Oracle plant zwei Rechenzentren in Deutschland und will damit die Cloud-Präsenz des Anbieters im wichtigen aber auch sensiblen deutschen Markt stärken. Bislang war Oracle in Cloud eher zurückhaltend. Bekannt gemacht hat diese Pläne der EMEA-Chef Loïc Le Guisquet auf der Hausmesse OpenWorld in San Francisco.
Eröffnet hatte die Veranstaltung am Sonntag Firmengründer und Oracle-CTO Larry Ellison. Der einstige Cloud-Skeptiker Ellison, der sich inzwischen von seinem Posten als CEO verabschiedet hat, bekräftigte dabei, dass Oracle auf dem Weg zum führenden Cloud-Anbieter sei. Seine Neigung, Marktbegleiter mit markigen Worten zu bedenken, hat er allerdings nicht abgelegt.
In der Eröffnungsrede auf der OpenWorld erklärt Larry Ellison 2014 als einen Wendepunkt für Oracle – insbesondere hinsichtlich des Cloud-Geschäfts. Es habe ihm und anderen Oracle-Verantwortlichen vor einigen Jahren “gedämmert”, dass das Unternehmen die Cloud-Services SaaS, PaaS sowie Infrastructure-as-a-Service zusammen offerieren müsse. Im Mittelpunkt seiner weiteren Ankündigungen standen Oracles Datenbank-Dienste. Ellison stellte den Kunden mit Oracles aufgerüsteter Cloud-Plattform in Aussicht, dass sie Datenbanken und Anwendungen mit einem einzigen Klick in die Cloud verschieben können – ohne “auch nur eine Codezeile” ändern zu müssen. Zudem unterstrich er, wie wichtig es für Unternehmen heute sei, die Daten gegen unbefugten Zugriff zu schützen.
Und so kündigt Oracle nun auch zwei Rechenzentren in Deutschland an. An den Standorten Frankfurt sowie München und werden in Zusammenarbeit mit den Co-Location-Partnern Interxion und Equinix die beiden neuen Zentren für Oracle-Dienste entstehen.
Noch vor Jahresende sollen diese in Betrieb gehen und als erste Produkte Oracle HCM Cloud, Oracle Sales Cloud, Oracle Service Cloud sowie Oracle Talent Management Cloud bereitstellen. Die beiden Rechenzentren stehen zunächst nur neuen Kunden offen. Sie ergänzen Oracles vorhandene Rechenzentren in Großbritannien und den Niederlanden. Das Unternehmen sieht die neuen Anlagen als Blaupause, um nach diesem Vorbild schnell in weitere Märkte weltweit expandieren zu können.
Laut Loïc Le Guisquet sollen die Rechenzentren “Cloud-Dienste für jene Firmen in Deutschland anbieten, die es vorziehen, dass Cloud-Anwendungen in Deutschland bereitgestellt werden”. Die Entscheidung für die Eröffnung der Rechenzentren sei gefallen als “Antwort auf die sehr große Nachfrage in Deutschland und vor allem auf Fragen rund um Sicherheit”.
Nicht bestätigen konnte der Oracle-Manager, dass in den deutschen Rechenzentren gespeicherte Daten ausschließlich dem EU-Recht unterliegen und vor dem Zugriff durch US-Behörden geschützt sind. Diese Frage, die viele IT-Verantwortliche beschäftigt, versuchte er herunterzuspielen. “Der Speicherort der Daten ist nur ein Faktor unter vielen, der hier eine Rolle spielt”, sagte er.
“In Deutschland ist Datensicherheit ein besonders sensibles Thema”, erklärt auch Oracle-Deutschlandchef Jürgen Kunz. Zum einen sei in Bereichen wie Personaldaten erforderlich, die Informationen in deutschen Rechenzentren zu lagern. “Es gibt aber auch Kunden mit dem Bedürfnis, die Daten in Deutschland zu speichern, und wir wollen auch ihnen gerecht werden.” Kunz sprach sich gleichzeitig gegen Pläne für einen europäischen Datenraum aus: “Es ist überhaupt nicht notwendig, sich in einem einzelnen Datenraum abzuschotten. Das darf man nicht vermischen mit der NSA-Diskussion. Geheimdienste gibt es ja auch hier.” Die neuen Rechenzentren in Deutschland würden vielmehr den beträchtlichen Bedarf deutscher Unternehmen an Cloud-Applikationen decken. Oracle wolle diese Dienste damit “quasi vor der Haustür” der größten deutschen Unternehmen anbieten.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.com]
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