Deutsche ISVs auf dem Cloud-Pfad

Das Thema Cloud Computing hat längst den anfänglichen Hype-Status überwunden und ist zu einem echten Business-Trend aufgestiegen.  Die tiefe Verankerung der Technologie in nahezu allen Geschäftsprozessen ist teilweise für den Anwender nicht unmittelbar wahrzunehmen und dennoch ist sie allgegenwärtig. Immer noch tun viele Softwareunternehmen sich schwer, eine glaubwürdige und konsistente Cloud-Story zu erzählen. Selbst Größen wie die SAP gelingt dies nur bedingt und oftmals nur mit erheblichem Aufwand.

Auch das Gros der deutschen Softwarehäuser hat es bisweilen nur ansatzweise geschafft, sich an das kommende Cloud-Zeitalter anzupassen. Viele der meist mittelständischen Unternehmen scheuen das Risiko und die Investitionen, die eine Umstellung des Portfolios in Richtung Cloud mit sich bringt. Trotz alledem ist es für deutsche ISVs (Independent Software Vendors) unerlässlich, sich dem Wandel zu stellen, um somit auch langfristig wettbewerbsfähig sein zu können. Vor diesem Hintergrund hat Crisp Research im Auftrag von PIRONET NDH eine Studie innerhalb der deutschen Softwareindustrie zum Thema „Cloud Transformation“ erstellt, welche die Wahrnehmung des Paradigmenwechsels im deutschen IT-Mittelstand deutlich widerspiegelt.

Erste Schritte in die richtige Richtung

Die Aufteilung der Umsätze deutscher Softwarehäuser innerhalb der Studie zeigt deutlich, dass eine extrem hohe Abhängigkeit von replizierbaren Software- bzw. SaaS-Umsätzen besteht. So tragen diese Umsätze durchschnittlich zu 46 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Damit ist dies nach wie vor die tragende Säule im Geschäft der Softwarehersteller. Dieser Trend wird sich mit der weiteren Verbreitung von Cloud Computing und SaaS-Modellen tendenziell weiter verstärken, da Cloud-basierte Software weniger Individualisierungsspielraum lässt und damit auch weniger Umsätze in diesem Bereich erzielt werden können.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch, welch große tektonischen Verwerfungen, ausgelöst durch Cloud Computing, mittlerweile in der Software-Landschaft wirken. Während fast ein Viertel (24 Prozent) aller befragten Softwareunternehmen bereits über ein existierendes Cloud Business und somit auch über Umsätze in diesem Bereich verfügen, haben sich 16 Prozent noch nicht einmal mit diesem Thema beschäftigt.

Mehr als jedes vierte Softwarehaus (28 Prozent) befindet sich aktuell noch in der Analyse- und Evaluierungsphase potenzieller Technologien und Plattformen. Fast jedes dritte deutsche Softwarehaus ist sogar schon einen Schritt weiter, indem sie sich in der strategischen Planung des Business Case, beziehungsweise in der Test- und Prototypingphase befinden, sei es mit oder ohne Pilotkunden. Das bedeutet, dass noch viel Bewegung im Markt hinsichtlich der zukünftigen Vorherrschaft einzelner Technologien und Plattformen herrscht.

Unterstützt wird die Cloud-Transformation der Softwareunternehmen ebenfalls maßgeblich durch die eigenen Kunden. Etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen nehmen eine verstärkte Nachfrage nach Cloud-basierten Software Services auf der Kundenseite wahr. Dies verdeutlicht noch einmal, dass sich die Digitalisierung der Geschäftsprozesse in den Unternehmen zunehmend beschleunigt.

Software-as-a-Service wird aber auch von fast zwei Dritteln (66 Prozent) der befragten Unternehmen als Wachstumschance verstanden, mittels derer sich neue Geschäftsmodelle etablieren lassen. Nahezu jedes fünfte Unternehmen schätzt die eigene Lage relativ pragmatisch ein und begründet die eigene Transformation mit technischen Anforderungen, die mit der alten Softwarearchitektur schlichtweg nicht mehr abgedeckt werden können.

