Die Gewerkschaft Verdi hat die Mitarbeiter eines weiteren Logistikzentrums zum Streik aufgerufen. Seit beginn der Frühschicht um 5.00 Uhr wird das Zentrum in Koblenz (Rheinland-Pfalz) bestreikt. Wie Jürgen Dehnert, Sprecher der Gewerkschaft, mitteilt haben sich derzeit rund 100 Mitarbeiter vor den Werkstoren versammelt.
Über Facebook teilt Dehnert mit, dass der Streik auf zwei Tage angelegt ist. Laut Verdi soll an allen sechs Standorten bis Mittwochabend bis zum Ende der Spätschicht gestreikt werden.
Zum ersten Mal wird damit an sechs der insgesamt neun Amazon-Logistikzentren in Deutschland gestreikt. Am Montag starteten die Mitarbeiter an den Standorten Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (jeweils Nordrheinwestfahlen).
Stefanie Nutzenberger, als Verdi-Bundesvorstandsmitglied für den Handel zuständig erklärt: “Das Unternehmen stößt mit seiner Blockadehaltung, überhaupt über einen Tarifvertrag zu verhandeln, auf immer mehr Widerstand.” So sollen sich am ersten Tag des Streiks laut Gewerkschaftsangaben 2300 Mitarbeiter an dem Ausstand beteiligt haben. Verdi wertet diese Zahl als Erfolg. Wie Amazon gegenüber der DPA mitteilt, sollen es 2100 Mitarbeiter gewesen sein.
Verdi weitet nicht nur die Streiks aus, sondern findet für die Kritik an dem Arbeitgeber immer schärfere Worte: “Das Unternehmen versucht mit dem Hinweis, es orientiere sich am Logistiktarifvertrag, nur davon abzulenken, dass es die Rechte von Beschäftigten grundsätzlich missachtet und weiterhin willkürlich alleine über die Arbeitsbedingungen entscheiden will.”
Für das umsatzträchtige Weihnachtsgeschäft hat Amazon bundesweit nach Unternehmensangaben neben den knapp 10 000 Festangestellten auch 10 000 Saisonkräfte beschäftigt. Der Versender hält zudem an dem “Versprechen” fest, Ware pünktlich zum Weihnachtsfest auszuliefern.
Die Streiks würden teilweise verzögerte Auslieferungen nach sich ziehen, heißt es von Verdi. Amazon hält dagegen, dass die Ware pünktlich ausgeliefert wird und die Streiks den Betrieb nicht nennenswert behindern.
Verdi versucht über diese Maßnahmen, Amazon an den Verhandlungstisch zu bekommen. Bis lang entlohnt Amazon Mitarbeiter nach dem Tarif der Logistikbranche. Die Gewerkschaft fordert seit längerem aber den Tarif für den Einzelhandel. Seit Ostern 2013 verleiht Verdi diesen Forderungen über Streiks Nachdruck.
“Was wiegt denn höher: Dass ein Päckchen pünktlich unter dem Weihnachtsbaum liegt – oder dass ein global agierendes Unternehmen auch bei uns die Rechte der Beschäftigten achtet? Die Antwort liegt doch auf der Hand”, kommentierte Nutzenberger gegenüber der ‘Bild’ (Dienstagsausgabe). “Wenn jemand das Weihnachtsfest verdirbt, dann Amazon. Das Unternehmen kann die Streiks beenden, wenn es seine Blockadehaltung aufgibt und einen Tarifvertrag abschließt.”
Nutzenberger nimmt damit das Argument Amazons auf, dass die Gewerkschaft auf Kosten der Verbraucher zur Weihnatszeit zu Streiks aufruft.
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