistung von 16 mittelgroßen Kohlekraftwerken oder dem CO2-Ausstoß von 2,5 Millionen Autos. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt das Vorgehen der EU.

Ein Drittel der Teilnehmer der im deutschsprachigen Raum durchgeführten Printerumfrage 14 informiert sich vor dem Kauf von elektronischen Geräten immer, deutlich über zwei Drittel immerhin meistens über den Strombedarf (Grafik: Brother).

“Im Idealfall sind die Anforderungen so gesetzt, dass die Hersteller bis Inkrafttreten sich etwas strecken müssen, um sie zu erreichen. Sie sollten aber so gesetzt sein, dass sie realistisch auch erreichbar sind und im Endeffekt nur die schlechtesten und ineffizientesten, also die Stromschlucker, beim Inkrafttreten vom Markt ‘abgeschnitten’ werden. Wir sprechen dabei vom sogenannten ‘Push’-Mechanismus,” sagte Robert Pörschmann, BUND-Energieexperte, auf Nachfrage von ITespresso.

Der BUND ist zudem der Ansicht, dass auch der “Pull-Mechanismus” eingesetzt werden sollte. Dieser sieht vor, besonders sparsame Geräte auf dem Markt auszuzeichnen, um weitere Anreize für energiesparende- und umweltschonende Computer zu schaffen. “Dafür steht das sogenannte ‘Energielabel’, was Sie von Kühlschränken und Fernsehern kennen. Leider wurde bei Computern versäumt, eine vergleichbare Kennzeichnung einzuführen, was wir sehr bedauern und kritisieren”, so Pörschmann weiter. Eine vom BUND in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2013 zeigt, dass auch die Verbraucher sich eine ähnliche Kennzeichnung bei Computern wünschen.

Andre Borbe

Andre ist Jahrgang 1983 und unterstützte von September 2013 bis September 2015 die Redaktion von silicon.de als Volontär. Erste Erfahrungen sammelte er als Werkstudent in den Redaktionen von GMX und web.de. Anschließend absolvierte er ein redaktionelles Praktikum bei Weka Media Publishing. Andre hat erfolgreich ein Studium in politischen Wissenschaften an der Hochschule für Politik in München abgeschlossen. Privat interessiert er sich für Sport, Filme und Computerspiele. Aber die größte Leidenschaft ist die Fotografie.

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