Cloud als zentraler Treiber für das Neugeschäft

Wie wichtig eine erfolgreiche Transformation für die deutschen Softwarehäuser tatsächlich ist, lässt sich an dem geplanten Neugeschäft in diesem Bereich ablesen. Fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) plant in den nächsten drei Jahren über 50 Prozent der Umsätze im Neugeschäft über Cloud-basierte Modelle zu realisieren. Fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) plant einen Anteil am Neugeschäft in einer Spanne von 21 bis 50 Prozent über Cloud Computing zu realisieren. Dies verdeutlicht noch einmal die potenziellen Wachstumschancen, die sich aus diesem Modell ergeben, aber auch den extrem hohen Erfolgsdruck unter dem die Softwarehäuser stehen.

Die Kunst wird darin bestehen, Cloud Computing und die notwendigen Ressourcen sukzessive neben dem bestehenden Angebot aufzubauen, um langfristig eine Co-Existenz von On-Premise-Software, klassischen Supportdienstleistungen und einer eigenen Cloud-Sparte zu etablieren.

Für die Umsetzung konkreter Produktkategorien im SaaS-Modell zeigt sich, dass die Softwarehäuser nur wenige Einschränkungen sehen. Die Studie zeigt, dass fast alle abgefragten Kategorien zukünftig häufiger im Cloud-Modell angeboten werden als es derzeit der Fall ist. E-Commerce Software im SaaS-Modell steht sinnbildlich für die anstehende Transformation. So werden gemäß der Planung der befragten Softwareunternehmen mehr als 80 Prozent der E-Commerce Applikationen aus der Cloud geliefert. Auch andere Produktkategorien wie die Cloud-Vorreiter Mobile Applications und Collaboration-Lösungen werden heute im Rahmen der Neuentwicklung ohnehin oftmals als reiner Cloud-Service angeboten. Im Umfeld solcher Lösungen kann das SaaS-Modell mit einem Abrechnungsmodell nach Nutzer pro Monat und einem schnellen on-Boarding innerhalb der User-Verwaltung seine Stärken ausspielen.

Aber es zeigt sich in dieser Befragung auch, dass nicht alle Bereiche, beziehungsweise Workloads, für das Cloud Computing-Modell geeignet sind oder vom Kunden nachgefragt werden. Als Beispiel hierfür ist der Bereich Accounting / Finance exemplarisch. Hier planen die befragten Unternehmen offensichtlich, das Cloud-basierte Angebot an Lösungen in Zukunft wieder zurückzufahren.

Vielfalt in den Preismodellen

Rund um Cloud Computing und SaaS haben sich zahlreiche Abrechnungs- und Preismodelle etabliert, die häufig Teil der Argumentationskette für die Nutzung solcher Services sind. Im Rahmen von SaaS-Lösungen hat sich am Markt das Modell der Abrechnung nach Nutzer pro Monat durchgesetzt und wird von den meisten Anbietern (und Anwendern) favorisiert.Erstaunlich ist auf Basis dieser Tatsache, dass 26 Prozent der befragten Softwarehersteller angegeben haben, ihre zukünftigen Cloud-Lösungen weiterhin auf Lizenzen basierenden Modellen anzubieten. Über die Gründe hierfür kann nur spekuliert werden. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (65 Prozent) planen allerdings ihre Cloud-basierte Software nach den marktüblichen Modellen, also transaktions-/volumenbasiert oder Nutzer pro Monat anzubieten.

Fazit

Die Studie zeigt, dass die meisten Softwareunternehmen die Relevanz des Themas offenbar erkannt haben und den Wandel aktiv gestalten wollen. Fast alle berücksichtigen das Thema Cloud Computing schon heute bei der strategischen Planung. Bereits mittelfristig nehmen erste Umsätze massiv Einfluss auf das Neugeschäft. Doch die Cloud-Transformation der ISVs steht noch am Anfang. Aufgrund des aktuellen Planungsstatus der einzelnen Unternehmen werden sich noch einige Verschiebungen im Markt ergeben. Damit sollten sich einzelne Technologieanbieter heute noch nicht als Sieger oder auch als Verlierer verstehen, da die endgültige Durchdringung in der deutschen Softwareindustrie noch lang nicht erreicht ist. Die Aussicht ist dennoch positiv. Es wird deutlich, dass die einzelnen Softwarehäuser die Chancen, Risiken und Grenzen von Cloud Computing erkannt haben und auf dieser Basis ihr Geschäft weiter entwickeln wollen. Einzelne Workloads und Preismodelle werden zukünftig immer häufiger im Cloud-Modell abgebildet.

Die vollständige Studie „Auf dem Weg in die Cloud Transformation – Zukunft der deutschen Softwareindustrie“ gibt es kostenlos zum Download.

Redaktion

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