Die chinesische Hackergruppe TaiG hat einen Jailbreak für iOS 8.1.1 präsentiert. Erst vor knapp zwei Wochen hatte Apple die jüngste Version des Mobilbetriebssystem veröffentlicht. Der Jailbreak soll auch mit Betaversion 8.2 funktionieren. Die Installation erfolgt auf eigene Gefahr.
Momentan ist das Tool von TaiG nur für Windows und in chinesischer Sprache verfügbar. Dabei handelt es sich um einen Untethered Jailbreak. Somit muss dieser nach einem Geräteneustart nicht erneut ausgeführt werden. Nutzer können sich bei der Installation entscheiden, ob sie Cydia oder einen chinesischen App-Store aufspielen wollen.
Das Tool steht auf der Website von TaiG zum Download bereit und ist 45,9 MByte groß. Angeblich unterstützt es sämtliche Apple-Mobilgeräte, auf denen iOS 8.x läuft. Dazu zählen alle iPhones von 4S bis 6 Plus, iPad, iPad 2 und iPad Air, iPad Mini sowie die fünfte Generation des iPod Touch. Die Passcode-Sperre sowie der iCloud-Dienst “Mein iPhone suchen” sollte vor der Installation deaktiviert werden, so die Entwickler.
Unklar ist bislang, warum TaiG den Jailbreak noch vor der finalen iOS-Version 8.2 bereitgestellt hat. Denn so bietet es Apple die Möglichkeit, die dafür ausgenutzten Lücken in der Final zu schließen und den Jailbreak damit unwirksam zu machen.
Der als Mitglied der Entwicklergruppe Evad3rs ebenfalls der Jailbreak-Szene angehörende MuscleNerd mutmaßt auf Twitter, dass sich TaiG einen Wettlauf mit dem Pangu-Team liefert, wer den ersten funktionierenden Jailbreak für die jüngste iOS-Version bereitstellt. Außer um Ruhm und Ehre gehe es dabei auch um das große Geld. Beide Gruppen betreiben beispielsweise eigene App Stores, an denen sie mitverdienen.
Durch einen Jailbreak erhalten Nutzer Zugriff auf Programme, die Apple im eigenen App Store nicht anbietet. Neben Must-Have-Tools wie SBSettings sind vor allem Anwendungen für den Schutz der Privatsphäre beliebt. Mit Protect my Privacy (PMP) und Privacy lässt sich die Datensammelleidenschaft, die fast jede offizielle App aus dem App Store an den Tag legt, stark einschränken.
Die beiden Tools bieten deutlich mehr Datenschutzoptionen als die von Apple in iOS 8 integrierten Privatsphärefunktionen. Bei vielen ist ebenfalls die App “iFile” beliebt, die einen unbeschränkten Zugriff auf angeschlossene USB-Sticks ermöglicht. Auch Adblocker stehen für gejailbreakte Geräte zur Verfügung. Ferner können Jailbreak-Anwender den Sprachassistenten Siri durch Google Now ersetzen.
Ein Jailbreak erhöht naturgemäß auch die Infektionsgefahr durch schadhafte Software. Zwar ist im traditionellen Cydia-Store noch kein schädliches Programm entdeckt worden, dafür geht vor allem von chinesische App Stores eine große Gefahr aus. Allerdings haben Cyberkriminelle inzwischen auch einen Weg gefunden, nicht per Jailbreak entsperrte Geräte mit Malware zu infizieren.
Apple selbst warnt vor Jailbreaks. Sie könnten verschiedenste Probleme auf den gehackten iOS-Geräten verursachen, darunter Instabilität, Sicherheitsprobleme, Gesprächsabbrüche, unzuverlässige Datenverbindungen und verschlechterte Akkulaufzeiten.
Der iPhone-Hersteller vertritt außerdem die Ansicht, dass ein Jailbreak seine Lizenzbedingungen verletzt und gegen den US Digital Millennium Copyright Act verstößt. Er behält sich vor, “Kundendienstleistungen für Geräte zu verweigern, auf denen ungenehmigte Software installiert ist”.
Das US Copyright Office hat indes 2010 entschieden, dass ein Entsperren des iPhone für die Installation beliebiger Software legal ist. Die Entscheidung fiel im Rahmen eines alle drei Jahre üblichen Revisionsprozesses des Digital Millennium Copyright Act auf Antrag der Electronic Frontier Foundation (EFF). Zudem ist es Nutzern erlaubt, einen sogenannten Unlock zur Aufhebung der Providersperre (SIM-Lock) durchzuführen.
Eine ähnliche Auffassung vertritt auch der Europäische Gerichtshof. Im Januar erklärt er das Umgehen von Schutzmechanismen für die Installation von Programmen für legal. Verboten bleibt das Aushebeln des Kopierschutzes von urheberrechtlich geschützten Inhalten.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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