Industrie 4.0 setzt sich im herstellenden Mittelstand durch
Immer mehr Manufacturing Execution Systeme werden mit kaufmännischen Anwendungen und den Daten aus Maschinen und Sensoren vernetzt. Die überwiegende Mehrzahl mittelständischer Hersteller setzt solche Systeme inzwischen ein oder plant die Einführung. Fehlende Standards hemmen jedoch teilweise die Einführung.
Um ganze 10 Prozent steigt die Anbindung des Shop Floors and den Top Floor. Gemeint ist die Verbindung zwischen Manufacturing Execution Systems (MES) und kaufmännischen Lösungen. Das ergibt die zweite Auflage der Studie, die Freudenberg IT bei Pierre Audion Consultants zum Thema Industrie 4.0 in Auftrag gegeben hat. 2014 sind es demnach 67 Prozent damit 10 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Verbreitung IT-gestützter Maschinen- und Betriebsdatenerfassung (MDE/BDE) liegt mittlerweile bei rund 68 Prozent – ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber 2013.
Damit haben in diesem Jahr 70 Prozent aller Firmen im industriellen Mittelstand Interesse an dezentral vernetzten, selbststeuernden Fertigungsprozessen oder haben diese bereits implementiert. PAC sieht hier ein Wachstum von rund 50 Prozent im Vergleich zu 2013.
“Die Ergebnisse zu den wichtigen Pfeilern von Industrie 4.0, sprich Maschinendaten- und Betriebsdatenerfassung, die Anbindung von MES an kaufmännische Systeme sowie selbststeuernde Produktionsprozesse, sind alle innerhalb eines Jahres signifikant gestiegen. Dies ist ein gutes Zeichen, denn es veranschaulicht welche Priorität das Thema Industrie 4.0 mittlerweile im fertigenden Mittelstand eingenommen hat”, so Horst Reichardt, CEO der Freudenberg IT, zu den Ergebnissen.
Die Integration zwischen kaufmännischen Anwendungen und Manufacturing Execution Systemen (MES) sieht Stefanie Naujoks, Analyst, Project Services and Manufacturing Markets bei PAC als “Kernkomponente von Industrie 4.0”. MES könne damit eine Brücke heutigen Planungs- und Steuerungssystemen hin zu den Visionen des neuen Industriezeitalters schlagen.
Was aber bremst die weitere Verbreitung von Industrie 4.0? Immerhin 23 Prozent der teilnehmenden Unternehmen vermissen verbindliche Standards für den Datenaustausch in der Produktion.
“Die MES-Anlagen-Integration ist auf system- und herstellerunabhängige Schnittstellen wie OPC Unified Architecture (OPC UA) angewiesen. Nur so kann das MES sein volles Potenzial als Nukleus der intelligenten Fabrik entfalten”, erklärt Thomas Ahlers, Mitglied der Geschäftsleitung Freudenberg IT. Er fordert Unternehmen auf, sich nun für solche Standards stark zu machen.
Investitionen in ITK-Lösungen für Industrie 4.0 in Mrd. Euro (Quelle: Experton Group) | |
Jahr |
Ausgaben |
2013 | 0,316 |
2014 | 0,425 |
2015 | 0,654 |
2016 | 1,057 |
2017 | 1,504 |
2018 | 2,016 |
2019 | 2,311 |
2020 | 2,616 |
Erst vor wenigen Tagen hatte IDC ebenfalls eine Studie zu Industrie 4.0 vorgelegt. Allerdings scheint IDC die Verbreitung und die Implementierung von Industrie 4.0-Technologien etwas niedriger anzusetzen. Demnach konnten 54 Prozent der Befragten Personen überhaupt etwas mit diesem Begriff anfangen. Allerdings sieht auch IDC steigendes Interesse, aber wie auch PAC gewisse Hürden: Sicherheit, Finanzierung, neue Prozesse und Strukturen, unausgereifte Technologien, Komplexität und einheitliche Standards sind es, die IDC als große künftige Herausforderungen ausmacht.
“Die aktuelle Situation im Produktionsumfeld ist mit der in der Office-IT vor zirka 20 Jahren vergleichbar. Die damaligen IT-Systeme, also Workstations oder PCs, waren auch nicht für den Datenaustausch ausgelegt”, kommentiert IDC-Analyst Mark Alexander Schulte die Ergebnisse. “Sicherheitsstandards mussten sich etablieren. Dies sollte positiv stimmen, dass eine umfangreiche IT-Sicherheit auch im Rahmen von Industrie 4.0 hergestellt werden kann.” Viele Systeme seien derzeit noch nicht auf Netzwerkverbindungen ausgelegt. So könne IDC auch eine teilweise Öffnung von Produktionssystemen feststellen.
Interessanterweise sieht IDC gerade im Maschinen- und Anlagenbau, wie auch unter den Betreibern von Industrieanlagen derzeit den höchsten Verbreitungsgrad. IN diesem Punkt scheinen sich PAC und IDC also recht zu geben. PAC hat für diese Studie 130 IT-Entscheider und Produktionsleiter mittelständischer Fertigungsunternehmen in Deutschland befragt: Die Unternehmensgruppe setzt sich aus folgenden Branchen zusammen: Maschinen- und Anlagenbau (36 Prozent), Automotive (29 Prozent) sowie sonstige Fertigung (36 Prozent) mit einer Mitarbeiterzahl von 250 bis 499 (40 Prozent) beziehungsweise 500 bis 4.499 (60 Prozent). Auftragsgeber Freudenberg IT ist ein vor allem auf den fertigenden Mittelstand spezialisierter IT-Anbieter und SAP-Spezialist. Die Studienergebnisse des “IT Innovation Readiness Index 2014” können unter http://www.freudenberg-it.com/de/it-innovation-readiness-index-2014/ abgerufen werden, die Ergebnisse aus 2013 unter http://www.freudenberg-it.com/de/it-innovation-readiness-index/ueberblick.