Einsatz externer Spezialisten ohne Strategie
Auch wenn es nach wie vor zahlreiche gut ausgebildete Menschen ohne Anstellung gibt, ist es für Unternehmen nicht immer einfach, Fachkräfte mit speziellen Skill-Sets zu bekommen. Die Lösung sehen viele daher in externen Experten.
Die auf IT-Fachkräfte spezialisierte Personalberatung Hays teilt mit, dass so viele Unternehmen wie nie zuvor ihren Bedarf mit externen Fachkräften decken. In der IT setzt man dabei vor allem auf Freiberufler. Knapp die Hälfte der Unternehmen deckt darüber teilweise den Personalbedarf ab. In anderen Bereichen wie etwa dem Produktionsbereich, hat sich bei knapp 70 Prozent der Unternehmen die Arbeitnehmerüberlassung als wichtigstes Beschäftigungsmodell durchgesetzt, wie eine gemeinsame empirische Studie zur Personalplanung und -beschaffung, des Personaldienstleisters Hays und dem Marktforscher PAC zeigt.
Doch haben die meisten Unternehmen hier keine ausgefeilte Strategie für den Einsatz von externen Mitarbeitern. Von den 300 befragten Unternehmensleitern geben mit 87 Prozent die Mehrzahl der Verantwortlichen an, Festanstellungen strategisch zu planen. Über den Einsatz von externen Mitarbeitern hingegen werde “ad hoc” entschieden, was in vielen Fällen ja auch sicher Sinn macht. Das geben im Fall von Freiberuflern 82 Prozent und bei der Arbeitnehmerüberlassung 85 Prozent der Verantwortlichen an.
Die Studie zeige aber auch, dass die Verantwortlichkeiten bei der Rekrutierung von Externen nicht klar geregelt sind. Die Fachsbereichsleiter geben in rund dreiviertel aller Fälle an, selbst hauptsächlich für die Einstellung verantwortlich zu sein (72 Prozent). Allerdings gehen auch 77 Prozent der Human-Ressources-Entscheider davon aus, hier die Fäden in der Hand zu haben. Hier scheint es also ein “Kopetenzgerangel” zu geben.
Auf die Frage, wer die Entscheidung trifft, ob eine Position mit einem freien- oder festangestellten Mitarbeiter besetzt werden soll, erklären 39 Prozent der HR-Leiter, dass dies die Entscheidung der Geschäftsführung ist. Dagegen ist rund die Hälfte der Fachsbereichsleiter davon überzeugt, diese Entscheidung fällen zu können.
“Bei der Rekrutierung externer Mitarbeiter sind die meisten Unternehmen noch weit von einem optimalen Zustand entfernt”, so Dirk Hahn, Vorstand Hays AG. “Hier steht es mehr denn je an, die Kommunikation zwischen allen beteiligten Akteuren zu institutionalisieren, die Prozesse klar zu definieren und über einen Workflow abzubilden.“
Nicht nur PAC und Hays sehen wachsenden Bedarf nach externen Mitarbeitern. Auch das Freelancer-Portal GULP hat zu Beginn des Jahres Bilanz gezogen. So viele Projektanfragen wie nie zuvor habe der Januar gebracht. Es zeigt sich auch, dass die Nachfrage seit Jahren im Steigen begriffen ist.
“Die hohen Nachfragewerte 2013 und der fulminante Jahresstart 2014 zeigen, dass der Fachkräftemangel im MINT-Bereich keine Worthülse ist”, so Stefan Symanek, Marketing-Leiter von GULP. In immer mehr Bereichen würde die IT Einzug halten, veranschaulicht Symanek. Das reiche vom Smart Home bis hin zum Head-Up-Display im Fahrzeug und dementsprechend groß ist dabei die Nachfrage nach Spezialisten. Um so mehr sollten eigentlich auch die entsprechenden Rekrutierungsprozesse standardisiert werden.
An der PAC-Studie “Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen” beteiligten sich 169 Fachbereichsleiter aus den Feldern IT, Forschung und Entwicklung, Finance sowie Produktion, die telefonisch befragt wurden. Zudem nahmen 79 Personal- und 55 Einkaufsleiter an der Onlinebefragung teil, um die Sichtweisen aller an der Planung des Personalbedarfs beteiligten Bereiche zu vergleichen.