Das britische Kabinettsamt gibt bekannt, dass für “Teilen und Betrachten von Regierungsdokumenten” künftig offene Standards eingesetzt werden. Es wird erwartet, dass sämtliche Regierungen das Open Document Format (ODF) unterstützten. Damit soll sichergestellt werden, dass Bürger und Regierungsmitarbeiter bei der Auswahl ihrer Software-Lösungen mehr Flexibilität bekommen. Für das Betrachten von Dokumenten hat sich die Regierung jetzt die Standards PDF/A oder HTML festgelegt. Für Dokumente, die für die Zusammenarbeit verwendet werden, muss künftig Software verwendet werden, die den Standard ODF unterstützt, der von dem Non-Profit-Konsortium OASIS verwaltet wird
“Bürger, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen werden nicht mehr länger spezielle Programme brauchen, um Regierungsdokumente zu öffnen oder zu bearbeiten, und die Mitarbeiter der Regierung können Dokumente im selben Format teilen und bearbeiten”, heißt es in einer Mitteilung des Cabinet Office. Auch Formatierungsprobleme sollen damit reduziert werden.
Zudem erhofft sich das Cabinet Office dadurch auch Kosteneinsparungen. Weil Behörden künftig kostengünstigere Lösungen auswählen können, geht die Behörde von einem Einsparungspotential in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund aus, das sind rund 1,5 Milliarden Euro. Die Regierung erhofft sich dadurch mehr Wettbewerb und auf diese Weise könnten auch kleinere Lieferanten künftig Regierungsaufträge bekommen.
“Unser Langzeitplan für eine stärkere Wirtschaft ist, britische Unternehmen zu fördern. Wir haben denjenigen zugehört, die erklärt haben, dass offene Standards Kosten reduzieren und es einfacher machen, mit der Regierung zusammenzuarbeiten”, erklärt Francis Maude, Minister des Cabinet Office.
Der Entscheidung war eine umfassende Anhörung vorausgegangen, bei der auch mehr als 500 Eingaben aus der Öffentlichkeit mit einbezogen wurden. Die neuen Standards gelten ab sofort für sämtliche neuen Projekte, die unter das Open Standars Priciple fallen. Der Goverment Digtal Service werde jetzt mit den einzelnen Ministerien und Abteilungen zusammen Richtlinien erarbeiten und schließlich Implementierungspläne veröffentlichen.
Die Document Foundation (TDF), die Non-Profit-Organisation die hinter der Office-Alternative LibreOffice steht, ist von diesem Schritt sehr angetan und nennt es eine Entscheidung von “historischem” Ausmaß, heißt es in einer Mitteilung. “Wir werden uns an den 22 Juli erinnern, weil hier ein Traum wahr geworden ist, der am 30. November 2006, als ODF zum ISO-Standard wurde, seinen Anfang genommen hat”, erklärt Thorsten Behrens, Chairman der TDF. “Indem das Vereinigte Königreich auf ODF und PDF standardisiert, zeigt die Regierung der gesamten Welt, dass es sehr wohl möglich ist, einen Weg ohne proprietäre Formate zu gehen und so die Freiheit der Nutzer zu verbessern.”
Gegenüber ZDNet.com erklärt der Sandardisierungs-Experte und Rechtsanwalt Andrew Updegrove: “Das britische Cabinett Office hat nun das erreicht, was das Commonwealth Massachusetts (ohne Erfolg) bereits vor zehn Jahren versucht hat: Es hat formal festgelegt, dass sämtliche Regierungsbehörden künftig Software kaufen müssen, die mit ODF kompatibel ist. Kompatibilität mit den bestehenden Versionen von OOXML, dem konkurrierenden Dokumentenformat, für das sich Microsoft stark macht, ist damit weder Pflicht noch relevant.”
In den Jahren 2006 und 2007 hatte es bereits eine heftige Debatte um Standards gegeben. Damals aber konnte sich Microsoft mit einem kleinen Kompromiss gegen ODF durchsetzen.Seit 2012 untersützt Microsoft ODF jedoch vollständig. Die Cloud-Lösung Google Docs tut sich derzeit nochschwer mit dem offenen Format.
Italo Vignoli, einer der Gründer von The Document Foundation hatte auf der Konfrenz OSCON in Portland den Schritt der britischen Regierung ebenfalls begrüßt. Und möglicherweise könnte das Beispiel Schule machen: “So wie ich wieder zurück in Italien bin, werde ich die iatlienischen Regierung über diesen Meilenstein informieren.” Nachdem LibreOffice eine Referenzimplementierung für ODF vorweisen kann, dürfte diese Office-Alternative in besonderer Weise von der britschen Entscheidung profitieren.
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