Aus für Microsofts MapPoint und AutoRoute
Microsoft will sich von den Karten-Lösungen MapPoint und AutoRoute verabschieden. Die Stärke dieser Lösungen lag in der Möglichkeit, Karten mit umfangreichen Daten anzureichern und beispielsweise aus Office heraus zu befüllen.
Microsoft zieht sich aus ein Stück weit aus dem Business mit Geo-Informationssystemen zurück. So hat das Unternehmen Ende vergangener Woche bekannt gegeben, das Angebot MapPoint zum Jahresende auslaufen zu lassen. Mit Ende des Jahres wird es die Lösung nicht mehr zu kaufen geben. Online-Support wolle Microsoft jedoch noch bis Juli 2015 gewähren.
Das Kartenprogramm für Geschäftskunden integriert sich in Microsoft Office und kann Kartendaten aus diversen Quellen – etwa Excel – übernehmen. Cloud-Angeboten wie Google Maps oder Microsofts eigenem Bing Maps hat es zudem die Möglichkeit voraus, Karten mit Geschäftsinformationen anzureichern. Darüber hinaus enthält MapPoint auch einige grundlegende Analytics-Funktionen.
MapPoint selbst ist bereits 14 Jahre alt. Es ging aus dem Expedia Streets and Trips Planner 98 hervor, einer Kartensoftware für Heimanwender, die in Office 97 Small Business Edition enthalten war. Aufgrund seiner Business-Fokussierung wurde es mit umfangreichen geografischen, geschäftlichen und demografischen Daten angereichert. Zur Verstärkung übernahm Microsoft im Lauf der Jahre eine ganze Reihe Firmen, etwa Vexcel, Vicinity Corporation und GeoTango.
Auch das vor allem in Europa angebotene AutoRoute und das nordamerikanische Heimanwender-Pendant Streets & Trips werden eingestellt, da sie die MapRoute-Technik nutzen.
Das noch ältere AutoRoute stammte ursprünglich vom britischen Unternehmen NextBase und war vor allem in Großbritannien sehr beliebt, woran auch Microsofts Abschiedsmeldung erinnert: “Zu einer Zeit, da die meiste Software textbasiert war und auf Floppy-Disks verkauft wurde, fiel AutoRoute durch die starke Grafik-Orientierung auf. Die Betaversion wurde an einige Journalisten gegeben und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Auf dem Höhepunkt der Begeisterung schätzte NextBase, dass fast auf jedem zweiten Rechner in Großbritannien dieses Programm lief.”
1994 wurde NextBase übernommen, und die Programmierer zogen in die USA um, um dort weitere Kartenprogramme für Microsoft zu schreiben. Microsoft zufolge hatte die Lösung über fast 20 Jahre hinweg zahlreiche loyale Fans.
Bis Jahresende können Anwender MapPoint 2013 aber noch kaufen. Diese aktuelle Version kommt etwa mit Icons im Modern-UI-Design (früher Metro).
Als Alternative für die Zukunft empfiehlt Microsoft sein Bing Maps, das viel der Technik aus MapPoint und AutoRoute enthält. Wer auf die Analyse-Möglichkeiten nicht verzichten möchte oder auf einer Offline-Desktop-Lösung besteht, sollte sich Maptitude von Caliper ansehen.
Caliper-CEO Stewart Berry kommentiert, nach Microsofts Rückzug habe man die letzte erschwingliche Desktop-Kartenlösung im Markt: “Wir arbeiten mit vielen großen Kunden zusammen, die ihre Daten nicht in der Ferne gespeichert haben wollen oder die unbeschränkte Offline-Werkzeuge für Geocoding- und Adressenabgleich benötigen. Zugleich schrecken viele kleineren Firmen vor jährlichen oder monatlichen Abogebühren zurück und ziehen einen einmaligen Kauf vor.”
[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]
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