Die Frage nach dem wichtigsten europäischen Softwareanbieter ist schnell
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Software-Unternehmen in Europa überwiegen derzeit die Gwinne, heißt es von dem französischen Investor Truffle.
beantwortet: SAP – als frisch gebackene Societas Europaea – ist in dem Ranking Truffle 100 Europe mit großem Abstand der umsatzstärkste Hersteller. Aus deutscher Sicht sind die Software AG sowie Wincor-Nixdorf auf den Rängen zwei und drei.
Im Europäischen Vergleich ergibt sich folgende Liste: SAP, Dassault Systemes (Frankreich), Sage (UK), Hexagon (Schweden) und Wincor Nixdorf. Das Venture-Capital-Unternehmen Truffle veröffentlicht nun bereits die neunte Auflage des Truffle 100 Europe (PDF). Damit sollen die hundert umsatzstärksten Softwarefirmen in Europa erfasst und vergleichbar gemacht werden.
Aber nicht der Umsatz spielt in dem Ranking eine Rolle, an dem außerdem die Analystenhäuser IDC, BARC, PAC sowie die Essec Business School beteiligt sind. Neben weiteren Punkten wie Gewinn oder Personal-Situation beleuchtet die Studie auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Vor allem die Ausgaben in Forschung und Entwicklung sind in der Liste von besonderer Bedeutung. “Jetzt ist es geschehen: die 9. Ausgabe des Truffle 100 zeigt zum ersten Mal, dass sich die Graphen für Profite (6,3 Milliarden Euro) und der Graph für die Ausgaben für Research and Development (6,9 Milliarden Euro) kreuzen”, erklärt Bernard-Luis Roques, General Partner und Mitgründer von Truffel. Das bedeute, dass Softwareunternehmen mehr Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben, als sie durch Gewinne generieren können. Zudem zeigen die Wachstumsraten in Europa nach unten. Dennoch bleibe der Software-Branche nichts anderes übrig, als in Innovationen zu investieren. Die Lage sei jedoch riskant. Der Markt sei immer stärker von internationalen Wettbewerb gekennzeichnet und der Paradigmenwandel hin zu SaaS-Modellen und Mobility stelle die Branche vor weitere Voraussetzungen. Schwierig sei derzeit auch der Zugang zu den Kapitalmärkten.
“Der Ruf nach Maßnahmen wie etwa der Small Business Act, Steuerbefreiungen für Research and Development oder Anreize für Risikokapital sollte nicht ungehört bleiben”, warnt Roques.
Immerhin brauchen sich die Unternehmen im Schnitt nicht über sinkende Umsätze beklagen. Die wachsen laut Truffel bei Software und Services von 41,1 auf 42,2 Milliarden Euro. Deutschland trägt mit 15 der in der aktuellen in der Top-100-Liste vertretenen Firmen zu 49,9 Prozent zum Umsatz aller untersuchten Software-Firmen bei. 39 Prozent des gesamten Umsatzes mit Software und Services in der EU geht alleine auf das Konto der Walldorfer. Achtmal höher liegen die Umsätze von SAP wie der europaweit zweitplatzierte, die französische Firma Dassault.
Hinter Deutschland folgen Großbritannien, dessen zwölf im Ranking vertretene Firmen auf 12,8 Prozent des Gesamtumsatzes kommen, und Frankreich (21 Firmen und ein Anteil am Umsatz von 11,9 Prozent). Stärkste Firmen in diesen Ländern sind Sage Software (insgesamt auf Rang drei) und Dassault (insgesamt auf Rang zwei).
Den vierten Platz sichert sich in 2014 Schweden. Auch hier trägt mit der Firma Hexagon, die auch im Ranking der Firmen Platz vier belegt, ein großer Anbieter wesentlich zur guten Platzierung bei. Er setzte 2015 mit fünf Übernahmen sein aggressives Wachstum fort. Aber auch mit dem Analytics-Spezialisten Qlik (Rang 21) der inzwischen sogar den ERP-Anbieter IFS (Rang 27) überholt hat, sind Firmen aus dem skandinavischen Land, aus dem insgesamt neun der Truffle 100 Europe stammen, gut positioniert.
Die aktuelle Ausgabe der Liste Truffle 100 Europe zeigt allerdings auch, dass trotz weiter steigender Ausgaben in Forschung und Entwicklung nur noch wenige Mitarbeiter neu eingestellt werden. Die Zahl nahm von 63.290 Mitarbeitern in diesem Bereich bei allen gelisteten Firmen lediglich auf 63.957 im Jahr 2013 kaum zu. Interessant ist auch, dass auf fünf Länder 84 Prozent all dieser Stellen entfallen – rund 38 Prozent auf Deutschland, 18 Prozent auf Frankreich, nur noch 10 Prozent auf Großbritannien und 8,7 respektive 7,6 Prozent auf die Niederlande und Schweden. (2011 waren es noch 37,2 Milliarden), die Gewinne legten von 5,8 auf 6,3 Milliarden Euro zu.
Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz | |||
Rang | Firma | Einnahmen 2013 in Millionen Euro | Land |
---|---|---|---|
1. | SAP | 16.815,0 | Deutschland |
5. | Wincor Nixdorf | 2463,8 | Deutschland |
7. | Software AG | 856,5 | Deutschland |
8. | Datev | 803,0 | Deutschland |
15. | Swisslog | 541,1 | Schweiz |
18. | GAD | 441,2 | Deutschland |
22. | Temenos | 352,3 | Schweiz |
23. | Compugroup | 396,6 | Deutschland |
30. | Avaloq | 301,5 | Schweiz |
43. | Nemetschek | 185,9 | Deutschland |
48. | PSI | 176,3 | Deutschland |
12. | MSG Life (COR&FJA) | 131,3 | Deutschland |
55. | Haufe Group | 251,0 | Deutschland |
64. | Personal&Informatik | 93,3 | Deutschland |
68. | Seeburger | 86,0 | Deutschland |
76. | Buhl Data Service | 78,0 | Deutschland |
80. | Elca | 78,9 | Schweiz |
88. | Isis Papyrus | 66,1 | Österreich |
84. | Eri Bancaire | 65,0 | Schweiz |
91. | Automic | 54,2 | Österreich |
96. | IC (Intershop Communications) | 53,6 | Deutschland |
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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