Die Experten von Gartner können diese Mytenbildung im Guten wie im Schlechten durchaus nachvollziehen. “Das Cloud-Computing birgt schon von sich aus die Gefahr von Mythen. Es sind Funktionen, die als Service geliefert werden und das über eine klare Grenze zwischen Service-Provider und Verbraucher”, so David Mitchell Smith, Vice President und Gartner Fellow. Für den Anwender gebe es dabei viele Unbekannte und daher verwundere es nicht, dass hier Vermutungen und Missverständnisse aufkochen. Daneben würden auch bei formalen Definitionen verschiedene Perspektiven und Interessenslagen dazu führen, dass sich das Thema vernebelt, auch der “Hype” der um diese Technologie herum aufgezogen werde, sei wenig hilfreich. Deswegen versucht Smith mit einer Top-Ten-Liste der wichtigsten Cloud-Mythen einige Missverständnisse auszuräumen.
Vor allem Infrastruktur-Services werden immer günstiger, das mag zutreffen. Amazon und Microsoft Azure etwa versuchen sich nicht zuletzt über Preise gegenseitig Anwender wegzuschnappen; für Anwender kann sich das positiv auswirken. Aber das treffe laut Gartner nicht für alle Bereiche zu: So seien die meisten Software-as-a-Serivce-Angebote im Preis stabil. Daher könne es sich für einen CIO negativ auswirken, wenn man Preisvorteile verspricht, die dann so nicht eintreten, warnt Smith.
Diese irrige Annahme resultiere aus dem “Cloud Washing”. So würden viele Organisationen das Etikett an Projekte heften, die streng genommen nichts mit der Cloud zu tun haben, um so Gelder zu bekommen oder sich für unklare Strategien attraktiv zu machen und das begleitet von umfangreichen Marketingkampagnen. Daher würden viele dem Glauben erliegen, dass eine gelungene Lösung einzig und alleine aus der Cloud kommen könne.
Diese Annahmen hängt stark mit Punkt zwei zusammen. “Natürlich gibt es Fälle, in denen die Cloud eine großartige Lösung darstellt, aber nicht alle Anwendungen und Workloads profitieren von dem On-Demand-Modell”, relativiert Smith. So sei es beispielsweise keine gute Idee eine Legacy-Anwendung in die Cloud umzuziehen, wenn es nicht klare wirtschaftliche Gründe dafür sprechen.
In vielen Unternehmen gibt es nach wie vor keine Strategie für diese neue Distributionsform, weiß Smith aus seiner Erfahrung. Häufig bestehe die Strategie darin, dass man den Forderungen des Geschäftsführers nachkomme. Eine Strategie starte bei der Identifizierung von Geschäftszielen, die dann auf mögliche Vorteile durch die Cloud abgeklopft werden sollten. Smith: “Die Cloud sollte als ein Werkzeug für ein Ergebnis gesehen werden und dieses Ergebnis sollte zunächst definiert werden.”
Die Cloud ist keine Einheit und an dieser Tatsache sollte sich auch eine Strategie ausrichten. Nachdem es viele verschiedene Aspekte auf unterschiedlichen Ebenen gibt – wie IaaS, SaaS, PaaS, DaaS, oder Modellen wie “Lift and Shift” oder native Anwendungen – sollten auch die Anforderungen gesondert betrachtet und auf die Unternehmensziele abgestimmt werden. Eine Standardisierung auf eine Strategie oder einen Anbieter mache in den wenigsten Fällen Sinn.
Dass es in einem SaaS-Modell weniger Sicherheit gibt, scheint für Smith eher ein Wahrnehmungsproblem zu sein und nicht auf belastbaren Fakten zu basieren. Bis heute gebe es nur wenige bekannte Sicherheitsübergriffe in der Cloud und in vielen Fällen sei hier auch nach wie vor ein On-Premise-Rechenzentrum involviert. Auch silicon.de-Blogger Sigfried Lautenbacher, Gründer und Chef des IT-Service-Unternehmens Beck et al. Services stellt in seinem aktuellen Beitrag klar, dass in den meisten Fällen die größten Risiken nicht in der Cloud lauern: “Ich empfehle, die Logik einfach umzudrehen, denn in ‘On Premise”’ Datenzentren lauern die größeren Gefahren! Informell erfahren wir in unseren Assessments immer wieder, dass den Beteiligten sehr wohl bewusst ist, wie weit entfernt sie in Sachen Sicherheit den Cloud-Infrastruktur-Anbietern eigentlich hinterher hinken.” Wer allerdings auf eine native Cloud-Lösung setze, müsse darauf vertrauen, dass der Anbieter die Daten entsprechend schützt, erklärt Lautenbacher.
Diese Annahme stammt aus der Entwicklung dieser Technologie: Erste Anwender hatten mit der Cloud experementiert und dabei natürlich keine Kernfunktionalitäten ausgelagert. Schon heute, so Smith, existieren Unternehmen, die sozusagen in der Cloud “geboren” sind und vollständig auf externe Services zugreifen.
Es gehe in vielen Fällen nicht darum, zusammen mit einer Cloud-Migration das gesamte Rechenzentrum abzuschalten. Auch sollte die Cloud-Strategie nicht mit der Rechenzentrum-Strategie gleichgesetzt werden. Natürlich hab es Folgen, wenn Workloads ausgelagert werden, aber Data-Center-Outsorcing oder Rechenzentrumsmodernisierung sollten nicht mit der Cloud synonym verwendet werden.
Nur weil man eine Anwendung oder einen Prozess in de Cloud auslagert, bedeute das laut Smith noch lange nicht, dass dadurch auch alle Charakteristika der Cloud erfüllt sind. Es gelte daher klar zwischen einer Anwendung zu unterscheiden, die in der Cloud gehostet wird und zwischen Cloud Services.
Viele Anwender setzen auf Virtualisierung, um Cloud-Computing zu realisieren. Doch ist das nicht der einzige Weg, um die Cloud zu implementieren. Virtualisierung alleine mache laut Smith noch keine Cloud. Vor allem in Diskussionen über Private Cloud, ist für viele Unternehmen eine automatisierte und virtualisierte Umgebung die richtige Lösung, doch genau das werde häufig fälschlicherweise als Private Cloud bezeichnet.
Gartner-Analyst Smith und der IT-Service-Praktiker Siegfried Lautenbacher sind sich offenbar darüber einig, dass man mit Pauschalurteilen in der Cloud nicht weiterkommt. Beide setzen sich also letztlich dafür ein, die Diskussion über die Cloud auf den Boden der Tatsachen zu holen.
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Mythen 3,4 und 5 gelten eigentlich für jegliche Technologie und sind daher nicht Cloud-spezifisch.
Noch eins: eine gründliche Redigierung der Silicon-Artikel hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion wäre nicht schlecht....;-)
MfG
F. Raudszus
Der Mythos 7 ist m.E. kein Mythos - zumindest nicht im Ansatz überall. Man denke nur einmal daran, dass das Thema "Leitung in die Cloud" bislang nur in Ausnahmefällen als hochverfügbar bezeichnet werden kann. Und darüber laufen dann unternehmenskritische Anwendungen? Ich nenne das Harakiri.